Vernetzen zum Schutz des Grüns
In einem Workshop sammeln Interessierte Ideen für die Quartiersentwicklung.
Jahrelang kämpfte die Bürgerinitiative Grüne Lunge gegen den Bau der Günthersburghöfe durch den Immobilienkonzern Instone am Günthersburgpark. „Wir hatten uns schon darauf vorbereitet, Prozesse zu führen“, sagt Thomas Jasny von der Initiative. „Aber jetzt ist erstmal Stillstand.“ Im Koalitionsvertrag legte die neue Stadtregierung dieses Jahr fest, den Planungsentwurf neu zu erarbeiten und nur die bereits versiegelten Flächen zu bebauen.
„Das ist schon ein großer Erfolg“, sagt Sara Schmitt Pacifico von der Initiative Stadt für Alle. „Wir wollen uns bei der Planung aber nicht auf die Stadt verlassen. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass schöne Worte im Koalitionsvertrag nicht heißen, dass es auch nach unseren Vorstellungen umgesetzt wird.“ Deshalb hat sie gemeinsam mit Johanna Betz und Stadt für Alle einen Workshop organisiert, um mit Interessierten gemeinsam Ideen für eine solidarische Quartiersentwicklung zu erarbeiten und sich untereinander zu vernetzen.
Zum Treffen am Samstag in den Räumlichkeiten des Studierendenhauses am Campus Bockenheim waren auch zwei Gäste aus Tübingen eingeladen. Sie vertreten die Genossenschaft „Neustart Tübingen“, die vergangenes Jahr aus einer kleinen wohnungspolitischen Gruppe aus der Hausbesetzertradition der achtziger Jahre entstand.
Verhandlungen sind wichtig
Dort hat die Gruppe es geschafft, mit der Stadt so zu verhandeln, dass sie auf einer der letzten freien Flächen ein solidarisches Quartier aufbauen können. Wohnungen sollen bezahlbar und die Entscheidungsprozesse partizipativ gestaltet sein. Außerdem soll eine vielfältige soziale Infrastruktur entstehen, bei der vor allem geteilt wird: Verleihstationen für Werkzeug, Kantine, Gemeinschaftsbüros und Carsharing sind nur einige der Ideen für eine solche Nachbarschaft. Ähnliche Quartiere existieren bereits in Zürich und gehen zurück auf die Ideen des Schweizer Autors Hans Widmer.
„Es war wichtig, zu hören, wie die Tübinger das geschafft haben, um zu überlegen, wie man das auf Frankfurt übertragen kann“, sagt Schmitt Pacifico. Ein entscheidender Unterschied zwischen den beiden Städten, so eine Workshopteilnehmerin, sei jedoch die Anwesenheit von Immobilieninvestoren wie Instone. Diese würden in Tübingen keinen Konflikt darstellen, so die Tübinger Genossenschaft. Außerdem habe man in Frankfurt in den letzten Jahren „das Soziale gegen das Ökologische ausgespielt“. Immer wieder sei von Befürworter:innen der Günthersburghöfe argumentiert worden, dass für bezahlbaren Wohnraum die Natur weichen müsste.
Dass damit Schluss sein muss findet auch Thomas Jasny. „Außerdem müssen in den nächsten fünf Jahren rechtliche Bedingungen dafür geschaffen werden, dass die Fläche nicht bebaut werden darf. Sonst wird womöglich anders gewählt und die neue Regierung entscheidet sich trotzdem für eine Bebauung.“ Das Treffen hält er vor allem für sinnvoll, um sich zu vernetzen. Eigene Ideen und konkrete Konzepte zu entwickeln sei schlauer als der Stadt wieder hinterherzulaufen. Außerdem müsse etwa eine Diskussionsgrundlage darüber geschaffen werden, welche Flächen bereits versiegelt sind und welche nicht. Eine solidarische Quartiersentwicklung wäre eine Möglichkeit für die Stadt, wirklich etwas Neues zu machen. „Die Frage ist nur, ob sie sich das trauen.“ (KIKI BRUDER)