7:4 für Eintracht Frankfurt

Der total objektive Städtevergleich vor dem Europa-League-Viertelfinale Eintracht Frankfurt gegen den FC Barcelona: Vielleicht haben die Katalanen ja den schöneren Strand – wir haben die cooleren Gorillas und die deutlich bessere Lebensqualität.
Zoos: Barcelona hat einen Zoo. Frankfurt hat auch einen Zoo. Beide relativ klein: 13 Hektar zu elf Hektar. In Barcelona gibt es mehr Tiere (5500 zu 4500), aber in Frankfurt mehr Tierarten (450 zu 400). Der Frankfurter Zoo ist älter (1858 zu 1892). Der Zoo von Barcelona liegt in einem ziemlich schönen Park. Es gibt dort ein „Titi-Affen-Haus“, was natürlich schon affenti…, äh, -geil ist. Und es lebte dort der einzige bekannte Albino-Gorilla namens Schneeflöckchen. Nicht schlecht. Im Frankfurter Zoo lebte allerdings der älteste Gorilla-Vater der Welt, Matze, hier pflanzten sich die Primaten schon vor Jahrzehnten fort wie sonst nirgends auf dem Globus, wir hatten Bernhard Grzimek, wir haben die erfolgreichste Kiwi-Zucht außerhalb Neuseelands (der Vogel, nicht das Obst), und wir haben den FR-Patenvogel Hobbit, der so einen Städtevergleich auch im Alleingang entscheiden könnte. So einen wie Hobbit bräuchten wir im Sturmzentrum. Punkt für Frankfurt. 1:0

Prachtstraßen: Eine 1,2 Kilometer lange Promenade kommt immer spätestens im zweiten Satz, meist schon in der zweiten Hälfte des ersten Satzes vor, wenn jemand über die zugegebenermaßen fantastische Stadt Barcelona spricht: „Also die Ramblas …“ (spanischer Plural) bzw. „… die Rambles …“ (katalonischer Plural) bzw. „… die Rambla …“ (Singular in beiden Sprachen) – „… einfach toll!“ Nun muss man wissen: Rambla, ursprünglich arabisch, heißt so viel wie Flussbett. Warum man das in Singular und Plural braucht: mysteriös. Vor allem, wenn da nur eins fließt: der Verkehr, rechts und links. Schon schön, da zu spazieren, aber so doll ja nun auch wieder nicht. Dagegen die Dreihäusergasse in Frankfurt-Eschersheim … kleiner Scherz. Aber die Zeil: ebenfalls 1,2 Kilometer lang, keine Autos (zumindest im Westen), kein Flussbett, das man nicht sieht, kein Namens-Durcheinander mit verschiedenen Sprachen und Einzahl-Mehrzahl-Gehampel, einfach: die Zeil. Punkt für Frankfurt. 2:0
Zum Spiel
Eintracht Frankfurt spielt an diesem Donnerstag, 7. April, um 21 Uhr im Waldstadion gegen den FC Barcelona. Das Viertelfinale der Europa League ist restlos ausverkauft, wird aber im Fernsehen bei RTL frei empfangbar übertragen.
Für Zuschauerinnen und Zuschauer vor Ort gelten keine Corona-Zugangsbeschränkungen und keine Maskenpflicht mehr. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes wird jedoch empfohlen.
Die Waldtribüne, beliebter Treffpunkt vor dem Spiel, kehrt zu diesem Anlass nach zwei Jahren zurück. Von 19.45 Uhr an gibt es dort vor dem Eintracht-Museum an der Haupttribüne Programm mit Pia Geiger und Axel Hoffmann. Altstar Peter Reichel, Nationalspieler und zweimal Pokalsieger mit der Eintracht 1974 und 1975, wird auf der Waldtribüne zu Gast sein. prar
Gründungsmythos: Wie Barcelona auf die Welt kam, darüber gibt es verschiedene Geschichten. Eine davon besagt, dass Herakles, griechischer Halbgott (unter Römern auch salopp Herkules genannt), die Stadt „um“ 1153 vor Christus gegründet haben soll, was somit fast ein halbes Jahrtausend vor der Gründung Roms gewesen wäre. Auf der Suche nach dem Goldenen Vlies sei ihm ein Schiff im Sturm verloren gegangen und an der katalanischen Küste wieder aufgetaucht, schreibt das Internet. Dort habe es Herakles so schön gefunden, dass er eine Stadt gründete und Barca Nona nannte: Neuntes Schiff. Wenn man das mit zugehaltener Nase ausspricht, wird Barcelona draus. Bleibt aber trotzdem eine abstruse Story, wie an den Haaren von Carles Puyol herbeigezogen. Es gibt noch andere Gründungsgeschichten über Barcelona. Manche klingen plausibler. Über Frankfurt gibt es nur eine. Sie wissen schon. Die Hirschkuh mit ihrem Kalb, die den Franken auf der Flucht vor den Sachsen die Furt über den Main zeigt … Nach wie vor die beste Gründungsgeschichte von allen. Punkt für Frankfurt. 3:0
Barcelona hat vermutlich mehr Strände als Frankfurt
Rennstrecken: Nördlich von Barcelona gibt es den Circuit de Barcelona-Catalunya, eine 4,6 Kilometer lange Rennstrecke, auf der die Formel 1 ihre Runden dreht. Seit 1991 wird da der Große Preis von Spanien ausgetragen. Michael Schumacher und Lewis Hamilton haben ihn je sechs Mal gewonnen. Der „Schumi“ hat in Barcelona übrigens sein erstes Rennen für Ferrari gewonnen. In Frankfurt gibt es keine Rennstrecke, zumindest keine offizielle. Der Geschäftsmann Niko Iordanov hatte 2008 zu einem Autorennen am Frankfurter Kreuz aufgerufen. 30 Runden zu je zweieinhalb Kilometer sollten dort gefahren werden. War aber nur ein Spaß (den die Polizei gar nicht so fürchterlich witzig fand). Jedenfalls sind Autorennen ohnehin klimapolitischer Irrsinn. Deshalb Punkt für Frankfurt. 4:0
Partnerstädte: Barcelona ist eine tolle Stadt, mit der jeder und jede gerne befreundet sein möchte. Deshalb pflegt sie 23 Städtepartnerschaften. Das ist eine Menge. Frankfurt hat nur 17 Partner- und Freundschaften. Klingt nach einem Punkt für Barcelona. Aber schauen wir uns die Liste mal näher an. Würden wir in Frankfurt jetzt gerne die ziemlich emotionale Diskussion darüber führen, ob man in diesen Zeiten mit einer Stadt in Russland (in dem Fall St. Petersburg) befreundet sein sollte? Und anders als Barcelona sind wir auch nicht mit Köln befreundet und müssen nicht vor jedem Spiel gegen den FC eine gute Beziehung heucheln. Punkt für Frankfurt. 5:0

Strände: Barcelona liegt am Meer. Da ist es nicht gerade ein Wunder, dass Barcelona, diese wirklich wundervolle Stadt, auch einen Strand hat. Na gut, mehrere. Okay, okay, Internetseiten wie „Die 6 schönsten Strände in Barcelona“ oder „Die 15 schönsten Strände in und um Barcelona“ oder „Die 3247 herrlichsten Strände in, um, über und unter Barcelona“ legen den Verdacht nahe, dass Barcelona vermutlich mehr Strände hat als Frankfurt. Auch wenn die letzte Internetseite gelogen war. Als Barcelona-Tages- oder -Durchreisender hat man allerdings nicht allzu viel von den Stränden, wenn man nicht hinterher nass oder voller Sand über die Rambla („Toll!“) rumpeln will. Frankfurt hat durchaus den einen oder anderen Zugang zum Main. Aber nicht zum Meer. Zugegeben. Unser Strand, der liegt unterm Pflaster. Punkt für Barcelona. 5:1

Lebensqualität: Wir wollen hier nicht unter den Tisch fallen lassen, dass Barcelona eine fantastische Stadt ist. Haben wir das schon irgendwo auf dieser Seite erwähnt? Barcelona ist eine traumhafte Stadt, Ziel unzähliger Touristinnen und Touristen, anziehend, offen, großzügig, super Lage, relativ gut zu erreichen, wenn man es mal mit Malaga oder Kuala Lumpur vergleicht. Zwei Tagesreisen (für unter 30-Jährige: eine) mit dem Auto oder einfach sauber durchgezogen mit dem Zug, schon bist du da. Klasse Wetter auch. Und das Essen! Die eleganten Damen! Da ist es doch wirklich total erstaunlich, dass Barcelona beim „Quality of living city ranking“ (also auf der Lebensqualität-Rangliste der Städte) nur auf Platz 43 gelandet ist. Wir Frankfurter können uns das überhaupt nicht erklären. Wollen wir auch gar nicht, denn Frankfurt liegt in diesem Ranking auf Platz sieben. Weltweit. Punkt für Frankfurt. 6:1
Partyhochburgen: Barcelona liegt 75 Kilometer von Lloret de Mar entfernt. Ein Party-Traum für Abiturient:innen. Es gibt da das „Millennium“ mit Konfettikanone und Lichtshow. Oder das „Colossos“ mit Schaumpartys und zwei Pools. Frankfurt liegt knapp 40 Kilometer von Wiesbaden entfernt. Ein Party-Traum für Senior:innen. Es gibt da das Kurhaus mit der jährlichen Silvester-Gala. Und das Bowling Green, wo schon Elton John gespielt hat. Und natürlich das Staatstheater und die Spielbank. Da muss man sich ordentlich anziehen. Muss man in Lloret allerdings auch. Ketchup-Flecken auf dem Fußballtrikot oder der kurzen Hose werden in den meisten Läden nicht gerne gesehen. Aber wem geben wir jetzt den Punkt? Die meisten unserer Leserinnen und Leser sind eher „Team Wiesbaden“. Aber wir wollen ja auch junges Publikum ansprechen. Deshalb urteilen wir salomonisch. Punkt für beide. 6,5:1,5

Polizisten: Es kann dir passieren, dass du an der Costa Dorada nachts von der Polizei angehalten wirst, und die findet, du hättest zu viel getrunken, begleitet dich nach Hause, also in dein Urlaubsdomizil, zwischendurch macht ihr noch an einem Bankomaten Halt, und am Ende lässt dich die Polizei schon für drei, vier Monatsgehälter wieder in Ruhe. Die Story ist allerdings ungefähr 30 Jahre alt. Das hat sich bestimmt inzwischen geändert. Die andere Story ist allerdings auch 30 Jahre alt: Wie einer mit dem Auto nach 20 Stunden Fahrt (Landstraße, weil billiger) in Barcelona ankommt, kurz auf der Placa de Catalunya anhält, um zu telefonieren, den Schlüssel versehentlich stecken lässt, Autotür zu, und während er versucht, mit der Antenne durch den Fensterspalt den Türknopf hochzuziehen, kommt die Guardia Civil. Die Herren lächeln freundlich, bescheiden die höfliche Bitte um Hilfe negativ und ziehen ihrer Wege. Das mit der Tür hat dann noch geklappt. In Frankfurt schüttet die Polizei, wenn sie dich nachts beim Plakatekleben für deine Punkband erwischt, deinen Eimer Kleister in die Kanalisation. Na gut, auch 30 Jahre her. Oder 35. Also unentschieden. Punkt für beide. 7:2

Frankfurt gegen Barcelona: Hohe Mieten plagen beide Städte
Olympische Spiele: Barcelona war 1992 Ausrichter der Olympischen Spiele. Frankfurt wäre um ein Haar zwanzig Jahre später dran gewesen. Na gut, so knapp war es gar nicht. Frankfurt verlor schon den nationalen Vorentscheid gegen Leipzig. Und Leipzig schied im internationalen Vergleich schnell aus. Dafür gab es in Frankfurt im Jahr 1925 die Arbeiterolympiade, für die das Waldstadion gebaut wurde, in dem heute die Eintracht gegen Barcelona gewinnt. Aber zurück zu den echten Olympischen Spielen. Das war schon eine tolle Party damals in Barcelona. In Erinnerung bleibt vor allem der 5000-Meter-Lauf, bei dem der Dieter Baumann gewonnen hat. Aber wissen Sie was: Auch bei uns in Frankfurt hat der Dieter Baumann schon gewonnen. Also fast. Ungefähr so sehr wie Frankfurt die Ausrichtung der Olympischen Spiele gewonnen hat. Baumann wurde Vierter. Also viertbester Deutscher. Aber nicht etwa bei einem kleinen Spaziergang über 5000 Meter. Sondern bei einem echten Marathon. Trotzdem: Punkt für Barcelona. 7:3
So sehen Sie Eintracht Frankfurt gegen FC Barcelona live im TV und im Live-Stream
Hausbesetzungen: In Sachen Wohnungspolitik tut der zuständige Dezernent in Frankfurt (Mike Josef), was er kann. Aber das ist noch viel zu wenig, sagt eine Initiative. Hohe Mieten, kaum Sozialwohnungen… deshalb hat die Gruppe den Mietentscheid gestartet, der die Politik verändert hätte. Die Stadt fand die Idee aber blöd, und das Verwaltungsgericht gab ihr recht. Deshalb darf die ABG auch weiter Wohnraum bauen, der nicht öffentlich gefördert ist. Zumindest bis zum nächsten Mietentscheid, der dann aber wieder vor Gericht bestehen muss… In Barcelona sieht man die Dinge pragmatischer. Aus Protest gegen hohe Mieten und den Bau von teuren Eigentumswohnungen besetzen junge Leute einfach Häuser. Rund 200 Gebäude sollen derzeit belagert sein, ein Teil dient als Kultur- oder Veranstaltungszentrum. In Frankfurt herrschen derartige Zustände nur in der Au in Rödelheim, seit 30 Jahren schon, trotzdem kriegt die CDU beim Gedanken daran immer noch Schnappatmung. Kann man nichts machen. Punkt für Barcelona. 7:4