Verdi verhandelt mit Galeria in Frankfurt

Die Gewerkschaft Verdi will mit dem Warenhauskonzern einen neuen Tarifvertrag aushandeln. Die Zukunft der Filialen in Hessen und vielen anderen Bundesländern ist nach der neusten Insolvenz aber weiter ungewiss.
Die Zukunft der Frankfurter Filialen des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof ist weiter ungewiss. Am 1. Februar wurde das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung für den Konzern vor dem Amtsgericht Essen eröffnet. Nun drohen weitere Standortschließungen. Garantien für die Frankfurter Filialen gibt es nicht.
Noch in dieser Woche kommt zumindest Bewegung in den Kampf um die Zukunft der deutschlandweit 17 400 Beschäftigten. Am Freitag beginnen die Gewerkschaft Verdi und der Konzern mit Tarifverhandlungen in Frankfurt. Verdi stellt sich bereits auf eine lange Verhandlungsdauer ein. Schließlich geht es bei den Gesprächen um alle 129 Standorte, die es derzeit noch gibt. Ein Dutzend Filialen davon liegt in Hessen.
Das Unternehmen hatte drei Wochen vor der Insolvenzmeldung Ende Oktober vergangenen Jahres den bisherigen Krisen-Tarifvertrag gekündigt, so Verdi-Verhandlungsführer Marcel Schäuble. Dieser hatte für die Mitarbeitenden spürbare Entgeltverzichte bedeutet. So hatten Vollzeitbeschäftigte seit der Sanierung im Jahr 2020 pro Jahr rund 5500 Euro Abstriche im Vergleich zum Flächentarif hinnehmen müssen. Laut Verdi im Vertrauen darauf, dass für die Standorte tragfähige Zukunftskonzepte als Kern der Sanierung des Konzerns umgesetzt werden. Dies stehe mit der neuerlichen Insolvenz nun wieder auf der Kippe.
Denn Unternehmenschef Miguel Müllenbach hat bereits angekündigt, dass das Filialnetz „um mindestens ein Drittel reduziert werden“ müsse. Eigentlich galten die beiden Frankfurter Standorte als sichere Bank. Im Herbst 2020 hatte sich der Konzern mit dem Vermieter der Galeria-Filiale auf der Zeil (ehemals Karstadt) für einen Verbleib des Geschäftes bis 2025 geeinigt. Auch die Filiale an der Hauptwache (ehemals Kaufhof) gilt als Flaggschiff und eine Schließung galt bisher als unwahrscheinlich. Ob sich Galeria aber zwei Standorte in unmittelbarer Nähe leisten möchte, kann niemand mit Gewissheit sagen.
Im Konzern soll es eine sogenannte Schließungsliste geben, auf der anfänglich 81 Standorte standen. Mittlerweile sollen einige Filialen davon gestrichen worden sein. Marcel Schäuble kritisiert, dass diese Liste bisher nur dem Arbeitgeber vorliegt. „Einerseits wird durch die Zurückhaltung der Schließungsliste mit den Ängsten der Menschen bei Galeria gespielt und andererseits zeichnet sich ab, dass weitere und dauerhafte Einschnitte bei den Entgelten erfolgen sollen.“
Verdis Erwartungen an die Tarifverhandlungen seien daher eindeutig. Die Gewerkschaft fordert, dass nun die im jeweiligen Bundesland geltenden Tarifverträge des Einzelhandels wieder zur Anwendung kommen.
Der Warenhauskonzern äußerte sich am Mittwoch auf FR-Nachfrage nicht zur Zukunft der Frankfurter Filialen. In mehreren Pressemitteilungen ging Galeria auf die aktuelle Situation ein. Welche Filialen geschlossen würden, hänge maßgeblich von Verhandlungen mit den jeweiligen Mieter:innen ab. Zudem hätten „mehrere Bieter Interesse an der Übernahme von Filialen“ geäußert. Galeria will eine kundenfreundliche Verzahnung von Mobile-, Online- und Filialkaufmöglichkeiten. Alle weiter bestehenden Filialen sollen dann modernisiert und auf dieses Konzept umgestellt werden.