Übergriffe auf Buspersonal

Aggressive Fahrgäste gehören zum Berufsalltag von Busfahrerinnen und Busfahrern. Sie werden bespuckt, bedroht und beleidigt.
Immer wieder melden Polizeidienststellen brutale Angriffe auf Busfahrer:innen. Diese Extremfälle sind zum Glück nur selten. Doch aggressive Fahrgäste sind im Berufsalltag der Fahrer:innen ein ständiges Problem.
Die Gewalt gegen Busfahrer:innen sei „gleichbleibend heftig“, sagt Jochen Koppel. Dass die Gewalt im Vergleich zu den letzten Jahren zugenommen habe, glaubt er nicht. Bei der Gewerkschaft Verdi Hessen ist er für Bus- und Bahn zuständig. Das Fahrpersonal werde „bespuckt, bedroht und beleidigt“ – auch zu körperlichen Übergriffen komme es, sagt er. Genaue Zahlen zu den Übergriffen zu bekommen, sei schwierig, und vieles würde die Gewerkschaft nicht mitbekommen. In Hessen seien 293 Unternehmen für den Busverkehr zuständig, sagt Koppel. Diese würden Vorfälle intern bearbeiten. Längst nicht alles werde gemeldet.
Grund für die Aggression vieler Fahrgäste sei wohl nicht der steigende Fahrpreis, sagt der Gewerkschaftssekretär. Vielmehr ärgerten sich die Menschen offenbar über Verspätungen und Ausfälle. Den Grund für die Verspätungen sieht Koppel in den Fahrplänen. Die angegebenen Zeiten seien für die Fahrer:innen in der Praxis gar nicht einzuhalten, sagt Koppel. Die Unternehmen täten dies, weil nicht genug Personal vorhanden sei.
Käme es auf der Straße dann zu Staus, Unfällen oder Wartezeiten an Ampeln, sei es unmöglich, den Fahrplan einzuhalten, sagt Koppel. Viele Fahrer:innen fühlten sich durch den engen Zeitplan unter Druck gesetzt.
Verärgerte Fahrgäste, die ausfallend werden, seien dabei ein zusätzlicher Stressfaktor für das ohnehin überlastete Fahrpersonal, sagt Koppel. Die Fahrten durch den dichten Verkehr seien anstrengend, und teilweise seien die Pausen zwischen den Fahrten nicht einmal lang genug, um auf die Toilette zu gehen.
Mehr Personal würde helfen
Dass die Unternehmen ihre Fahrer:innen im Umgang mit aggressiven Fahrgästen schulen, findet Koppel gut. Wichtig wäre es aber auch, für mehr Personal zu sorgen und die Fahrpläne so zu gestalten, dass es zu weniger Verspätungen komme, sagt der Gewerkschafter. Kämen die Busse pünktlicher, käme es auch zu weniger aggressiven Übergriffen gegen das Personal.
Auch Klaus Linek, Pressesprecher der Frankfurter Verkehrsgesellschaft Traffiq, verweist auf die schlechte Faktenlage. Nur wenige Meldungen zu Vorfällen würden ihn erreichen. Innerhalb der Busunternehmen gebe es außerdem Stellen, an die sich Betroffene wenden können, sagt er.
Die „In-der-City-Bus“ GmbH (ICB) ist mit ihren Bussen im Frankfurter Stadtgebiet unterwegs. Die Zahl der Fälle steige nicht, sagt eine Sprecherin. Das aggressive Verhalten gegen Buspersonal gleiche dabei dem gesellschaftlichen Durchschnitt. Das Unternehmen wünsche sich mehr Rücksichtnahme – im ÖPNV und allgemein, so die Sprecherin.