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Der Traum vom guten Essen

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Inhaberin Rachel Brenman im "Brenmans".
Inhaberin Rachel Brenman im "Brenmans". © Peter Juelich

Aus einem Blumenladen im Frankfurter Westend hat Rachel Brenman ein Deli mit eigenen Gerichten gemacht.

Von Clara Nicolay

Zimtschnecken, Macarons, belegte Brote und Kuchen, bei denen man sich gar nicht entscheiden kann, welchen man zuerst probieren möchte. Rachel Brenmans Deli im Frankfurter Westend lockt mit vielen Köstlichkeiten. Es riecht nach Kaffee und orientalischen Gewürzen. Neben der Theke, an der meist Rachel selbst ihre Kunden begrüßt, empfängt den Besucher eine riesige silberne Etagere mit frischen Orangen; an den Wänden stehen dunkle Schränke im Kolonialstil mit einer großen Auswahl an Delikatessen.

Doch wo heute die hohen Regale mit bunten Teedosen, Kaffeevariationen und einer Vielzahl an Weinen zu finden sind, standen noch vor gar nicht allzu langer Zeit Kübel mit Lilien, Hortensien und Pfingstrosen; daneben kleine Wohnaccessoires – Rachel Brenmans eigener Blumenladen. Davon ist jetzt nicht mehr viel zu sehen.

Der Weg zum eigenen Deli war lang. Mehr als 4000 Kilometer liegen zwischen Rachels Heimat Israel und Frankfurt. Mit zehn Jahren kam sie mit ihren Eltern in die Stadt am Main. Im Palmengarten machte sie später eine Ausbildung zur Floristin.

Doch die kleine zarte Frau mit den schwarzen  Haaren wusste schon immer, dass sie mal selbstständig sein wird. Heute arbeitet sie nicht mehr als Floristin und ist immer wieder froh über diese Entscheidung. „Ich komme aus Tel Aviv, da geht es eigentlich nur ums Essen. Ein Laden wie dieser war schon immer mein Traum“, erzählt Rachel.

Ihre Begeisterung ist deutlich zu spüren – und auch den ganzen Tag zu sehen. So ein Traum macht auch viel Arbeit. Ihr Tag beginnt bereits um 5 Uhr, wenn die Zutaten geliefert werden. Alles muss schnell angerichtet sein, die ersten Gäste kommen schon am frühen Morgen. Die meisten holen sich hier vor der Arbeit ein süßes Stückchen oder einen Kaffee, für einen kleinen Plausch ist dann oft auch noch Zeit.

Viele ihrer Kunden kennt Rachel Brenman schon lange. Früher kauften sie bei ihr Blumen, heute kommen sie zum Mittagessen vorbei. Die schrittweise Veränderung des Ladens haben auch sie miterlebt. Alles begann 2011 mit vier kleinen Tischen in einem Raum neben Rachels Blumengeschäft.

„Als ich sah, dass der Laden frei wurde, dachte ich, bevor da irgendwas reinkommt, was mir nicht gefällt, mach’ ich lieber selbst etwas daraus“, erzählt Rachel. „Damals gab es nur zwei hausgemachte Suppen und zwei von mir selbst gebackene Kuchen, die ich jeden Morgen von mir zu Hause mit hierhergebracht habe.“

Sie steht in eben jenem Nachbarraum, den sie auch heute noch als Erweiterung ihres Delis nutzt. Aus den vier kleinen Tischen sind inzwischen große Tafeln geworden, die die Gäste dazu veranlassen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Auch unter der Woche sind fast alle Tische voll besetzt, leise Musik spielt im Hintergrund, das Publikum ist vielfältig: Mütter treffen sich hier bei einem frischen Minztee mit Orange und Honig, während ihre Kinder in der Schule sind, und diskutieren über Erziehung, Dramen mit den Lehrern und das alltägliche Chaos zu Hause.

Studenten sitzen vor ihren Laptops und genießen die persönliche Atmosphäre abseits der Uni. Mittags füllt es sich dann schlagartig: Die umliegenden Büros haben Mittagspause. Auch die Geschäftswelt zieht es ins Deli – zu Besprechungen, aber vor allem zum Mittagessen.

Auf der Speisekarte stehen Suppen und zwei bis drei kleine warme Gerichte, die täglich wechseln. Alles Ideen und Rezepte von Rachel selbst. Gekocht wird nicht mehr bei ihr zu Hause, das Deli hat längst eine eigene Küche. Inspiration erhält Rachel aus ihren Familienrezepten, durch Tipps von Chefköchen aus Israel und natürlich von Insta-gram: „Das habe ich für mich entdeckt. Statt zu schlafen, klicke ich mich durch die Seiten – auf der Suche nach einem Rezept, das hierher passt“.

Für Rachel ist ihr Laden mehr als ein Café. Das kleine Deli ist ihr zweites Zuhause geworden. „Deli, der Name ist international, so wie ich“ – erklärt sie. Und Rachel Brenmans Pläne sind noch lange nicht vollendet. Zuletzt eröffnete sie um die Ecke einen Take-away-Laden, für alle, die lecker essen wollen, aber keine Zeit zum Schwatzen haben.

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