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Streit um den Job-Motor

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Von: Friederike Tinnappel

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Auf dem Flughafen sind diverse Berufe vertreten.
Auf dem Flughafen sind diverse Berufe vertreten. © peter-juelich.com

Fraport legt Erhebung zu den Beschäftigtenzahlen vor und vermeldet einen Rekord. Die Ausbau-Gegner bezweifeln die Zahlen und weisen auf prekäre Arbeitsverhältnisse hin.

Seit Jahren streiten Flughafenausbau-Gegner und der Flughafenbetreiber Fraport über die Rolle des Airports für die Arbeitsplätze. Am Donnerstag hat Fraport die jüngste Arbeitsstätten- und Beschäftigtenerhebung vorgelegt. Danach waren am Stichtag 31. Dezember 2015 „annähernd 81 000 Männer und Frauen am Airport beschäftigt – so viele wie nie zuvor“. Mit dieser Zahl werde die Position des Frankfurter Flughafens als größte lokale Arbeitsstätte Deutschlands untermauert, hieß es. Bei Fraport selbst waren nach Angaben von Pressesprecher Christian Engel Ende des vergangenen Jahres deutschlandweit 18 865 Mitarbeiter angestellt.

Arbeitsdirektor Michael Müller zeigte sich mit der Erhebung zufrieden. Die Zahlen würden belegen, „dass unser Flughafen ein stabiles Arbeitsplatzangebot schafft“. Müller wies aber auch darauf hin, dass der „Job-Motor“ kein Selbstläufer sei: Die Luftverkehrsbranche brauche „verlässliche Rahmenbedingungen und keine weiteren Wettbewerbsnachteile durch zusätzliche Regulierungen“, erklärte Müller, ohne konkrete Beispiele zu nennen. In der Diskussion sind etwa Lärmobergrenzen und eine Ausweitung des Nachtflugverbots.

Die Erhebung gibt auch Einblicke, welche Branchen am Flughafen angesiedelt sind. Zwei Drittel der erfassten Beschäftigten würden bei einer Luftverkehrsgesellschaft, operativ im Flugbetrieb oder im Speditions- und Transportgewerbe arbeiten. Niedergelassen hätten sich aber auch Behörden und Institutionen, Catering, Sicherheitsdienste, Hotels, Gaststätten und Reinigungsbetriebe. Mehr als 90 Prozent der Beschäftigten würden bei Unternehmen mit Tarifbindung arbeiten oder über Tarif verdienen. Grundlage der Erhebung sei der Postleitbezirk 60549, der außer dem Flughafen-Betriebsgelände auch den Stadtteil Gateway Gardens und den Gebäudekomplex „The Squaire“ umfasse.

Wolfgang Heubner von der Bürgerinitiative Sachsenhausen sagte auf Anfrage, für die von Fraport genannte Zahl von fast 81 000 Arbeitsplätzen gebe es keinen Nachweis. Fraport selbst habe in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 400 Arbeitsplätze abgebaut. Wenn ein Spediteur wie Schenker in Mainz 200 Arbeitsplätze abbaue und sie nach Frankfurt verlagere, könne man nicht davon sprechen, dass Arbeitsplätze neu entstanden seien, sagte Heubner und räumte ein, dass es viele Unternehmen wegen der zentralen Lage in Deutschland und Europa zum Flughafen zieht. So beschäftige beidpielsweise die Unternehmensberatungsfirma KPMG dort mehr als 2000 Mitarbeiter.

Dietrich Elsner vom regionalen Bündnis der Bürgerinitiativen gegen den Flughafen-Ausbau meinte zum Thema Tarifbindung, dass es sich häufig um Tarife handele, die zum Leben nicht reichten. Viele Menschen, die auf dem Flughafen arbeiten, seien prekär beschäftigt.

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