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Streiktag in der Innenstadt: Kreativer Post-Protest

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Die Post streikt: Kundgebung auf dem Roßmarkt, nahe der Hauptwache.
Die Post streikt: Kundgebung auf dem Roßmarkt, nahe der Hauptwache. © Christoph Boeckheler

Verärgerte Postangestellte fordern 15 Prozent Gehaltserhöhung bei ihrem Streiktag in Frankfurt. Die Millionengehälter im Vorstand seien zuletzt sehr viel stärker gestiegen, hieß es.

Mehrere Mitarbeitende der Post zogen sich Masken mit Gesichtern ihres Vorstandes an und verhöhnten die eigene Führungsetage. Mit alten Stoffbeuteln bewaffnet, liefen sie durch die Menge der streikenden Kolleginnen und Kollegen um symbolisch deren letzte Centstücke einzusammeln. Nach dem mehrstündigen Streik der Post- und DHL-Mitarbeitenden auf dem Roßmarkt in Frankfurt wollten sie die mit Kleingeld gefüllten Beutel an den Vorstand schicken. Ironisch versuchten die Organisator:innen ihre Forderungen zu untermauern.

Laut Verdi waren 1700 Streikende, die Polizei sprach von etwa 1500 Menschen, am Dienstagmittag aus Hessen und anderen Bundesländern nach Frankfurt gekommen. Rot-weiße Fahnen von Verdi und die vertrauten, schwarz-gelben Jacken der Post füllten nahezu den gesamten Platz. Dazu Rasseln, Trillerpfeifen und viele Transparente mit klaren Forderungen nach mehr Lohn.

Schnell machte sich Unmut breit. Insbesondere nachdem ein Redner der Gewerkschaft Verdi von der Bühne aus Details zu Vorstandsgehältern preisgab. Der Vorstand habe sich in den vergangenen Jahren immer mehr ausgezahlt. Bis zu 464 Prozent Gehaltssteigerungen hätten sie sich verschafft, hieß es in einer Rede.

Die Mitarbeiter:innen am Roßmarkt demonstrieren unter Verdis Organisation für eine Lohnerhöhung von 15 Prozent bei einjähriger Vertragslaufzeit. Insbesondere wegen der Inflation der vergangenen Jahre reiche ihre Bezahlung nicht mehr für das Nötigste aus. Bislang entgegnet der Postvorstand den eigenen Mitarbeitenden und Verdi, die Forderungen seien nicht finanzierbar.

Ein teilnehmender Briefträger unterbrach kurz seine Mahlzeit und erzählte, dass Verdi die aufgebauten Stehtische und das Essen organisiert habe: „Das ist von der Gewerkschaft, unser Arbeitgeber würde uns so etwas nicht gönnen.“ Diese Unzufriedenheit spiegelte sich nicht nur in Aussagen einzelner Teilnehmer:innen wider, sondern auch in aufgebrachten Antwortrufen und Pfiffen der gesamten Menge auf dem Platz.

Unter den unzufriedenen Beschäftigten befanden sich nicht nur Einheimische. Eine Teilnehmerin erzählte, sie sei aus Aschaffenburg angereist, andere kämen von noch viel weiter weg. Bundesweit legten am Montag und Dienstag Menschen aus allen Arbeitsbereichen der Post die Arbeit nieder, insgesamt in zehn Städten gab es Kundgebungen. Die Beschäftigten reden inzwischen jedoch zuversichtlich über die Tarifverhandlungen, die am 8. und 9. Februar in Düsseldorf fortgeführt werden sollen.

Die letzte Tariferhöhung liegt gut ein Jahr zurück und betrug zwei Prozent. Mit weiter steigenden Preisen, könnten sich ihre Mitglieder laut der stellvertretenden Verdi-Vorsitzenden Andrea Kocsis „schlichtweg keinen Kaufkraftverlust leisten.“ Knapp 90 Prozent der Tarifbeschäftigten bei der Post würden zwischen 2100 Euro und 3100 Euro brutto verdienen. Im Vergleich dazu beklagten mehrere Sprecher auf der Demonstration die immer weiter steigenden Vorstandsgehälter in Millionenhöhe. Circa zehn Millionen jährlich verdienten einige Vorstandsmitglieder laut Verdi-Redner. Ihnen hält die Gewerkschaft zudem vor, sie hätten sich schlecht für die Zukunft aufgestellt. So bittet ein Redner alle Auszubildenden nach vorne zu treten. Sie sollen, genauso wie Studierende und Praktikant:innen, ebenfalls eine Erhöhung von 200 Euro monatlich erhalten.

Der Zusammenhalt unter den Kolleginnen und Kollegen war am Dienstag nicht zu übersehen. Sie schienen entschlossen, die Forderungen durchzubringen. Sie eint die gemeinsamen Erfahrungen von langen Arbeitstagen, enormer Belastung und insbesondere unfairer Bezahlung. Ein „Weiter so“ wird es mit ihnen nicht geben, das zeigen die Schilderungen aus dem Post-Alltag. (Von Christian Düring)

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