Tuner meiden Frankfurt, Raser und Poser nicht
Eine Polizei-Bilanz nach fünf Jahren Kart, der Kontrolleinheit gegen Raser, Tuner und Autoposer.
Mit dem schönen Wetter und warmen Temperaturen wird Frankfurt auch wieder für Poser attraktiv. Jenem Menschenschlag, der auf Freiluftpublikum lauert, um mit seinem getunten Vehikel an öffentlichen Plätzen angeben zu können. Die Kontrolleinheit für Autoposer, Raser und Tuner (Kart) bei der Frankfurter Polizei macht sich dieser Tage schon wieder auf ein höheres Aufkommen gefasst. „Bei schönem Wetter ist das Aufkommen definitiv größer, da können wir gefühlt jedes dritte Fahrzeug anhalten und kontrollieren“, so Kart-Leiter Nico Briesemeister.
Die Kontrolleinheit eigens für verhaltensauffällige Autofahrer gibt es nun seit gut fünf Jahren. Hauptkommissar Briesemeister ist von Anbeginn an dabei. „Wir hätten nie damit gerechnet, dass so viele mit manipulierten Fahrzeugen unterwegs sind“, sagt er rückblickend. Als die Einheit von der Verkehrsüberwachung ins Leben gerufen wurde, sei man von 20 bis 30 manipulierten Fahrzeugen pro Jahr ausgegangen. Es seien aber eher 200.
Gewisse präventive Wirkung
Zumindest was Tuner angeht, sieht Briesemeister aber eine gewisse präventive Wirkung nach fünf Jahren Kart: „Größere Szenetreffen am Car-Freitag gibt es in Frankfurt seit einigen Jahren nicht mehr und manche trauen sich nicht mal mehr in die Stadt aus Angst, das Auto abgenommen zu bekommen.“ So habe es schon Anrufe bei der Kart gegeben von Autoliebhabern, die wissen wollten, ob mit ihrem Fahrzeug auch alles in Ordnung sei. In Sachen illegaler Autorennen gibt es hingegen keine präventive Wirkung. Da können nicht mal drakonische Gerichtsurteile gegen Raser abschrecken. Briesemeister führt das darauf zurück, dass solchen Rennen zumeist „spontane emotionale Handlungen“ seien. Etwa, wenn ein Raser ein anderes hochmotoriges Fahrzeug an der Ampel neben sich stehen sieht. „Sie stehen zufällig an der Ampel und beide geben Gas, da denkt man nicht an Gerichtsurteile“, so Briesemeister. Immerhin aber werden solche Vergehen mittlerweile auch von den Gerichten konsequent geahndet. Briesemeister kann sich noch an das erste Verfahren gegen zwei Raser in der Battonstraße erinnern, die vom Gericht seinerzeit noch vom Vorwurf eines illegalen Autorennen freigesprochen wurden. „Jetzt wird eher verurteilt als eingestellt“, so Briesemeister.
Für Poser sind die Strafen jedoch nach wie vor nicht sehr hoch. Das entsprechende Bußgeld wurde von zehn auf 80 Euro erhöht und bei Wiederholungstätern regt die Kart bei der Bußgeldstelle auch an, die Bußgelder noch höher anzusetzen. Briesemeister spricht von etwa einer Handvoll Kandidaten, die immer wieder mit aufgemotzten Autos in der Frankfurter Innenstadt anzutreffen seien. Der Nachweis der Lärmbelästigung war anfangs gar nicht leicht, denn die Autonarren haben Vorrichtungen, mittels derer sie ihr Soundsystem zu- und abschalten können. Die Kart-Fahrzeuge sind daher mittlerweile mit Kameras unterwegs, die auch die Lautstärke getunter Motoren aufzeichnen und messen können.
Noch lieber aber ist es der Kontrolleinheit, wenn die Poser, die meist aus dem Umland kämen, gar nicht erst mit ihren Vehikeln in der Frankfurter Innenstadt aufkreuzen würden. Daher verschickt die Einheit Präventionsbriefe an Verkehrsteilnehmer, die schon wegen Raserei oder Posen in Erscheinung getreten sind. Die Briefe, in denen vor neuerlichen Vergehen gewarnt wird, zeigten zumeist aber nur Wirkung, wenn sie bei Eltern ankämen, die darüber staunen, was der Nachwuchs so treibt, wenn er sich das Fahrzeug ausleiht, räumt Briesemeister ein. Unbelehrbare gebe es immer wieder. Der Leiter der Kart kann sich an zwei Fälle erinnern, in denen Autofahrer für einen Tag ihre Schlüssel abgegeben mussten, weil sie nicht hören wollten. Poser, so Briesemeister, seien immer noch sehr präsent. Sie warten nur auf schönes Wetter.