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Vorbilder für Migrantinnen aus Politik und Führungspositionen

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Von: Timur Tinç

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Die erste Stadtverordnetenvorsteherin in Frankfurt mit Migrationshintergrund: Hilime Arslaner.
Die erste Stadtverordnetenvorsteherin in Frankfurt mit Migrationshintergrund: Hilime Arslaner. © Renate Hoyer

Rund 100 Frauen aus dem Rhein-Main-Gebiet nehmen an einem Kongress der Kommunalen Ausländerinnen- und Ausländervertretung (KAV) Frankfurt teil, um sich für Engagement inspirieren zu lassen.

Hibba Kauser wollte eigentlich gar nicht in die Politik gehen. Irgendwann ist die 22-Jährige an den Punkt gekommen, wo sie sich selbst gesagt hat: „Wenn ich das nicht mache, wer macht es denn sonst?“, berichtete die SPD-Stadtverordnete aus Offenbach. Sie wurde in einem Flüchtlingslager in Brandenburg als Kind von Eltern aus Pakistan geboren und engagiert sich seit ihrem 15. Lebensjahr in der SPD. Kauser stand zusammen mit Frankfurts Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg, Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner (beide Grüne) und der FDP-Stadtverordneten Kriti Kumar aus Kelsterbach am Dienstagabend auf dem Podium im Stadthaus zum Kongress der Migrantinnen in Politik und Führungspositionen. Rund 100 Frauen aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet waren der Einladung der Kommunalen Ausländerinnen- und Ausländervertretung (KAV) gefolgt.

Die KAV selbst hat ein Frauenproblem. Nur sechs der 37 gewählten Mitglieder sind weiblich. Unter anderem mit Vorbildern, so die Idee der KAV, sollen Frauen motiviert werden, sich zu engagieren. „Die hohe Beteiligung zeigt die hohe Notwendigkeit der Vernetzung der Frauen“, befand Adriana Maximino dos Santos, stellvertretende Vorsitzende der KAV.

Kürzlich hat die KAV auf ihre Anfrage, wie viele Stadtbedienstete mit Migrationshintergrund in Führungspositionen weiblich sind, eine ernüchternde Antwort erhalten. Von 840 Stellen waren es 20. 17 davon Sachgebietsleitungen, lediglich drei Abteilungsleiterinnen und keine einzige Amts- oder Betriebsleiterin. „Wir wollen diese Stadt mitgestalten, das ist unser Anspruch. Wir sind kein Beiwerk“, betonte Arslaner.

Sie ärgert, dass bei Frauen mit Migrationshintergrund immer die Kompetenzfrage gestellt werde. „Du hast deinen Sandkasten, spiel dort, aber in die wirklich wichtigen Sachen sollen wir uns nicht einmischen“, sagte Arslaner, die seit 2011 Stadtverordnete ist. „Macht will nicht geteilt werden.“

Auch Eskandari-Grünberg berichtete, dass ihr gesagt wurde, dass sie zu emotional oder zu laut sei. „Man möchte uns gerne dabei haben, aber wenn es um die Posten geht, wird es schwierig“, sagte sie. Das sei frustrierend und verletzend gewesen. Es habe aber immer Mitstreiterinnen gegeben, die sie unterstützt hätten. Und mit Hartnäckigkeit und Sturheit hätte sie sich durchsetzen können.

„Meckern oder reden bringt nix, wenn man etwas verändern will, muss man die Veränderung sein“, sagte Kumar. Selbst wenn man sieben Mal hinfalle, müsse man auch das achte Mal wieder aufstehen. Kauser betonte, dass es wichtig sei, sich Verbündete zu suchen, die einen bei Gegenwind unterstützen. Der Hass, der ihr auf der Straße oder in den sozialen Netzwerken entgegenschlägt, versucht sie zu ignorieren. Denn: „Es macht einen Unterschied, ob wir am Koalitionsverhandslungstisch sitzen und unsere Perspektive einbringen“, findet sie.

Eskandari-Grünberg forderte, Barrieren für Frauen, zum Beispiel Alleinerziehende, abzubauen. Arslaner betonte: „Wir müssen die Sichtbarkeit von Frauen erhöhen.“ Das hat am Dienstag gut funktioniert.

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