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Trotz Handicap zur Eintracht

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Von: Luisa Jöckel

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Auch Fans mit Behinderungen können bei den Spielen im Eintracht-Stadion dabei sein.
Auch Fans mit Behinderungen können bei den Spielen im Eintracht-Stadion dabei sein. © Jan Hübner

Fan- und Behindertenfanbeauftragte der Eintracht helfen Rollstuhlfahrern und Blinden, die Spiele von Eintracht Frankfurt verfolgen zukönnen.

Ein Samstag im Frankfurter Waldstadion. Es riecht nach Bratwurst. Foodtrucks stehen herum, daneben ein weißes Zelt mit der Aufschrift Fanbetreuung. „In das Zelt müssen wir nachher“, sagt Clemens Schäfer. Der Deckenverleih habe beim letzten Spiel nicht funktioniert, die Decken müssten besser an die Fans verteilt werden.

Schäfer ist Fan- und Behindertenfanbeauftragter der Frankfurter Eintracht. Der 60-Jährige sitzt selbst im Rollstuhl und ist seit 2007 ehrenamtlich dabei. Damals gründete er gemeinsam mit anderen den Eintracht Fan-Club ohne Grenzen (EFC) für Fans mit und ohne Behinderung. 2012 habe ihn ein ehemaliger Fanbeaufragter gefragt, ob er nicht hauptberuflich einsteigen wolle. Seine Frau habe ihn unterstützt, seine Tochter sein Sanitätshaus übernommen. Vier Mitarbeiter betreuen die Fans, doppelt so viele, wie es die Deutsche Fußball Liga (DFL) pro Verein vorschreibt, darunter auch Sehbehindertenreporter.

Die Fanbetreuer klären vor Heim- und Auswärtsspielen alle Besonderheiten mit den Gästevertretern ab. Drei Stunden vor dem Spiel trifft sich das Team im Büro in Block 17. Clemens Schäfer muss dafür sorgen, dass alle Fans ihre Plätze problemlos erreichen. Neben Steh- und Sitzplätzen gibt es auch Plätze für Sehbehinderte, Gehörlose, Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer.

110 Rollstuhlplätze verantwortet er. „Die sind immer ausgebucht.“ Das liege auch an den günstigen Ticketpreisen, die Karten kosteten zwölf Euro pro Person inklusive einer Begleitperson. Auf der Warteliste stünden 200 Namen. Die 110 Plätze, davon zehn Prozent für die Gästefans, erstrecken sich entlang der gesamten Gegentribüne. „Wir haben hier in Frankfurt den einzigen Rollstuhlbereich, bei dem die Gäste bei ihren Fans sitzen können“, sagt Schäfer.

Zu den Aufgaben gehören auch die Behindertentoiletten. Da sie nur von Personen mit Behinderung genutzt werden dürfen, positionierten sich die Freiwilligen an verschiedenen Eingängen und Rampen, um nur Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte durchzulassen. Ein kostenloser Shuttlebus, der vom Haupteingang Mörfelder Landstraße über den Eingang Radrennbahn bis zum Ostrondell fährt, bringt mobilitätseingeschränkte Besucher bis an die Arena. Auch hier unterstützen ehrenamtliche Helfer.

Auf den Rollstuhlplätzen angekommen, wird Clemens Schäfer schon von den Rollstuhlfahrern und ihren Begleitpersonen erwartet und freudig begrüßt. Aus allen Ecken winken ihm Eintracht-Fans zu und rufen seinen Namen. Er grüßt zurück, man kennt sich. Dann nimmt er seinen Platz ein, um den Anpfiff nicht zu verpassen.

Zeitgleich werden in den Blöcken 27 E und 27 F zehn Kopfhörer an Sehbehinderte und Blinde verteilt. Über die Kopfhörer wird ihnen das Spielgeschehen durch Sehbehindertenreporter berichtet. Bei jedem Heimspiel der Eintracht Frankfurt stehen blinden Fans und ihren Begleitern 17 Plätze zur Verfügung. Zwei ausgebildete Sehbehindertenreporter kommentieren das Spielgeschehen. Eine weitere Person kümmert sich um die Technik. 

„Es soll so vermittelt werden, dass ein Blinder genau weiß, wo sich der Ball auf dem Spielfeld befindet“, sagt der Sehbehinderten-Reporter Joachim Heizmann. Die Aufstellungen der Mannschaften liegen vor ihnen, die Spieler können mühelos getauscht werden. Als es losgeht, stellt einer der Reporter die Mannschaften vor, kommentiert jeden Spielzug. Nach dem Spiel werden die Kopfhörer eingesammelt. Die Fans verlassen langsam das Stadion.

Auch Clemens Schäfer fährt zurück ins Büro. Für heute ist seine Arbeit erledigt. Er freue sich schon auf das nächste Spiel, sagt er.

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