Teure Bühnen in Frankfurt sind eine Mahnung

Jahrelang hat die Politik die Entscheidung über die Zukunft von Schauspiel und Oper vor sich hergeschoben. Nun wird das Projekt extrem teuer. Ein Kommentar.
Kann sich Frankfurt angesichts des Sparzwangs, unter dem die Kommune steht, neue Bühnen für 1,27 Milliarden Euro leisten? Die Antwort lautet: Die Stadt hat keine andere Wahl. Frankfurt ohne Bühnen für hochklassige Opern- und Schauspielproduktionen – das wäre ein brutaler Verlust für die Kultur und eine ungemeine Peinlichkeit. Insofern werden die Stadtverordneten den am Donnerstag vorgelegten Plänen schon zustimmen. Wahrscheinlich werden sie sich für die Variante entscheiden, bei der das Schauspiel in die Wallanlagen zieht. Die Argumente der Kulturdezernentin klangen jedenfalls überzeugend.
Dennoch wird sich die Politik noch einmal intensiv mit den Kosten befassen müssen. Zum einen muss die Stadtregierung alles unternehmen, um das Land in die Pflicht zu nehmen. Frankfurt hat kein Staatstheater wie Wiesbaden oder Darmstadt, aber Bühnen von Weltruf, die das Kulturleben in Hessen prägen. Mit den Kosten für eine Einrichtung, deren Bedeutung weit über die Stadtgrenze hinausreicht, darf die Kommune nicht alleingelassen werden. Zum anderen ist auch eine Aufarbeitung der Diskussionen über die Bühnen notwendig. Seit 15 Jahren weiß die Politik, dass es in dem baufälligen Gebäude am Willy-Brandt-Platz so nicht weitergehen kann. Statt die Entscheidung für einen Neubau an einer bestimmten Stelle zu treffen, die nun wohl endlich ansteht, wurde das Thema immer wieder vertagt, neu diskutiert, es brauchte hier noch eine Studie, dort noch ein Gutachten. Und so vergingen Jahr um Jahr, in denen das Bauen immer teurer wurde. Am Ende steht ein Milliardenprojekt, das sich Frankfurt eigentlich nicht leisten kann, aber leisten muss – siehe oben.
Das amtierende Regierungsbündnis wird von Teilen der Opposition als Prüfen-und-berichten-Koalition verspottet. Das ist nicht ganz fair, aber durch besondere Entscheidungsfreude haben sich Grüne, SPD, FDP und Volt zumindest bis vor einigen Wochen nicht ausgezeichnet. Die Entwicklung bei den Bühnen sollte eine Mahnung für die Politik sein, dass große Projekte immer teurer werden, je länger man mit einer Entscheidung wartet.