Sechs Stücke, darunter eines für Kinder, gibt es in diesem Jahr. Alle werden im Gallus-Theater aufgeführt. Bis auf die Komödie „Gut Böse Hässlich“ sind alle Stücke für Erwachsene in Deutsch übertitelt. In wochenlanger Arbeit hat Kellecioglu mit seiner Festivalkoordinatorin Venüs Bekar die Stücke ausgewählt. Denn sie müssen für die Menschen, die in Europa, in Deutschland leben, einen verständlichen Bezug haben.
„Wir mussten einige absagen, weil es von den Terminen her oder das Szenenbild nicht auf die Bühne des Gallus-Theaters gepasst hat“, berichtet Kellecioglu. Alleine die Flüge zu organisieren, sei ein Prozess, der zwei Monate dauere. Die Schauspielerinnen und Schauspieler müssen ihre Sets für TV-Serien oder Theateraufführungen verlassen, um in Frankfurt auftreten zu können. Rund 70 Leute werden aus der Türkei anreisen. Neben den Ensembles sind das Mitarbeitende für Bühne, Licht, Kostüm und Szenenbild. Zum ersten Mal dabei sein wird das Staatstheater aus Erzurum aus dem Osten der Türkei, das das Kinderstück aufführt. Die anderen Ensembles sind aus Istanbul.
Das achte türkische Theaterfestival findet vom 3. bis zum 8. Juni im Gallustheater, Kleyerstraße 15, statt.
Das Programm: Freitag, 3. Juni, 19 Uhr: „Du bist schöner als Istanbul“; Samstag, 4. Juni, 19 Uhr: „Gift“; Sonntag, 5. Juni, 19 Uhr: „Shirley Valentine“; Montag, 6. Juni, 12 Uhr, Kindertheater: „Zu alten Zeiten der Welt“ und 19 Uhr: „Gut Böse Hässlich“; Dienstag, 7. Juni, 19 Uhr: „Heute in einem Jahr“. Weitere Informationen zu den Workshops und Podiumsdiskussionen gibt es unter: www.tiyatrofrankfurt.com
Karten gibt es für 20 und 25 Euro unter: www.gallustheater.de tim
Rund 30 Mitglieder des Tiyatro Frankfurt kümmern sich um die Gäste und das ganze Drumherum. „Mein Team ist wirklich toll“, lobt Kellecioglu, der das Theater im Jahr 2003 gegründet hat. Seine Theaterausbildung hat er am Konservatorium der Universität Gaziantep absolviert, ehe er nach Deutschland kam. Sein Ziel damals wie heute: junge türkischstämmige Menschen an das Theater heranzuführen, sie auszubilden, Stücke selbst einzustudieren und aufzuführen. In diesem Februar hat das Frankfurter Ensemble das Stück „Endstation unsere Liebe“ an zwei Tagen in Kellecioglus Heimatstadt Gaziantep vor insgesamt 1000 Menschen gespielt.
Bei diesem Festival werden 15 Kinder vor der Aufführung zuschauen können, wie die Bühne aufgebaut wird, wie das Licht eingestellt wird und wie die Kostüme vorbereitet werden. Zwei Kinder werden anschließend die Moderation übernehmen. „Das sind Erlebnisse, die sie nie vergessen und ihnen Selbstvertrauen geben werden“, sagt Kellecioglu. Neben den Theaterstücken gibt es auch wieder Podiumsdiskussionen und Workshops von berühmten türkischen Kulturschaffenden. Darunter unter anderem Hilal Saral, die einzige türkische Regisseurin, die einen Emmy gewonnen hat.
Nach den Aufführungen gibt es die Möglichkeit, mit den Schauspieler:innen zu sprechen. „Zu den Workshops erwarten wir immer rund 50 Leute. Außerdem mehr als 200 pro Aufführung“, sagt Kellecioglu. Darunter Menschen, die in Irland oder den Niederlanden leben. Im Foyer des Gallus-Theaters wird die Fotoausstellung „Hallo Türkei“ zu sehen sein. Sie zeigt neben ein paar bekannten Ansichten aus Istanbul verborgene Schätze des Landes.
Finanziell unterstützt wird das Festival neben Sponsoren vom türkischen Kulturministerium und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Die Staatssekretärin des Ministeriums, Ayse Asar, der türkische Generalkonsul Erdem Tunçer sowie die Frankfurter Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner (Grüne) haben die Schirmherrschaft übernommen.
„Wir wollen das Leben der Menschen mit der Kunst berühren“, sagt Kellecioglu. Er fordert seine türkischen Mitmenschen auf, Nachbarn, Bekannte, Freundinnen und Freunde mitzubringen, um ihnen den Reichtum der türkischen Kultur zu zeigen. Alle, die der türkischen Sprache nicht mächtig sind, bekommen Plätze, von wo sie die Übertitel besonders gut sehen können. „Mein Traum ist es, das Festival auf das Niveau von Edinburgh oder Avignon zu bringen“, sagt Kellecioglu. Ein Festival, das einen ganzen Monat dauere. Bei der Vorstellung allein leuchten seine Augen.