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Streit über "Mohren-Apotheke"

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Von: Sandra Busch

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"Zum Mohren" ist auch in der Fassade des denkmalgeschützten Gebäudes der Zeil-Apotheke eingelassen.
"Zum Mohren" ist auch in der Fassade des denkmalgeschützten Gebäudes der Zeil-Apotheke eingelassen. © Renate Hoyer

Die Frankfurter Stadtverordneten diskutieren kontrovers über die Anregung der Kommunalen Ausländervertretung zur Umbenennung von zwei Apotheken.

Virginia Wangare Greiner nahm die Debatte im Stadtparlament über die Verwendung des Begriffs „Mohr“ sichtlich mit. Sie hat in den vergangenen Wochen Hassmails bekommen, Drohanrufe, Morddrohungen. Seit sie für die Kommunale Ausländervertretung (KAV) eine Anregung eingereicht hat, über die seit einigen Wochen diskutiert wird. Die Forderung: Der Magistrat soll sich dafür einsetzen, dass rassistische Bezeichnungen und Logos „aus dem Stadtbild verschwinden“. Hintergrund ist der Name zweier Frankfurter Apotheken, der Eschersheimer „Mohren-Apotheke“ und der „Zeil-Apotheke zum Mohren“ nahe der Konstablerwache.

Zu Beginn der Debatte sagte Integrationsdezernentin Sylvia Weber (SPD) vor allem in Richtung der AfD-Stadtverordneten: „Jeder hat das Recht, wenn er diskriminiert wird, sich zu äußern.“ Die Drohungen gegen Greiner und auch die Reaktionen in den sozialen Medien zu dem Thema zeigten, wie weit Rassismus sich ausgebreitet habe. „Und dem wollen wir entgegentreten.“

In der Anregung appelliert die KAV an den Magistrat, mit den beiden Unternehmen Kontakt aufzunehmen und darauf hinzuweisen, „dass der Ausdruck ‚Mohr‘ als rassistisch angesehen wird und dass bundesweit bereits viele Bezeichnungen für Speisen, Straßen und sogar Firmenlogos geändert wurden“. Mathias Mund (BFF) nannte die Anregung einen „Rohrkrepierer“. Die KAV „skandalisiert“, er wolle sich nicht vorschreiben lassen, keinen „Mohrenkopf“ und kein „Zigeunerschnitzel“ mehr essen zu dürfen. Oder eben in „völliger Missachtung des kulturhistorischen Hintergrunds“ einen traditionellen Namen zu ändern.

Michael zu Löwenstein, Fraktionsvorsitzender der CDU, bezweifelte, dass der Begriff alleine schon per se eine Beleidigung sei. Auch käme ja niemand auf die Idee, das Wort Jude oder Christ zu verbieten, nur weil manche es als Beschimpfung benutzten. Den Apothekern wolle er jedenfalls keinen Rassismus unterstellen. Es müssten Gespräche geführt werden, sagte zu Löwenstein. Vielleicht könne vermittelt werden, ohne das historische Wort aus der Sprache tilgen zu müssen. Auch für Stefan von Wangenheim (FDP) stellte „das historische Wort keine Diskriminierung dar“. Man könne in dem Begriff was Rassistisches sehen, müsse es aber nicht.

Für Milkica Romic (SPD) reicht es dagegen, „wenn sich jemand diskriminiert und abgelehnt fühlt“ durch ein Wort wie „Mohr“. „Rassistische Begriffe sollten keinen Platz in der Gesellschaft haben.“ Das sah auch Pearl Hahn (Linke) so. Schwarze Menschen gehörten zur Gesellschaft, „das muss akzeptiert werden“. Man könne vielleicht diskutieren, ob das „M-Wort“ rassistisch sei – „die Hassmails an Frau Greiner sind es auf jeden Fall“. Manfred Zieran (Ökolinx) fügte an, dass Sprache benutzt werde, „um Menschen niederzumachen und auszugrenzen“. Er wandte sich direkt an Greiner: „Danke, dass Sie den Shitstorm aushalten. Halten Sie durch.“

Die Abstimmung über die Anregung wurde verschoben.

Jetzt, zwei Jahre später, entbrennt die Diskussion erneut. AktivistInnen wollen den rassistischen Namen der „Hof-Apotheke zum Mohren" in Friedberg ändern. Doch die Inhaberin blockt ab.

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