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Römerbriefe: Unmoralische Angebote

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Von: Sandra Busch, Georg Leppert

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Die neue Koalition verwandelt Schrott in RMV-Tickets
Die neue Koalition verwandelt Schrott in RMV-Tickets © picture-alliance/ dpa

Gefällt Ihnen Ihr Auto nicht mehr? Ab auf den Schrottplatz damit. Die Koalition spendiert Ihnen eine RMV-Karte dafür. Die FR-Glosse aus dem Frankfurter Rathaus.

Busch: Wir könnten uns mal einen neuen Römerbriefe-Dienstwagen zulegen.

Leppert: Prima. Und den alten kann dann ein junger Kollege übernehmen. Der fährt ja noch gut. Und der Kollege braucht dann keinen Neuwagen.

Busch: Unsinn. Du verschrottest unseren Dienstwagen. Und ich melde den neuen an.

Leppert: Stimmt. Wenn wir das so machen, schenkt uns die Römer-Koalition eine Jahreskarte für den RMV.

Das war jetzt natürlich blanker Unsinn, liebe Freundinnen und Freunde der Kommunalpolitik. Selbstverständlich haben wir gar keinen Dienstwagen, wir brauchen auch keinen, und mit solchen Autos hat man ohnehin immer nur Ärger. Fragen Sie mal den Oberbürgermeister. Aber wir wollten darauf hinweisen, dass wir einen Antrag zum Etat, den die Römer-Koalition am Montag vorgelegt hat, zumindest etwas merkwürdig fanden.

Die Regierungsfraktionen wollen, dass man sein altes Auto verschrottet. Wer das tut und sich ein Jahr lang kein neues kauft, bekommt eine Jahreskarte für den RMV. Dieses Angebot, finden nicht nur wir, lässt sich zum einen leicht missbrauchen. Derjenige, der verschrottet, und diejenige, die ein neues Auto kauft, dürfen ja nur nicht dieselbe Person sein, und schon gibt es das Ticket. Aber grundsätzlich fragen wir uns auch, ob es so wahnsinnig nachhaltig ist, ein Auto, das noch fährt, zu verschrotten. Und wenn es völlig kaputt ist, lässt man es ja eh verschrotten, um nicht weiterhin Steuern und Versicherung zu bezahlen. Da braucht es dann auch keine Fahrkarte als zusätzlichen Anreiz.

Burger in den Main schmeißen

Aber vielleicht verstehen wir das auch alles falsch. Vielleicht braucht es solche Belohnungen für die sozial-ökologische Wende, die uns die Römer-Koalition versprochen hat. Für diesen Fall hätten wir noch einige vergleichbare Ideen: Wer sich bei McDonald’s ein Happy Meal holt und das Zeugs direkt in den Main schmeißt, bekommt von Grünen-Fraktionschef Dimitrios Bakakis einen richtig guten und gesunden Veggie-Burger serviert.

Eintracht Fans, die ihre Flugtickets zum Europacup-Endspiel öffentlich verbrennen, werden von Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne) zu einer Radtour eingeladen. Nein, nicht nach Sevilla, sondern zum Public Viewing im Waldstadion. Aber es lohnt sich: NEG ist die Glücksbringerin für Eintracht Frankfurt schlechthin, wie wir an dieser Stelle schon mal geschrieben haben.

Wer ein Einfamilienhaus hat, das energetischen Ansprüchen nicht genügt, kann es abreißen lassen: Als Dankeschön spendiert Wohnungsdezernent Mike Josef (SPD) ein Zelt. Nicht nur für ein Jahr wie bei dem schnöden RMV-Ticket. Sondern so lange, bis das neue Passivhaus mit Photovoltaikanlage auf dem Dach steht.

Und schließlich noch der Aufruf an alle Besitzerinnen und Besitzer von Swimmingpools. Wer bis zum 31. Mai das Wasser ablässt, bekommt von Mike Josef (diesmal in seiner Eigenschaft als Sportdezernent) eine Elferkarte für das neue Rebstockbad geschenkt.

Sandra Busch und Georg Leppert gehören zum Römer-Team der FR, das aus dem Frankfurter Rathaus berichtet. Frühere Römerbriefe gibt es unter www.fr.de/roemerbriefe

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