Stadtwald in Frankfurt leidet unter dem Klima

Von Erholung weit entfernt: Noch immer sind fast alle Bäume klimageschädigt, sagt der Waldzustandsbericht 2022.
Die Verbesserung ist marginal: waren 2020 noch 98,9 Prozent der Bäume im Frankfurter Stadtwald krank oder abgestorben, sind es in diesem Jahr 96,4 Prozent. Das sagen die Fakten des aktuellen Waldzustandsberichts. Richtig bleibt: Fast jeder Baum ist betroffen. „Dem Patienten Frankfurter Stadtwald geht es nicht viel besser als im vergangenen Jahr“, sagt Klima- und Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne). „2021 hat nicht mehr als den Hauch einer Entspannung gebracht.“
Auch wenn das laufende Jahr nasser und kühler ist als die vergangenen drei: Die Lage des Frankfurter Stadtwalds bleibe dramatisch, urteilen die Fachleute. Zwar hätten mehr Niederschlag und niedrige Temperaturen die Situation ein wenig entschärft. Auch der Borkenkäfer habe nicht so gewütet wie im Vorjahr. „Aber das alles kann aus einem kranken Baum nicht sofort einen gesunden und aus einer trockenen Baumkrone keine grüne machen“, betont Heilig. „Wir haben wieder zahlreiche Bäume im Frühjahr verloren und weitere werden absterben.“
Der Frankfurter Waldzustandsbericht zeigt, dass junge Bäume und Neuanpflanzungen etwa in Goldstein und Schwanheim von Regen und Kühle profitierten. Der Altbestand macht aber Sorgen. „Vor allem große und alte Eichen, Buchen, Kiefern oder Fichten“, sagt Tina Baumann, die Leiterin der Abteilung Stadtforst im Grünflächenamt. Sie hätten sich nicht erholt, und das sei auch nicht mehr zu erwarten. „Die schweren Schäden aus den Jahren 2018 bis 2020 sind einfach zu groß.“ Dem Bericht zufolge sind die Kronen der Bäume zu großen Teilen oder sogar vollständig abgestorben und die Wurzeln oftmals vorgeschädigt.
Die Bäume machen Pause
Interessantes Phänomen: Die sogenannte Mast blieb aus. Baumann: „Besonders in den Trockenjahren ist die Strategie der Bäume, so viele Eicheln und Bucheckern wie möglich zu produzieren. Das haben sie dieses Jahr nicht gemacht.“ Sie hätten eine Pause eingelegt, um sich vom Stress zu erholen. Dadurch gebe es aber keine Eicheln und kaum keimfähige Bucheckern zur Nachzucht. Der Stadtforst müsse Baumsetzlinge zukaufen.
Insgesamt bestätige der Bericht die Befürchtungen, resümiert Heilig: „Alle Baumarten sind nachhaltig geschädigt und nur viel und andauernder Niederschlag würde den Zustand verbessern können. Aber das ist im Zuge des Klimawandels vermutlich Wunschdenken.“
Der Stadtforst kämpfe weiter: mit Versuchspflanzungen für trockenheitsresistente Baumarten, naturnaher Waldwirtschaft und dem Saatgut, das bereits unter veränderten klimatischen Bedingungen entstanden ist. „Wir hoffen“, so Heilig, „dass Bäume aus diesem Material mit dem Klimawandel klarkommen.“