Weihnachtsmarkt in Frankfurt: Fichte Gretel kommt schon bald auf den Römer

Die Suche nach einem Weihnachtsbaum für den Römer führt in diesem Jahr in den Spessart. Die Fichte Gretel, gut acht Tonnen schwer, soll schon bald nach Frankfurt kommen.
Frankfurt - Wenn eine Gruppe von Frankfurter Journalistinnen und Journalisten und Angestellte der Tourismus- und Congressgesellschaft (TCF) durch den Spessart-Wald ziehen, ist es wieder Zeit, den Frankfurter Weihnachtsbaum zu finden. Eine Fichte wird es sein, mit weiblichem Namen. Eine Geschichte mit ungeahnten Höhen, einem Tiefpunkt und der Gretel als Schlusspunkt.
Warum in die Ferne schweifen, wenn die schönsten Fichten doch mitunter gleich in Hessen wachsen? Das dachte sich auch Thomas Feda, Geschäftsführer der TCF, und fragte wieder im Spessart nach, ob sich noch ein passables Bäumchen für den Römerberg finden ließe. Mit den Bäumen aus Schlüchtern und Bad Orb hatte die Stadt ja bereits gute Erfahrungen gemacht.
Frankfurt: Weihnachtsbaum für Weihnachtsmarkt kostet einen vierstelligen Betrag
In diesem Jahr kauft die TCF den Baum. Für einen vierstelligen Betrag, wie Feda sagt. Weil lange nicht klar gewesen sei, ob der Weihnachtsmarkt stattfinden könne, habe man sich nicht nach möglichen gespendeten Bäumen umgeschaut. Nun kommt die Fichte aus dem öffentlichen Wald von Hessen-Forst.
Matthias Krug, Barbara Amrhein-Krug und Robert Bonhard haben geschaut, welcher Baum den Anforderungen genügen würde. Die drei kümmern sich sonst um weihnachtliche Dekorationsbäume, etwa in Kirchen oder der EZB. Vier mögliche Bäume hatte Krug ausgesucht, der sich damit auch einen Kindheitstraum erfüllt. „Ich stand schon als 6-Jähriger vor dem Baum am Römer und hab‘ ihn angeschaut.“ Den Baum selbst zu finden und vorm Römer zu sehen, das war das Ziel.
Weihnachtsmarkt in Frankfurt: Transport wird schwierig
Doch Thomas Feda muss den Baum ja noch abnehmen. Und so geht es zur Sichtung am Dienstagvormittag in den Spessart. Baum Nummer eins steht im Flörsbachtal nahe dem Örtchen Lohrhaupten. Feda ist begeistert. „Den würde ich gleich mitnehmen“, sagt er angesichts der fast 30 Meter hohen Fichte. Doch der Abtransport wäre schwierig, weil der Baum nicht leicht zugänglich ist. Bei näherem Hinsehen fallen dem TCF-Geschäftsführer auch die zu dicken Äste auf. Den Baum für den Transport zu binden, ohne dass etwas bricht – fast unmöglich. So stattlich er auch ist - er ist zu breit für den Römer. Nun trauert Feda dem Riesen etwas hinterher. „Vielleicht hätten Sie mir den gar nicht zeigen dürfen.“ Der Maßstab ist jedenfalls gesetzt. Ebenfalls positiv: Der nasse Herbst hat den Bäumen gut getan. Diesmal sollten keine Äste brechen, weil der Baum zu trocken ist.
Der zweite Baum steht ein paar Autominuten entfernt. Er ist wenige Meter kleiner als der erste, äußerst dicht gewachsen und hat auch dünnere Äste. Der Standort wäre super zum Abtransport. Aber die Fichte steht nicht frei. Feda bahnt sich den Weg durch hohes Gras und Sträucher, um den Baum von hinten zu sehen. Ernüchterung macht sich breit. „Voll hässlich.“ Die Rückseite sieht aus, als ob der Baumfriseur fünfmal mit dem Rasierer abgerutscht sei: fast kahl. Eine Mogelpackung, der Feda doch noch Gutes abgewinnen kann. „Psychologisch ist das clever, vor dem Favoriten so einen zu präsentieren.“
Weihnachtsmarkt in Frankfurt: Fichte Gretel hat nicht so einen weiten Weg
Die im Vorfeld auserkorene Fichte steht dann auch gar nicht weit weg. Im Jossgrund nahe dem Ort Pfaffenhausen. 31 Meter hoch, 90 Jahre alt, zwischen acht und neun Tonnen schwer und mit einem Stammumfang von gut 90 Zentimetern. „Der ist schon schön. Sehr schön“, sagt Feda. Unten kommen noch maximal fünf Meter weg. Im mittleren Teil müsse Baumkosmetiker Jörg Renneisen, der sich um die Elektrik und den Baumschmuck kümmert, etwas nachjustieren. Aber sonst macht der Baum was her. Auch der Abtransport werde gut klappen. Nun drücken alle die Daumen, dass die Fichte auch unbeschadet am 4. November nach Frankfurt gelangt.
Ganz traditionell hat der Baum auch wieder einen Namen. Einen weiblichen, das gab es zuvor erst ein Mal. Und so folgt der Ines nun die Gretel, passend zum Märchenwald im Spessart der Brüder Grimm. Und nach dem Weihnachtsmarkt wird aus der Gretel eine Sitzgelegenheit am Sportplatz an der Wegscheide. (Steven Miksch)