Stadt über der Stadt – Bekommt Frankfurt eine zweite Ebene?
Eine Stiftung schlägt den Bau einer zweiten Ebene für Frankfurt vor. Auf Brücken soll Wohnraum für 35.000 Menschen und viel Grün Platz finden.
Frankfurt – Die Pläne ambitioniert zu nennen, wäre arg untertrieben: Die Stiftung „Altes Neuland Frankfurt“, die bereits ein Konzept zur Neugestaltung der Hauptwache vorlegte, schlägt nun, wie zuerst die „FAZ“ berichtete, den Bau einer zweiten Ebene für Frankfurt vor. Auf einer 60 Kilometer langen „Brückenwelt“ in gut fünf Metern Höhe könnte nach Vorstellung der gemeinnützigen Stiftung mit Sitz in Frankfurt über stark befahrenen Straßen eine „komplette neu geschaffene Stadtfläche“ mit Wohnraum für 35.000 Menschen und viel Grün entstehen.
Das Planungsteam verspricht in dem sehr detaillierten, mit vielen Visualisierungen versehenen Konzept auf einer Projekthomepage zudem nicht weniger als das „größte autonom fahrenden Verkehrssystem der Welt“ für diese Brückenwelt. Die zweite Ebene soll nicht zuletzt als Photovoltaik- und Solarthermiefläche dienen, Solarenergie und Regenwasser sammeln, verteilen und zu Speicherorten transportieren.

Stadt über der Stadt: Vision für Frankfurt mit neuem Wohnraum auf Brücken soll weltweit Schule machen
„Eine Lösung für die Stadt der Zukunft – weltweit“, bewirbt die Stiftung ihre Vision. Und zeigt auch für Los Angeles, Dubai, Singapur, Shanghai und Peking bereits potentielle Streckenverläufe für grüne Brücken nach dem Frankfurter Modell auf.
Die Kosten für diese Stadt über der Stadt schätzt die Stiftung auf gut 33 Milliarden Euro. Für die Finanzierung schlägt sie ein „Crowd-Funding deutscher und europäischer Großkonzerne“ vor. Auch Hürden werden durchaus benannt: So ist etwa von möglichen Kompensationszahlungen in Höhe von 285 Millionen Euro für Anwohner:innen die Rede, deren Wohnraum von den neuen Brücken verschattet wird.
CDU-Fraktion Frankfurt: Vorschläge für Stadt über der Stadt ganz offen diskutieren
Die Vorschläge der Stiftung Altes Neuland stoßen im Römer durchaus auf Interesse. „Wir sollten ganz offen darüber diskutieren, was machbar ist und was wir aufgreifen könnten“, sagt Albrecht Kochsiek, der planungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion auf Anfrage. Und lobt das große bürgerschaftliche Engagement.
„Ich freue mich über jede innovative Idee aus der Zivilgesellschaft, die zu mehr bezahlbaren Wohnraum führt“, sagt auch der planungspolitische Sprecher der SPD, Simon Witsch. Er begrüße den „Debattenbeitrag Frankfurter Brücken“, wenn dies durch das Projekt gelänge. „Am Ende müssen alle Bauvorhaben nachhaltig, sozial ausgewogen und finanzierbar sein“, schränkt er allerdings ein. „Unter diesen Aspekten werden wir das Projekt auf eine Realisierung prüfen.“ (Christoph Manus)
Derweil soll es mehr Grün für heiße Plätze im Frankfurter Nordend geben.