Türkisch als Schulfach

Türkisch wird in Hessen aktuell nur an zwei Schulen als Modellversuch angeboten. Ob Türkisch bald reguläres Schulfach wird, diskutierten Vertreter aus Landespolitik und Verwaltung.
Türkisch wird aktuell nur an zwei hessischen Schulen unrichtet – und das auch nur als Teil eines Modellversuchs. Könnte sich das bald ändern? Eine Diskussionsrunde der Gesellschaft für Kultur und Bildung (Kubi) in Frankfurt hat sich mit dem Modellversuch und der Frage, ob Türkisch als zweite oder dritte Fremdsprache an Hessens Schulen unterrichtet werden sollte, beschäftigt. Zu Gast waren Vertreter aus Landespolitik und Verwaltung.
Daniel May, Landtagsabgeordneter der grünen Regierungspartei, verteidigte den Modellversuch. Er sei ein Weg, den Türkischunterricht schnell an hessischen Schulen zu ermöglichen. Bewährt sich das Fach, könne die Sprache irgendwann regulär unterrichtet werden.
Die Sicht der Verwaltung schilderte Christopher Textor vom Kultusministerium. Mindestens fünf Eltern müssten an einer Schule den Wunsch äußern, dann könne auch dort ein Modellversuch initiiert werden, sagte er. Türkischunterricht sei also bereits jetzt möglich.
Zu Gast war außerdem der Bildungsreferent der CDU-Fraktion, Philipp Breiner. Deutsch sei grundsätzlich die Bildungsgrundlage, sagte er. Als Fremdsprache sei Türkisch nicht schlechter gestellt. Im Moment werde der Unterricht an hessischen Schulen jedoch nicht genug nachgefragt. Anders sieht das Turgut Yüksel, Landtagsabgeordneter der SPD. Dass ihre Herkunftssprache nur im Modellversuch unterrichtet wird, wecke in vielen Türkischstämmigen das Gefühl, ihre Sprache sei nicht so wichtig, sagte er.
Eltern hätten außerdem die Sorge, dass der Unterricht wegfalle, falls das Pilotprojekt scheitere. Ähnlich äußerte sich Yanki Pürsün von der FDP. Gäbe es einen Landtagsbeschluss, wäre das Interesse viel höher, sagte er. Seiner Meinung nach habe die Landesregierung gar nicht die Absicht, Türkisch zum offiziellen Schulfach zu machen. Der Modellversuch solle das kaschieren.
FR-Redakteur Peter Hanack moderierte die Diskussion und entschied sich früh dazu, das Publikum miteinzubeziehen. So kam auch Barbara Jühe, Schulleiterin der IGS Kelsterbach, zu Wort. Unter ihren Schüler:innen sei die Herkunftssprache Türkisch am weitesten verbreitet. Gerade innerhalb dieser Gruppe gebe es ein großes Interesse, Türkisch an der Schule zu lernen.
Ebenfalls aus dem Publikum meldete sich Almut Küppers, Expertin für Fremdsprachendidaktik an der Frankfurter Goethe-Universität. Neben integrativen Effekten erhofft sie sich vom Türkischunterricht mehr Bildungsgerechtigkeit. Die Zahl der Menschen, die die Schule ohne Abschluss verlassen, stehe in Zusammenhang mit einer Migrationsgeschichte. Die Herkunftssprache als Schulfach könne bessere Bildungsabschlüsse ermöglichen.