Symbiose aus Bild und Klang

Im Ikonenmuseum an der Alten Brücke soll die neue Reihe „Brückenkonzerte“ vielfältige Verbindungen schaffen und die Musik der Ukraine in den europäischen Kontext stellen
Sein „Quatuor pour la fin du temps“ vollendete der französische Komponist Olivier Messiaen 1941 in NS-Kriegsgefangenschaft. Im Straflager in Görlitz brachte er das „Quartett für das Ende der Zeit“ auch zur Uraufführung – mit Mithäftlingen in der dortigen „Theaterbaracke“. Zu den acht Sätzen von Messiaens kammermusikalischem Werk schrieb der Schweizer Komponist Christoph Blum 2022 „Inzwischen. Sieben Interludien“. Mit diesen beiden Stücken eröffnet das Ensemble musique lucide am Freitag eine neue Konzertreihe im Frankfurter Ikonenmuseum.
Der Pianist Leonhard Dering hat die „Brückenkonzerte“ unter Mitwirkung der Kuratorin Konstanze Runge entwickelt. Sie vereinen Musikwerke der europäischen sowie ukrainischen Gegenwart und Moderne und werden bis Ende November im Ausstellungssaal des Ikonenmuseums, das als Abteilung zum Museum Angewandte Kunst gehört, präsentiert. Wie oft und in welchem Turnus die verschiedenen Ensembles und Solist:innen dort auftreten werden, stehe im Detail noch nicht fest, heißt es auf Nachfrage der Frankfurter Rundschau aus der Pressestelle des Hauses.
Jetzt geht es erst einmal los: „Die neue Konzertreihe schafft durch die Vereinigung von Bild- und Klangkulturen neue Verbindungen zu verschiedenen regionalen und historischen Erfahrungskontexten, die mir gerade in diesen herausfordernden Zeiten bedeutsam erscheinen“, sagt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig (SPD), deren Ressort die Reihe unterstützt.
„Der Ausstellungsraum mit mehr als 130 variantenreichen Ikonen aus der christlich-orthodoxen Tradition und einer ausgezeichneten Akustik wird unter Einbezug des Steinway-Flügels vor Ort zum Konzertsaal“, beschreibt Museumsdirektor Matthias Wagner K, und Kuratorin Konstanze Runge erläutert die Idee dahinter: „Das Ikonenmuseum zählt zu den bedeutendsten Orten ostkirchlicher Kunst in Westeuropa und mit dem ererbten Schatz an Ikonen fühlen wir uns gerade in der derzeitigen geopolitischen Situation in einer besonderen Verantwortung.“ Der künstlerische Leiter Leonhard Dering hält derweil fest: „Das Programm erzählt von zwischenmenschlichem Leid angesichts ausweglos erscheinender Zustände, aber auch von der großen Kraft der Hoffnung und der Chance auf Wandel“. Zugleich vermittele es zwischen Perspektiven des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart und fokussiere „die ukrainische Musiklandschaft im europäischen Kontext“.
Das erste Brückenkonzert ist am heutigen Freitag, 19 Uhr, im Ikonenmuseum Frankfurt, Brückenstraße 3–7. Reservierung von Tickets zwischen 8 und 25 Euro. Weitere Termine auf: www.museumangewandtekunst.de