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N- und M-Worte: Koalition verurteilt rassistische Begriffe

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Von: Timur Tinç, Georg Leppert

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Das M-Wort: Auch in Eschersheim umstritten.
Das M-Wort: Auch in Eschersheim umstritten. © christoph boeckheler*

Der Antrag der Römer-Koalition sieht auch die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte vor. Im Ausschuss für Diversität diskutieren die Stadtverordneten teils sehr hitzig.

Die Römer-Koalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt hat für die Plenarsitzung einen Antrag zu Rassismus und Kolonialismus vorgelegt. In dem Papier, über das die Stadtverordneten am Donnerstagabend im Ausschuss für Diversität erstmals diskutierten, werden auch rassistische Begriffe verurteilt.

Ursprünglich hatten die Grünen im vergangenen Jahr einen Antrag gestellt, die als N- und M-Worte bekannten rassistischen Ausdrücke zu „ächten“. Die Vorlage scheiterte in der Koalitionsrunde an der FDP, fand aber ihren Weg zu den Medien und zur Fraktion „Die Fraktion“, die den Antrag wortgleich stellte. Zum Eklat kam es, als die Koalition – mit den Stimmen der Grünen – die Vorlage in der vergangenen Plenarsitzung zurückstellte.

Der nun vorgelegte Antrag enthält nicht mehr das Wort „Ächtung“. Wörtlich heißt es: „Die Stadtverordnetenversammlung möge außerdem beschließen, das ,N-Wort’ und das ,M-Wort‘ als rassistisch und diskriminierend anzuerkennen und zu verurteilen.“ Am Ende des Antrags schreibt die Koalition, die Abkürzungen stünden für die Begriffe „Neger“ und „Mohr“.

Darüber hinaus geht es in dem Papier um die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte in „geeigneten Formaten“. Dabei seien auch Straßennamen ein Thema. Sofern Namen einen Bezug zum Kolonialismus hätten, sollte darauf „durch Plaketten, QR-Codes oder ähnliches“ hingewiesen werden. In „besonders drastischen Fällen“ könne eine Umbenennung in Erwägung gezogen werden. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Emre Telyakar, hatte vor einigen Wochen im FR-Interview angeregt, die Miquelallee umzubenennen, da der frühere Frankfurter Oberbürgermeister Johannes von Miquel zu den Gründern des Deutschen Kolonialvereins zählte. An Telyakars Äußerung schloss sich eine zum Teil emotional geführte Diskussion an.

Der Fraktionsvorsitzende der FDP, Yanki Pürsün, sagte im Gespräch mit der FR, die FDP stehe absolut zu dem nun vorgelegten Antrag. Den Freidemokraten sei es darum gegangen, dass die Forderungen über die Ächtung rassistischer Begriffe hinausgehen müsse, zumal „Ächtung“ der falsche Begriff sei, da sich daraus keine Konsequenzen ergeben könnten.

Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne) sprach im Ausschuss für Diversität von einem „ersten Schritt“, um die Kolonialgeschichte aufzuarbeiten. Rassismus habe seinen Platz in der Gesellschaft gefunden, ihn wieder loszuwerden sei ein „langer Prozess. Die Diskussion am Donnerstagabend im Ratskeller wurde fast 90 Minuten teils hitzig geführt. „An der Stimmung heute merkt man, dass es ein Kampffeld ist“, sagte die Linken-Stadtverordnete Pearl Hahn. Falko Görres, von „Die Fraktion“, fand es schade, dass der Begriff „ächten“ gestrichen wurde. „Man hätte ohne weiteres den Fraktions-Antrag in der Stadtverordnetenversammlung annehmen und einen Maßnahmenkatalog nachschieben können.“ Das größte Unverständnis löste Haluk Yildiz von der BFF-BIG-Fraktion aus. Er forderte ein Gesamtkonzept für Rassismus und sagte, dass Deutsche das Wort Kartoffel auch als rassistisch empfänden.

Das konnte Bürgerin Jodith Debesai nicht stehen lassen: „Ich bin erschrocken, dass so wenig Wissen übrr Rassismus vorliegt.“ Anhand der Rassismustheorie könne man sehr wohl entscheiden, ob etwas rassistisch oder diskriminierend ist. Dafür bekam sie das lauteste Tischklopfen der Versammelten an diesem Abend als Zeichen der Zustimmung. Der Antrag wurde mit Mehrheit der Koalition angenommen.

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