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Starke Musik, aber kein Musical

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Coco Fletcher kommt nicht nur stimmlich an ihr großes Vorbild Tina Turner heran. Sie sieht auch wie eine Enkelin der Rockröhre aus.
Coco Fletcher kommt nicht nur stimmlich an ihr großes Vorbild Tina Turner heran. Sie sieht auch wie eine Enkelin der Rockröhre aus. © Promo

Das Leben der Rockröhre Tina Turner als Musical: So hatten die Veranstalter die Premiere ihres Stückes in der Frankfurter Alten Oper angekündigt. Herausgekommen ist allerdings bestenfalls eine unterhaltsame Revue.

Von Wolfgang Heininger

Wie so oft bei derartigen Projekten setzen die Produzenten, in diesem Fall Bernhard Kurz, vor allem auf zugkräftige Gesangsnummern, die dann zu einer mehr oder weniger glaubwürdigen Handlung zusammengeschustert werden. Schon ist der Erfolg garantiert. Aber auf Handlung warten die knapp 2000 Premierenbesucher in Frankfurt vergebens.

Lediglich einige Sätze zur Biografie der Ausnahmesängerin dienen als Überleitung von einem Stück zum anderen. Die werden dann jeweils zu einer bombastisierten Minihandlung aufgeblasen, etwa in Form eines fingierten Telefongesprächs zwischen dem Turner-Manager mit Mel Gibson, der die Sängerin daraufhin für seinen Film „Mad Max“ engagiert. Aufgrund der mageren Inszenierung holperte sich Koffi Missah in mehreren Rollen mehr schlecht als recht durch uninspirierte Texte. Sein Gesangstalent konnte er kaum in Szene setzen.

Immerhin entschädigten die eigentlichen Akteure das Publikum für die miserable Präsentation. Die vierköpfige Band mit dem Sänger und Gitarristen Jordan John, Prakash John (Bass), Doan Pham (Drums) und Antony Wright (sehr variabel mit Keyboards und Sax) war gut aufgelegt, die Tänzerinnen Gwennaelle Ludwig und Meimouna Coffi ausdrucksstark unterwegs und die Backgroundsängerinnen Della Miles, Sharlie Pryce und Valerie Scott unterstrichen unprätentiös die Auftritte des eigentlichen Stars.

Und der war zweifellos Coco Fletcher, die nicht nur stimmlich an ihr großes Vorbild herankam, sondern vom Aussehen her die Enkelin der mittlerweile 77-jährigen Wahlschweizerin sein könnte. Die junge Frau aus Alabama erwies sich in beider Hinsicht als ideales Double der großen alten Rock- und Bluessängerin, die sich vor acht Jahren mit einer letzten Welttournee aus dem Showbiz zurückzog.

Wie gut Fletcher in der Lage ist, das Original zu imitieren, zeigte sich, als Originalaufnahmen von Tina Turner auf dem magischen Auge über der Bühne gezeigt wurden, während ihre Darstellerin darunter die genau gleichen Posen und Bewegungen ausführte. Auch stimmlich war kaum ein Unterschied zu bemerken.

Fletcher, die sich unter anderem in Las Vegas hocharbeitete, zur ersten Besetzung von „Stars in Concert“ gehörte und mit Udo Jürgens auf seinen letzten Konzerten Duette sang, enthielt sich dabei wohltuend irgendwelcher Allüren und verbreitete stattdessen natürlichen Charme mit zupackender Stimme und warmem Timbre.

Klar, dass die zahlreichen Turner-Fans in der Alten Oper bei den großen Hits wie „Golden Eye“, „We don't need another Hero“ oder „What's Love“ aus dem Häuschen waren und nach zweistündigem Programm lautstark eine Zugabe verlangten.

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