Vier neue Quartiere für den Nordwesten Frankfurts

8600 Wohnungen könnten auf Äckern an der A 5 in Frankfurt entstehen. Eine Studie schlägt der Bau von vier unabhängigen Quartieren vor.
Knapp drei Jahre, nachdem das Frankfurter Stadtparlament mit großer Mehrheit Untersuchungen für einen neuen großen Stadtteil im Nordwesten beschlossen hat, ist nun deutlich klarer, wie es in dem bisher überwiegend landwirtschaftlich genutzten Areal einmal aussehen könnte. Nach einer Studie, die nach einstimmigem Votum der Jury als Grundlage der weiteren Planungen dienen soll, könnten nach und nach vier voneinander unabhängige Quartiere im Gebiet zwischen den Stadtteilen Praunheim, Nordweststadt, Niederursel und Riedberg und den Städten Steinbach und Oberursel entstehen.
Mehr als 8600 Wohnungen sollen in den neuen Stadtvierteln Platz finden, von denen das siegreiche Planungsteam der Büros Cityförster (Hannover) und Urbane Gestalt (Köln) drei östlich der Autobahn 5 und eines westlich der Trasse gesetzt hat. Nicht einmal jede fünfte Wohnung im Untersuchungsgebiet würde nach Zahlen von Planungsdezernent Mike Josef (SPD) westlich der Autobahn gebaut werden, 7100 Wohnungen dagegen auf der Frankfurt zugewandten Seite.
Nach dem Baulandbeschluss der Stadt wird es sich bei 30 Prozent der entstehenden Wohnungen in den Vierteln um geförderte Mietwohnungen handeln, davon je zur Hälfte Sozial- und Mittelstandswohnungen. Investoren müssen zudem zu jeweils mindestens 15 Prozent gemeinschaftliches Wohnen realisieren, frei finanzierte Mietwohnungen errichten sowie zehn Prozent „preisgedämpfte“ Eigentumswohnungen bauen.

Die neuen Quartiere sollen jeweils unabhängig voneinander errichtet werden können und funktionieren, sagte Josef bei der Vorstellung der von der Jury favorisierten Studie. Sie sollen außer Wohnungen auch Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie, Bildungseinrichtungen, Jugendzentren, Sport- und Freizeitmöglichkeiten bieten. Die Bebauung soll bis zu zwölfgeschossig und so dicht sein, dass das Areal so grün wie möglich wird.
75 Prozent des Untersuchungsgebiets blieben nach dem siegreichen Entwurf, den die Jury unter sieben Beiträgen auswählte, unbebaut, stellte Josef am Donnerstag bei der Vorstellung der Ergebnisse heraus. Geplant sei, nur ein Fünftel bis ein Sechstel der Fläche zu versiegeln wie beim Bau neuer Quartiere in der Region. Ein Teil der Äcker soll erhalten bleiben, neue Grünflächen und Parks, etwa entlang der Bachläufe durch das Areal, entstehen. Die Viertel würden autoarm, Tiefgaragen seien nicht geplant. An das Verkehrsnetz soll das Gebiet etwa durch eine Verlängerung der U 7 und durch die geplante Regionaltangente West angebunden werden.
Gerade gegen eine Bebauung der Flächen westlich der Autobahn gibt es anhaltenden Widerstand aus Oberursel und Steinbach. Die Regionalversammlung, die die Pläne Frankfurts mehrheitlich mehr als kritisch sieht, will zudem höchstens eine Bebauung östlich der Trasse ermöglichen. Schon deshalb will die Stadt Frankfurt, wie Josef vor Journalisten deutlich machte, zunächst das Quartier im Südosten, ein Mischgebiet aus Wohnen und Gewerbe bei Praunheim, angehen. Das von den siegreichen Büros westlich der Autobahn angeordnete Quartier „Steinbach-Ost“ bezeichnete Josef dagegen als „Angebotsplanung“. Dort könne faktisch ein interkommunales Wohngebiet entstehen, sagte er, das auch an die U7 angebunden werden könne. Diese Verlängerung lohne sich wirtschaftlich freilich nur, wenn das Quartier auch gebaut werde, so Josef.
Barbara Ettinger-Brinckmann, die Vorsitzende der Jury aus Vertreter:innen der Römer-Koalition, von Planungs- und Umweltdezernat sowie Expert:innen aus den Bereichen Stadtplanung, Landschaftsplanung, Verkehrsplanung, Ökologie, Wirtschaft und Gesellschaft, lobte, mit welcher Leichtigkeit die Studie des Planungsteams mit den Restriktionen im Gebiet umgehe. So sei es etwa gelungen, die Quartiere so zu planen, dass die Hoch- und Höchstspannungsleitungen im Areal nicht verlegt werden müssten. Dadurch sei der Entwurf nicht zuletzt sehr wirtschaftlich, sagte die Präsidentin der Bundesarchitektenkammer. Stadtplanungsamtsleiter Martin Hunscher nannte es nachvollziehbar, dass das Team die trennende Wirkung der A5 nicht durch große Einhausungen, sondern durch schmalere Landschaftsbrücken und Unterführungen mindern wolle. Die Trasse verlaufe schließlich bereits auf einem Damm.
Hunscher hob hervor, in welchem Umfang die Stadt schon in dieser frühen Phase die Bürger:innen eingebunden habe. Diese hatten über das Internet und in Bürgerdialogen die Möglichkeit gehabt, mit den Planungsteams zu diskutieren und Verbesserungsvorschläge zu machen. Diese hätten sich positiv auf die Ergebnisse ausgewirkt, sagte Hunscher. Der nun vorliegende Entwurf werde nicht 1:1 umgesetzt, machte er klar. Er biete aber eine sehr gute Grundlage für die weiteren Arbeiten.