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Ukraine-Hilfe in Frankfurt: Sammeln, sortieren, verschicken

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Von: Timur Tinç

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Lebensmittel aus einem türkischen Supermarkt werden in das Lager am Danziger Platz gebracht.
Lebensmittel aus einem türkischen Supermarkt werden in das Lager am Danziger Platz gebracht. © Peter Jülich

Die Initiative Frankfurt for Ukraine hat im Ostend ein Spendenlager eingerichtet und schickt die Hilfsgüter direkt in das Land. Am Samstag ist am Café Hauptwache eine große Spendenaktion geplant.

Ein Sprinter hält auf dem Parkplatz am Danziger Platz 12. Große Paletten mit gefüllten Paprika von einem türkischstämmigen Großspender werden am Montag entladen und in den ersten Stock des Bürogebäudes im Frankfurter Ostend gebracht. Die 1000 Quadratmeter großen Räumlichkeiten der Consus RE GmbH darf die Initiative „Frankfurt for Ukraine“ kostenlos nutzen, um Sachspenden zu lagern, zu sortieren, zu verpacken und in die Ukraine zu verschicken.

„Das Essen ist unter anderem für die Menschen, die in U-Bahn-Schächten ausharren“, sagt Jumas Medoff. Der Stadtverordnete und Vorsitzende der Kommunalen Ausländerinnen- und Ausländervertretung (KAV) in Frankfurt ist einer der Organisatoren, die täglich von 16 bis 18 Uhr vor Ort sind. Am Montag sind rund 15 Helferinnen und Helfer dort. „Wir haben einen Pool aus 110 Leuten“, sagt Medoff.

Die Räume sind unterteilt nach Spendengütern. Hygieneartikel, Lebensmittel, Kleidung, Medikamente sowie medizinisches Material. An einer Wand hängt eine Karte der Ukraine. Daneben Dankesschreiben der Bürgermeister aus den einzelnen Großstädten sowie Listen von den Sachen, die jeweils gebraucht werden. „In Kiew sind das Lebensmittel und Hygieneartikel sowie Schlafsäcke und Isomatten“, sagt Medoff. In Charkiw oder Dnjepropetrowsk werde für die vielen Verwundeten nur medizinisches Material benötigt. Die Initiative habe Fahrer, die von den ukrainischen Behörden einen Passierschein ausgestellt bekommen und die Güter direkt ins Land bringen können.

Medikamente kontrollieren

Wenn das im Einzelfall nicht möglich sei, kämen Mitarbeiter:innen aus dem Krankenhaus an die polnisch-ukrainische Grenze und holten die Sachen ab. „Wir stehen in Kontakt mit den Chefärzten, die uns sagen, was sie brauchen“, berichtet Medoff.

Darija Pataschko ist fast täglich mit ihrer Zwillingsschwester am Danziger Platz. „Wir sind selbst Ukrainerinnen und können nicht einfach nichts tun“, sagt sie. Gemeinsam seien sie zur ersten Spendenaktion direkt nach Ausbruch des russischen Angriffskriegs ans Café Hauptwache gekommen. Beide arbeiten sie im Krankenhaus, im Spendenlager haben sie sich um Medikamente, Verbandsmaterial und Ähnliches gekümmert. „Das muss noch mal anders sortiert und das Verfallsdatum muss kontrolliert werden“, sagt Pataschko. „Wir beschriften verschreibungspflichtige Medikamente, und wir haben Ärzte, die uns dabei helfen.“

Am Montag packt sie mit weiteren Helfer:innen Kisten, mit denen man sofort Leben retten kann: Spritzen, Adrenalin, Schmerzmittel, alles beschriftet, so dass man sofort weiß, worum es sich handelt. „Die Ampullen dürfen nicht kaputtgehen. Manche Dinge müssen kühl bleiben“, erklärt Pataschko. Was fehle, seien rezeptpflichtige Medikamente zum Beispiel für Blutdruck und Schilddrüse. Selbst über angebrochene Packungen sei sie froh.

Mark Schlegel packt am Montag Kisten für die Erstversorgung mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln und lädt Powerbanks auf, damit diese sofort genutzt werden können. „Mir ist wichtig, dass ich helfen kann und weiß, dass die Sachen ankommen, wo sie hingehören“, sagt der Projektmanager. Er ist Mitglied eines Motorradclubs und hat dort viele Mitstreiter für die gute Sache gewinnen können. Dass die Spenden ankommen, lässt sich die Initiative mit Videos vor Ort dokumentieren. „Es ist zwar aus der Not heraus gewachsen, aber super organisiert“, findet Schlegel.

Am Wochenende war die Feuerwehr Dreieich am Danziger Platz, hat eines ihrer Fahrzeuge mit Spendengütern beladen und ist damit an die Grenze gefahren. Außerdem kooperiert die Initiative mit dem Bad Homburger Verein „Ukraine help now“, der medizinische Geräte in das Land bringt. „Wir haben mittlerweile Dutzende Sprinter in die Ukraine gebracht“, sagt Medoff. Es kämen auch Menschen auf die Initiative zu, die Verwandte, Bekannte und Freunde von der Grenze abholen und fragten, ob sie etwas mitnehmen können.

Für diesen Samstag ruft die Initiative noch einmal zu einer großen Spendenaktion am Café Hauptwache zwischen 16 und 19 Uhr auf. Nicht benötigt würden Kleidung, Bettwäsche oder Spielzeug, sondern nur Medikamente, medizinisches Material, Hygieneartikel, haltbare Lebensmittel, Elektronik oder Schlafsäcke. „Wir wollen nächste Woche einen großen Lkw nach Kiew bringen“, sagt Medoff.

Weitere Informationen gibt es in der Facebook-Gruppe „FrankfurtForUkraine“. Dort steht auch, was benötigt wird.

Helferinnen von der Initiative „Frankfurt for Ukraine“ sortieren Medikamente und kontrollieren, ob sie noch haltbar sind.
Helferinnen von der Initiative „Frankfurt for Ukraine“ sortieren Medikamente und kontrollieren, ob sie noch haltbar sind. © Peter Jülich
Klare Botschaft der Initiative „Frankfurt for Ukraine“
Klare Botschaft der Initiative „Frankfurt for Ukraine“ © Peter Jülich
Ein Dankschreiben vom ukrainischen Bürgermeister Vitali Klitschko.
Ein Dankschreiben vom ukrainischen Bürgermeister Vitali Klitschko. © Peter Jülich

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