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Studierende aus Frankfurt gründen Limonaden-Startup

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Von: George Grodensky

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Philipp Aleweld, Vincent Kästle, Paul Wohlan und Maximilian Gaubatz haben Jake’s Lemonade gegründet, Paul Kewitz kam später dazu (v.l.). Foto: Niklas Schulte
Philipp Aleweld, Vincent Kästle, Paul Wohlan und Maximilian Gaubatz haben Jake’s Lemonade gegründet, Paul Kewitz kam später dazu (v.l.). © Niklas Schulte

Nachhaltigkeit ist bei „Jake’s Lemonade“ wichtig. Der Griff ins Kühlregal soll unbeschwert sein.

Limonade ist kein Grundnahrungsmittel. Das ist den Gründern von Jake’s Lemonade klar. Doch das Getränk transportiert ein Lebensgefühl. Limonade steht für Freiheit, für Frische, für Jugend und unbeschwerte Zeiten. Und das ist etwas, was man sich durchaus mal mit einem Griff ins Kühlregal gönnen mag. Umso mehr, da die vier Frankfurter Studenten von Anfang 20 mit ihrem Start-up so nachhaltig produzieren wie irgend möglich.

Seit November 2021 ist ihre Limonade auf dem Markt. Zu den Verkaufszahlen halten sie sich bedeckt. Aber es läuft besser, als sie es selbst erwartet haben, so viel verraten sie. Zu finden ist Jake’s Lemonade im Kühlregal bei Tegut, in ein paar Rewe- und Edeka-Märkten, bald wohl auch bei Globus. Im Internet sowieso. Drei Geschmacksrichtungen gibt es: Zitrone, Blutorange und eine Mango-Maracuja-Mischung. Weitere Sorten sind in Arbeit. Alle mit natürlichen Zutaten, ohne künstliche Aromen, raffinierten Industriezucker oder Konservierungsstoffe.

„Drei von uns waren in der Schulzeit im Auslandssemester in den USA“, erklärt Paul Wohlan, wie die Gruppe überhaupt auf die Idee gekommen ist, sich geschäftlich mit Lebensmitteln zu befassen. Zum Leben an der Highschool gehörte der unbeschwerte Freitagnachmittag mit Football, Barbecue und Limo. Das wollten die Freunde nach ihrer Rückkehr gemeinsam wieder aufleben lassen. Mit einer eigenen Limonade. Am besten samt Geschäftsmodell. Unternehmergeist gehört nämlich ebenfalls zum amerikanischen Lebensgefühl, das sie aufgeschnappt haben.

„Macher-Mentalität“ nennt es Vincent Kästle. „Dass man einfach mal anfängt. Optimistisch die Reise antritt.“ Am Anfang steht das Tüfteln in der Küche der Eltern in Frankfurt-Rödelheim. Schnell merken sie, dass so die lebensmittelrechtlichen Bestimmungen schwer einzuhalten sind. Problematisch sind auch Büroarbeit, Teamsitzungen, Meetings. All das erledigen sie zunächst in der Bibliothek der Goethe-Uni. So ist es ein Riesenfortschritt, als sie ins Gründerzentrum der Frankfurter Wirtschaftsförderung in der Hanauer Landstraße einziehen dürfen.

Viel Tüftelei fließt in die Themen Verpackung und Vertrieb. „Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig“, sagt Wohlan. Darum entscheiden sie sich für die Glasflasche und das Mehrwegsystem. Wegwerf- und Einwegprodukte seien schlicht nicht mehr zeitgemäß. Lange überlegt haben sie, ob sie in die Standard-Longneck-Flasche abfüllen sollen, wie Brauereien es mit ihren Bieren und Brausen tun. Aber der Handel habe ihnen etwas anderes signalisiert: Im Kühlbereich zwischen Smoothies und Fruchtsäften in Einweg oder Wegwerfplastik, neben der Milch und den frischen Speisen zum Mitnehmen sei Bedarf an einer coolen Limonade mit nachhaltigem Ansatz.

Daher wird es nicht die Longneck-Flasche. „Dosenform fanden wir immer spannend“, sagt Wohlan. Sie entwickeln die „erste Pfand-Glas-Mehrwegflasche im Kühlregal im Convenience-Bereich“, schwärmt er.

Die Produktion übernehmen Geschäftspartner an mehreren Standorten in Deutschland. Eine Glashütte fertigt die Glasdosen an, das Gewicht ist um 30 Prozent geringer als bei der Longneck-Flasche mit gleichem Fassungsvermögen. Ein Produzent veredelt das Behältnis mit einem Aufdruck – Jake’s Lemonade hat keine Banderole, das wäre zusätzlicher Müll. Dann füllt der Lebensmittelproduzent ab. „CO2-neutral“, betont Wohlan. Alle Partner sind relativ nah beieinander zu finden, das hält die Transportwege kurz. Ursprünglich sollte dies dem Aspekt der Nachhaltigkeit dienen. Inzwischen hat es sich aber auch als günstiger erwiesen, allein schonder Spritkosten wegen.

Die Finanzierung ihrer ersten Produktion hat die vier Gründer lange beschäftigt. Wegen der Coronapandemie sind die Finanzmärkte eher vorsichtig. Limonade ist ein umkämpfter Markt, nicht viele haben ein offenes Ohr für ein paar Studenten. Schließlich überzeugte ihr Konzept die KfW als Kreditgeber.

Ob sie ihre Karrieren weiter im Limonadengeschäft sehen? Ein Stilbruch seien sie ja schon, flachst Wohlan, der Jurastudent. Seine Mitstreiter kommen aus dem Finanzfach und den Wirtschaftswissenschaften. „Da ist der klassische Karriereweg, ein Praktikum bei den Big Four zu machen“, sagt Kästle verschmitzt, also bei einer der vier weltweit größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. „Und dann ins Investmentbanking.“

„Wir stecken ja noch in den Kinderschuhen“, sagt Wohlan. Bislang hat es funktioniert, das Geschäft neben dem Studium aufzubauen. Anstrengend sei es zwar, zwei Fulltimejobs parallel zu haben und dann noch Freizeit unterzubringen, Familie, Freundin. „Das ist nur möglich mit einer guten Planung.“ Aber auch, weil ein Lebensgefühl das Team trägt. „Wir haben so einen Spaß daran, als Freunde zusammenzuarbeiten“, sagt Wohlan. Und: „Wir merken auch, wie wir vorankommen“, sagt Kästle. Nun suchen sie Investoren.

www.jakeslemonade.de

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