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Trauer um FR-Fotografen

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Von: Thomas Remlein

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Der Fotograf Martin Weis wurde nur 53 Jahre alt.
Der Fotograf Martin Weis wurde nur 53 Jahre alt. © Günther Murr

Martin Weis ist mit nur 53 Jahren gestorben

Martin war kein Knipser. Martin war ein Diener der Menschen, die er fotografierte. Sie spürten, dass sie für ihn keine Objekte eines kurzen Augenblicks waren, sondern dass er tiefes, aufrichtiges Interesse an ihnen hatte. Wenn der massige Mann auf die Knie fiel oder sich gar auf den Bauch legte, um auf die Schnelle die vorteilhafteste Perspektive für sein Modell einzunehmen, kam niemand auf die Idee, missbraucht zu werden für „einen schnellen Schuss“, wie es im Branchen-Jargon heißt. Im Gegenteil.

Die Menschen fühlten sich geschätzt, weil sie merkten, hier geht es jemand darum, ihr Wesen zu zeigen. Zeigen, wie jemand ist, ja wie Gott ihn gemeint hat – das war es wohl, was der bekennende Atheist den Lesern mit seinen Bildern zeigen wollte. Oft gaben die Menschen dann für Sekundenbruchteile einen Einblick in ihre Seele. Und in solchen Momenten konnte er den Menschen mit seiner Kamera mitten ins Herz schauen. Weil sie es ihm schenkten.

Und so entstanden manche Fotos, die über den Tag hinaus wirkten, fest in der Erinnerung verankert. Im Archiv finden sich zahlreiche seiner Bilder. Es kam ihm nie darauf an, welche Stellung die Abgebildeten in der Gesellschaft hatten, sein Interesse galt immer der Person, egal ob es sich um Oberbürgermeisterin Petra Roth oder einen Müllwerker der FES handelte. Dabei suchte der Augenmensch immer die außergewöhnliche Perspektive. Zeigen, was kein anderer sieht. Unvergessenen ist beispielsweise ein Foto aus dem OB-Wahlkampf 2001: Der SPD-OB-Kandidat Joachim Vandreike spaziert mit dem damaligen Innenminister Otto Schily durch die U-Bahn-Station Hauptwache: Die Fotografen laufen vorneweg, um an das beste Foto von dem Duo zu kommen. Reporter begleiten sie.

Martin hat sich bereits weit voraus positioniert. Er fährt einfach eine Rolltreppe hoch und hat das ganze Bild: Die Wahlkämpfer mitsamt dem Presse-Tross. Sein Umgang mit den Menschen und seine sich daraus ergebene Professionalität im Sinne des Dienens wird uns in Erinnerung bleiben und ein Vorbild für die eigene Arbeit sein.

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