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Spielecafé in Frankfurt: Ein Treffpunkt für die Brettspiel-Community

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Von: Timur Tinç

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Das Gründerduo: Katja Eisert und Dennis Horn.
Das Gründerduo: Katja Eisert und Dennis Horn. © Monika Müller

Katja Eisert und Dennis Horn haben das Spielecafé Playce in Frankfurt eröffnet und wollen ihre Liebe für Spiele mit anderen teilen und Menschen zusammenbringen.

Yoav und Omer Kedem schauen hochkonzentriert auf mehrere Karten, die auf einem Spielbrett und drumherum liegen. Außerdem haben sie kleine Holzfiguren, wie eine Sonne oder einen Tannenbaum vor sich auf dem Tisch. Parks nennt sich das Spiel über Nationalparks in den USA, das die beiden Brüder im Spielecafé Playce spielen. „Ich habe das Spiel zu Hause“, erzählt Omer Kadem, der für eine Woche aus Haifa gekommen ist. Yoav lebt im Stadtteil Bockenheim und hat beim Vorbeigehen gesehen, dass ein Spielecafé direkt um die Ecke in der Kiesstraße eröffnet hat. „Also habe ich mir gedacht, wir machen den Besuch hier zum Teil unseres Abenteuers“, erzählt er.

Ein Abenteuer ist das Spielecafé auch für die Gründer von Playce, Katja Eisert und Dennis Horn. Zum 1. Februar haben sie das ehemalige Café Albatros im Stadtteil Bockenheim übernommen, am 25. März war die Eröffnung. „Das war wie ein Sechser im Lotto“, sagt Eisert. Der Vermieter habe ein Herz für das soziale Konzept gehabt, das die beiden erarbeitet haben. „Es geht nicht darum, einen Riesenumsatz zu machen, sondern eine soziale Begegnungsstätte zu haben, die sich selber trägt“, erklärt Eisert. Rund 120 000 Euro haben sie in den Umbau investiert. 22 500 kamen über eine Crowdfunding-Kampagne zusammen. Neben über 1000 Brettspielen gibt es auch eine Ecke für Videospiele mit Retrokonsolen wie dem Nintendo 64 oder der Gamecube. Für etwas jüngere Kids aber auch eine Switch. Zwei Drittel der Brettspiele kommen aus dem eigenen Bestand. „Meine Frau freut sich dass jetzt wieder Platz in den Regalen ist“, sagt Horn schmunzelnd. Das letzte Drittel sind Unterstützungen von Spieleverlagen, Spenden von Mitgliedern der Spiel-des-Jahres-Jury oder Followern.

Eisert arbeitet in einer Digitalagentur. Horn in der IT-Branche. Kennengelernt haben sie sich 2019 durch die Spielerszene. Da hatte Katja Eisert schon die ersten Pläne für ein Brettspiel-Café geschmiedet und Freunde gehabt, die mitmachen wollten. Beide sind aber abgesprungen. „Dennis und ich haben uns so gut verstanden, dass wir beschlossen, es zu zweit zu machen“, sagt Eisert. 2019 haben sie die Playce GmbH gegründet und wollten 2020 eigentlich eröffnen. Dann kam die Corona-Pandemie.

Die Zeit haben sie fürs Netzwerken genutzt. Sie haben sich mit dem Verein Spielkultur in Frankfurt zusammengetan und das Event Mainspiel organisiert, um eine Community aufzubauen. „Wir haben deutschlandweit ein Netzwerk mit anderen Spielecafés“, erzählt Eisert. Außerdem ist sie mit Horn zusammen auf verschiedene Events der Brettspiel-Community gefahren.

Die ersten Wochenenden seit der Eröffnung waren komplett ausgebucht. Andreas und Christiane sind seit der Eröffnung mindestens einmal die Woche da. „Wir haben immer mit einem Pärchen gespielt, das vor kurzem Zwillinge bekommen hat. So ist uns unsere Spielegruppe erstmal weggebrochen“, sagt Christiane. Zu Hause hätten sie bis zu 30 Spiele und noch eine Kiste im Keller. Sie kommen vor allem her, um neue Spiele auszuprobieren.

Playce

Das Spielecafé Playce in der Kiesstraße 27 in Frankfurt hat seit 25. März geöffnet. Neben mehr als 1000 Brettspielen gibt es auch verschiedene Videogame-Konsolen. Es können auch eigene Spiele mitgebracht werden. Spieleerklärer:innen vom Verein Spielkultur sind vor Ort und unterstützen bei Bedarf.

Die Öffnungszeiten sind Mittwoch bis Freitag von 17 bis 23 Uhr und Samstag und Sonntag von 15 bis 23 Uhr.

Tische können auf der Homepage unter: www.playce.rocks reserviert werden. Pro Person kostet es sieben Euro. Für Videospiele werden 1,50 Euro pro halbe Stunde berechnet.

Für Getränke und Snacks gilt Selbstbedienung. Warme Speisen können bestellt werden. tim

Kecia Lüdtke und Andreas Storck vom Verein Spielkultur erklären ihnen, wie das Spiel Everdell funktioniert, wo es darum geht eine Stadt aufzubauen. „Es gibt Spiele, die haben sechs Kampagnen. Da hat man sechs Abende zu tun“, sagt Storck. Die Spiele im Playce sind nach Namen und Kategorien in Regale sortiert. Im Eingangsbereich des 140 Quadratmeter großen Innenbereichs gibt es Familienspiele und Spiele, die kürzer dauern. Im mittleren Teil stehen Kühlschränke mit kalten Getränken, eine Kaffeemaschine und Snacks zur Selbstbedienung und anschließender Bezahlung. Es gibt aber auch warme Speisen, wie Paninis oder Eintöpfe, die bestellt werden können. „Wir vertrauen auf unsere Gäste. Das funktioniert sehr gut. So kann man sich wie zu Hause fühlen“, sagt Horn. Zum Konzept gehören auch Unisex-Toiletten.

Im hinteren Teil sind die anspruchsvolleren Titel, die schon mehrere Stunden Zeit benötigen. Im Durchgangsbereich zur linken Seite steht der Fernseher mit den Retro-Konsolen. Im Gruppenraum gibt es die Möglichkeit, mehrere Tische zusammenzustellen und Partyspiele mit bis zu 14 Leuten zu spielen. „Da kann es schon mal sehr laut werden“, sagt Horn. In der Regalreihe davor gibt es englischsprachige Spiele. Überall hängen Bilder von befreundeten Künstlerinnen und Künstlern. Sie haben in Ölgemälde berühmte Zeichentrickfiguren, wie Micky Maus oder Lucky Luke reingemalt oder anderweitig aufgepeppt.

Demnächst, wenn das Wetter beständig wärmer ist, werden auch im 60 Quadratmeter großen Außenbereich Tische und Stühle aufgestellt. Sollte es regnen, stünde zumindest eine Loggia zur Verfügung.

Zunächst wollen sich Katja Eisert und Dennis Horn mit ihrem Spielecafé etablieren. Ideen für die Zukunft gibt es jede Menge. Zum Beispiel, dass an bestimmten Tagen nur gewisse Genres gespielt werden, um Mitspielende zu finden. „Wir kennen viele Spieleautoren, die Prototypen mitbringen können und Spieletester brauchen“, sagt Eisert.

In erster Linie geht es darum, die Leidenschaft für Spiele miteinander zu teilen. Das ist Katja Eisert und Dennis Horn in den ersten Wochen auf jeden Fall gelungen.

Über 1000 Spiele gibt es zu spielen.
Über 1000 Spiele gibt es zu spielen. © Monika Müller
Im Gruppenraum sind Partyspiele für bis zu 14 Personen möglich.
Im Gruppenraum sind Partyspiele für bis zu 14 Personen möglich. © Monika Müller
Die Brüder Omer und Yoav spielen das Spiel Parks.
Die Brüder Omer und Yoav spielen das Spiel Parks. © Monika Müller
Das beliebteste Konsolenspiel auf der N64 ist natürlich Mario Kart. Kecia Lüdtke (M.) und Andreas Storck (r.) vom Verein Spielekultur führen es mit einem Gast vor.
Das beliebteste Konsolenspiel auf der N64 ist natürlich Mario Kart. Kecia Lüdtke (M.) und Andreas Storck (r.) vom Verein Spielekultur führen es mit einem Gast vor. © Monika Müller
Ein bisschen bunte Deko gehört dazu.
Ein bisschen bunte Deko gehört dazu. © Monika Müller
Befreundete Künstlerinnen und Künstler haben Ölgemälden einen gewissen Touch gegeben.
Befreundete Künstlerinnen und Künstler haben Ölgemälden einen gewissen Touch gegeben. © Monika Müller

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