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Streiklustig im Betriebshof in Frankfurt

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Von: Steven Micksch

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Ganz gut gelaunte Streikende im VGF Betriebshof Gutleut in der Mannheimer Straße.
Ganz gut gelaunte Streikende im VGF Betriebshof Gutleut in der Mannheimer Straße. © Renate Hoyer

Die streikenden Beschäftigten der Frankfurter Verkehrsgesellschaft zeigen Verständnis für verärgerte Fahrgäste und hoffen aber ihrerseits auf Solidarität. Die nächsten Streiks stehen schon bevor.

Bereits von weitem ist das rote Schild hinter der Frontscheibe der Straßenbahn zu sehen. Beim Näherkommen erkennt man, dass „Heute Warnstreik“ darauf steht. Mehrere Autos blockieren die Gleise, die aus dem VGF Betriebshof Gutleut in der Nähe des Frankfurter Hauptbahnhofs führen. Auch beim zweiten Streiktag in der aktuellen Tarifrunde des öffentlichen Dienstes war der Nahverkehr in der Mainmetropole stark eingeschränkt. Keine Tram und keine U-Bahn waren in der Stadt zu sehen.

Gut 40 Wagen stehen am Freitagvormittag auf dem Betriebshof im Gutleut, so schätzt es Arno Poka, Frankfurter Kreisvorsitzender der Gewerkschaft Komba. Die Abkürzung steht für kommunale Beamte und Arbeitnehmer. Die Fachgewerkschaft ist für Teile der Beschäftigten in den Krankenhäusern, Stadtverwaltung, der FES oder auch Mainova zuständig. Konkurrenz zur größeren Verdi (Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft) gibt es sicherlich, aber im Tarifstreit um mehr Lohn ziehen beide an einem Strang.

Poka spricht von einer berechtigten Forderung. 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro mehr seien angemessen in Zeiten, in denen alles gerade teurer werde. „Beim Blick auf die Betriebskostenabrechnung wird einem schwindelig“, sagt er. Aber Poka versteht auch, wenn die Menschen, die auf Tram und U-Bahn angewiesen sind, über den erneuten Streik verärgert sind. „Keine Frage, es gibt auch Leute, die mit so einer Krawatte rumrennen.“ Doch alles in allem hoffen er und seine Kollegen bei der VGF auf das Verständnis der Menschen. Und darauf baut er auch in Zukunft, denn das dies der letzte Streiktag in der Tarifrunde ist, daran glaubt er nicht. Das Gegenangebot der Arbeitgeberseite war dafür zu schwach. „Es reflektiert nicht die Aussagen der letzten zwei Jahre.“

In der Pandemie, als der Nahverkehr stetig fuhr und man trotz nicht unerheblicher Ängste gute Leistungen brachte, gab es reichlich Anerkennung. Leider nur verbaler Natur, die Anerkennung im Portemonnaie gebe es jetzt allerdings nicht.

Der Kreisvorsitzende nimmt es noch gelassen. Streiktage seien immer auch Chancen, „die lieben und netten Kollegen aus allen Bereichen“ zu treffen und sich auszutauschen. Zu denen geht Poka dann auch. In den drapierten O-Wagen, Baujahr 69, wo es deutlich wärmer ist. Drinnen sitzen die überwiegend männlichen Kollegen, es gibt Musik, Bock- oder Rindswurst, dazu Kartoffelsalat und Kaffee. Gegen drei Uhr morgens waren die ersten Streikenden vor Ort. Sicherlich etwas später waren Kira und Daphne am Betriebshof. Die beiden Jugendlichen kommen von „Fridays for Future“ mit denen sich die Streikenden am Freitag erstmals gemeinsam auf die Straße begeben. Umgekehrt kamen auch die jungen Leute zu den Streikposten, unterstützen die Menschen vor Ort und tauschten sich aus. „Die Verkehrswende geht nicht ohne die Beschäftigten“, sagt Kira. Schnell habe sich gezeigt, dass man ähnliche Interessen habe. Man hofft auf ein Bündnis mit Zukunft.

John Christianus, Beschäftigter bei der VGF, und sein Kollege geben den „Fridays“ sogar ein kleines Interview. Anschließend legt Christianus dar, wieso man diesmal nicht bei den Forderungen zurückstecken werde. „Vor einem Jahr lag mein Strompreis bei 14 Cent, heute wären es ohne Deckel 52 Cent.“ Er könne verstehen, wenn Kolleginnen und Kollegen, die weniger verdienen, da verzweifeln. Deshalb sei der Mindestsatz von 500 Euro so wichtig – auch um neue Beschäftigte zu gewinnen. „Meine Streikbereitschaft ist hoch.“ Im Zweifel auch beim nächsten Mal. Am 8. März werden aber zunächst die Erzieher:innen in den Frankfurter Kitas in den Ausstand gehen.

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