Ich fordere die SPD Frankfurt auf, Bäppler-Wolf aus der Fraktion und der Partei zu werfen. Er ist bei der AfD oder der BFF besser aufgehoben. Es ist ja auch nicht sein erster Ausfall. Erst kürzlich hat er eine Kollegin im Stadtparlament transfeindlich beleidigt. Wie das zur Politik der SPD passt, ist mir schleierhaft. Ich frage mich, wie Mike Josef mit solchen SPD-Mitgliedern Oberbürgermeister werden will.
Er will nicht mit Rechtspopulisten in einem Atemzug genannt werden. Dann soll er halt kein rassistisches Zeug reden.
Man hat den Eindruck, er reduziert jugendliche männliche Gewaltausbrüche auf Menschen mit Migrationsgeschichte. Was würde er zu Gewaltexzessen etwa bei Fußballspielen in Dresden sagen?
Daran krankt die Diskussion immer. Befeuert durch Springer-Presse und AfD-nahen Menschen. Schuld haben immer die anderen, die „Ausländer“. Der „aufrechte Deutsche“ ist pünktlich, freundlich, hält sich immer an Gesetze und ist immer das Opfer – von wegen „unsicher im eigenen Land“. Das ist die Rhetorik. Die Fremden kommen, um uns Deutsche zu bedrohen. Damit wird dann gerne legitimiert, keine Menschen mehr ins Land zu lassen.
Wir sehen aber an der ganzen Polizeigewalt, an eben diesen Fußballfans, die mit Feuerwerk Schiedsrichter:innen und Polizei angreifen, wie lächerlich und falsch dieses Weltbild ist. Ich habe auch keine Person mit „Migrationshintergrund“ - was soll das überhaupt sein? - beim NSU-Komplex gesehen oder bei den kürzlich aufgeflogenen Umsturzversuchen der Reichsbürger. Am lautesten für ein „Grundrecht aufs Böllern“ haben übrigens weiße Deutsche geschrien.
Kann es sein, dass migrantisch gelesene Jugendliche halt auch eine andere Beziehung zur Polizei haben, Stichwort Racial Profiling.
Ja, natürlich. Ich bin zwar keine betroffene Person, aber das Problem ist hausgemacht. Wenn wir uns Menschen gegenüber, die nicht das 50er-Jahre-Bild eines Deutschen erfüllen, ständig herablassend äußern, wenn wir sie nicht als unsere Freunde, sondern als Fremdkörper behandeln, wenn sie Repressionen der Ordnungsbehörden ausgesetzt sind, angefangen bei der Ausländerbehörde bis hin zu willkürlichen Polizeikontrollen, dann schürt das natürlich auch eine gewisse Grundstimmung. Ich kann jeden Menschen verstehen, der oder die wütend auf die Menschen und Gesetze in diesem Land sind. Ich bin es auch.
Also Sie sehen hier ein gesellschaftliches Problem?
Berichte von Gewaltorgien und Respektlosigkeiten durch Polizist:innen kommen ja nicht nur von migrantisch gelesenen Personen, sondern von vielen unterschiedlichen Gruppen.
Wir müssen auf jeden Fall endlich einen anderen Weg einschlagen, besonders beim Thema Migration. Die Deutschen müssen endlich begreifen, dass sie nicht allein sind auf der Welt, dass es (oh Wunder) viel mehr Ausland gibt als Deutschland. Wir dürfen nicht Weltoffenheit predigen und Hass leben. Die Alternative ist, aus allen völkerrechtlichen Gemeinschaften auszutreten, die Mauer wieder aufzubauen (dieses Mal aber richtig und ums ganze Land) und sich, ohne jeglichen Ressourcen wie Öl, Gas, Südfrüchte aus dem Ausland oder Internet, selbst zu versorgen. Das bedeutet, in Höhlen zu wohnen und Rüben zu essen. Vielleicht haben die Deutschen aber auch genau das verdient!
Warum fokussiert sich das auf Berlin?
Es wird ja immer auf den Migrant:innen-Anteil verwiesen, aber das geht an der Realität vorbei. Neukölln hat einen Anteil von 39 Prozent, München einen Anteil von 29 Prozent, in Frankfurt liegt der Anteil bei 32 Prozent. Der Unterschied ist, dass in München oder Frankfurt den Menschen offensichtlich anders begegnet wird und sie weniger marginalisiert werden. Das scheint in Berlin so nicht der Fall zu sein. Es liegt am Arm-Reich-Gefälle.
Wie passt das mit der SPD zusammen?
Gerade die SPD scheint hier nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems zu sein. Gesundheitsminister Karl Lauterbach etwa forderte auf Twitter, Menschen, die sich in Berlin „chaotisch“ verhalten hätten, die Wohnung zu kündigen. Also wie weit sind wir denn gekommen? Und in Frankfurt ist es bemerkenswert, dass sich die SPD mit dem Claim „Haltung“ zeigen und einem Bäppi La Belle auf ihrer Webseite brüstet, obwohl dieser den Konsens der SPD längst verlassen hat.
Interview: Katja Thorwarth