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Römerbriefe
Unsere schöne Stadt
- vonClaus-Jürgen Göpfertschließen
- Georg Leppertschließen
Wie unsere Politikerinnen und Politiker an einem positiven Bild von Frankfurt bauen. Die FR-Glosse aus dem Frankfurter Rathaus.
Leppert: Was stöhnst du denn schon wieder so hingebungsvoll?
Göpfert: Ach, ich schau mir nur die Termine der nächsten Woche an, hier zum Beispiel am Mittwoch: An der Theaterdoppelanlage am Willy-Brandt-Platz werden Netze angebracht, um herabstürzende Fassadenteile aufzufangen.
Leppert: Sehr schön. Glaubst du, dass da der Feldmann kommt, soll ich mal ein Foto eintragen?
Göpfert: Du, ich glaube, da wird der OB nicht auflaufen. Das ist ihm nicht optimistisch genug.
Genauso ist es, liebe Freundinnen und Freunde der Kommunalpolitik. Die Politikerinnen und Politiker werden immer wählerischer, was ihre Termine anbelangt. Und sie wollen immer mehr die Kontrolle über das haben, was da berichtet wird. Noch so vor zehn Jahren konnte man mit einem Magistratsmitglied einfach mal so im Gemalten Haus in Sachsenhausen einen trinken gehen. Heute geht das zwar auch noch, aber am Ende, wenn du gerade die Rechnung bezahlst, sagt der Stadtrat plötzlich mit etwas schwerer Zunge zu dir: „Die Zitate, die Sie verwenden, schicken sie mir aber bitte vorher zu, ja?.“ Und du bist so verblüfft, dass du einfach nur noch nickst.
Unsere Römer-Akteure sind aber nur ein Beispiel für die allgemeine Entwicklung in der Medienwelt. Wenn beispielsweise ein Interview mit einem Museumsdirektor ansteht und du am Telefon ankündigst, dass auch ein Fotograf mitkomme, sagt die Kollegin von der Pressestelle mit Zucker in der Stimme: „Ach, bitte nicht, wir haben da sehr schöne eigene Bilder, die stelle ich Ihnen gerne zur Verfügung, da ist er auch von seiner besseren Seite, von rechts, aufgenommen.“ Und dann kommen die Bilder und du erkennst den jungen Mann auf den Fotos überhaupt nicht wieder …
Zurück in unsere kleine Römer-Welt. Mittlerweile ist es schon so weit, dass bei einem Porträt von einem neuen Mitarbeiter der Stadt das Amt für Kommunikation und Stadtmarketing bestimmen möchte, was der Neue in der Zeitung so sagt. Das gibt dann wunderbar lebensnahe Zitate. Die wirken, als ob sie von einer künstlichen Intelligenz (KI) erfunden worden sind. Was ja wiederum recht gut passt, weil für den Oberbürgermeister Frankfurt ja ohnehin die Hauptstadt der künstlichen Intelligenz ist. Was wiederum so manche Interviews erklärt, die veröffentlicht werden.
So bauen unsere Politikerinnen und Politiker eifrig weiter an einem positiven Bild unserer schönen Stadt. Was ja in Zeiten von Corona wichtiger denn je ist. Wie oft jetzt bei der Eröffnung der 72. Frankfurter Buchmesse von Signalen der Hoffnung die Rede war! Der Buchmessendirektor sah sie am Horizont, die Staatsministerin für Kultur und Medien, der kanadische Ministerpräsident, aber auch der hessische Wirtschaftsminister und der OB ja sowieso.
Seit die Internationale Automobilausstellung (IAA) einfach mal so nach München abgehauen ist, entwickelt Peter Feldmann ständig neue Ideen, was man denn stattdessen auf dem Messegelände so machen könnte. Blöd nur, dass einer das mit dem geplanten Megaevent von Buchmesse und Musikmesse unter einem Dach an die „FAZ“ durchgestochen hat! Da musste der OB die für den 30. Juni geplante Pressekonferenz wieder absagen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Da kennen Sie den Feldmann schlecht. Mit positiven Nachrichten ist der immer vorne dabei. Aber wenn da Netze an so einem bröckelnden Theater aufgespannt werden, ich bitte Sie! Daraus lässt sich nun wirklich nichts machen.
Claus-Jürgen Göpfert und Georg Leppert berichten für die Frankfurter Rundschau aus dem Römer.