CDU sperrt sich - das Momem droht zu scheitern

Streit ums Geld bringt die Pläne für das Frankfurter Momen ins Wanken. Eine Ausstellung im Dezember ist die große Hoffnung für das Techno-Museum.
Das Museum für moderne elektronische Musik, kurz Momem, steht mehr denn je auf der Kippe. Das Kulturprojekt an der Hauptwache drohe an der Finanzierung zu scheitern, ließ der Verein Friends of Momem am Dienstag durchblicken.
Dabei hatte ein Schreiben der CDU am Mittag noch Hoffnung gemacht, das seit Jahren dümpelnde Vorhaben könnte bald wahr werden: „Das erste weltweite Museum für Clubkultur ist möglich“, schrieb darin der kulturpolitische CDU-Sprecher Thomas Dürbeck und stellte ein Darlehen in Aussicht. Doch Alex Azary, Vorsitzender der Friends of Momem, sieht im Entgegenkommen der Frankfurter Christdemokraten vor allem eines: „Das ist eine vergiftete Zusage.“ Die SPD nennt das Vorgehen der CDU „unseriös“.
Momen - Anziehungspunkt für internationale Besucher
Bald fünf Jahre ist es her, dass der Verein sein Vorhaben öffentlich machte: das erste Museum für elektronische Musik. Eine ganze Stilrichtung, ein Lebensgefühl wollten die Macher transportieren: Azary, Stefan Weil, Andreas Tomalla und andere Größen des Genres. Ein Anziehungspunkt sollte es werden, auch für internationale Besucher – dann tat sich lange nichts.
Die Gründe für den Stillstand sehen die Friends of Momem in erster Linie bei der Stadt. Zwar stehen seit 2018 die Räume des früheren Kindermuseums in der Zwischenebene der Hauptwache zur Verfügung, doch die müssen saniert werden. Geld dafür fehlt dem Verein. Er braucht eine Anschubfinanzierung. Das Geld sei im Januar beinahe auf dem Weg gewesen – bis die CDU einen Riegel vorgeschoben habe, sagt Azary. „Da hieß es, sie bräuchten einen neuen Businessplan.“
Momem
Auf 800 Quadratmetern in der Zwischenebene der Frankfurter Hauptwache soll das Museum of Modern Electronic Music entstehen, kurz: Momem.
Politiker aller demokratischen Parteien aus dem Römer feierten das Projekt und seine Bedeutung für die Stadt seit 2015 bei diversen Gelegenheiten.
Die Inhalte zeigt nun aber zunächst die Ausstellung „Electro“ in Paris. Die Momem-Macher wollen sie nach Frankfurt holen – auch wenn sie ihr gern zuvorgekommen wären.
Der liegt nun vor, samt einer spektakulären Eröffnungsschau: „Electro. From Kraftwerk to Daft Punk“. Sie machte in diesem Sommer in Paris Furore und zog Zehntausende an. Das Zeitfenster sei knapp, sagt Azary, im April ziehe die Ausstellung weiter nach London. Im Dezember müsse es an der Hauptwache definitiv losgehen. „Der Vertrag mit Paris liegt unterschriftsreif vor mir.“ Aber es sei fast zu spät, um alles vorzubereiten. „Die CDU hat die Sache im Prinzip schon gegen die Wand gefahren.“
„Electro. From Kraftwerk to Daft Punk“
Was ihn so erzürnt, sind zwei Klauseln in der Finanzierungszusage: Die 500 000 Euro Anschubgeld soll das Momem erstens zurückzahlen; zweitens fließen sie erst, wenn der Verein seinerseits 350 000 Euro aus eigener Tasche beigesteuert hat. Unmöglich, sagt Azary. Die Sponsoren erwarteten, dass es zunächst ein Museum gebe, ehe sie ihren Beitrag leisteten. Zudem gelte es, mit dem Anschub eine städtische Immobilie zu sanieren: „Das Geld bleibt doch ohnehin bei der Stadt.“
Aus CDU-Sicht ist es genug Entgegenkommen, die Räume mietfrei bereitzustellen. „Das Momem-Konzept sah von Anfang an vor, dass sich der Betrieb selbst trägt und ohne Zuwendungen der Stadt auskommt“, erinnert Dürbeck. Der Businessplan lasse zudem Einnahmen erwarten. „Es sollte dem Verein also ohne Probleme möglich sein, der Stadt die gewährte Anschubfinanzierung bis Ende des Jahres 2020 zurückzuzahlen.“
Andere Kulturprojekte werden gefördert
Azary ist enttäuscht. Andere Kulturprojekte würden bereitwillig gefördert, sagt er. „Wir überlegen, was wir jetzt tun.“ SPD-Kulturpolitiker Roland Frischkorn rief dazu auf, die „Riesenchance“ zu nutzen, ein solches Museum zu etablieren: „Wer A sagt, muss auch B sagen.“ Unseriös wäre für ihn vor allem, das Geld bis Ende 2020 zurückzufordern: „Das können die ja gar nicht schaffen.“
Der dritte Koalitionspartner, die Grünen, riet ebenfalls zum Dranbleiben: „Wir möchten gern möglich machen, dass es zustande kommt“, sagte Fraktionschef Sebastian Popp. Allerdings treffe es zu*, dass ursprünglich nicht von einer Anschubfinanzierung die Rede gewesen sei.
Und es gibt weitere Neuigkeiten zum Momem: Die Stadt Frankfurt lehnt eine Nutzung des früheren Technoclubs U60311 als Veranstaltungsort für das Technomuseum Momem ab. Dessen Eröffnung verzögert sich.
Das Techno-Museum Frankfurt wird voraussichtlich im Frühjahr 2020 eröffnen. Die Koalition hat sich über die Finanzierung geeinigt.
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