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Entwicklungshilfe
Spenden für Fortgeschrittene
Wie sieht effektive Entwicklungshilfe aus? Darüber debattieren Vertreter von verschiedenen Hilfsorganisationen.
Von Carolin Diel
Zwei Euro kann ein Milchkaffee, ein Eis oder eine Portion Pommes kosten. Von zwei Euro kann aber auch eine Hilfsorganisation in Malariagebieten ein Moskitonetz kaufen, mit dem zwei Menschen vor einer tödlichen Krankheit geschützt werden können. „Da sind die zwei Euro doch besser in die Moskitonetze investiert“, sagte Daniel Berthold, vom Verein Effektiver Altruismus. Zusammen mit Katja Maurer von der Frankfurter Hilfsorganisation Medico International und Steffen Weber vom Weltladen-Dachverband debattierte er am Dienstagabend über die Frage: „Effektiv helfen – aber wie?“ Thema der von der Steuergruppe Fairtrade Town Frankfurt organisierten Podiumsdiskussion waren der Effektive Altruismus (EA) und dessen Verhältnis zum fairen Handel.
Die junge philosophische Strömung verfolgt das Ziel, mit so wenig Kosten wie nötig so vielen Menschen wie möglich zu helfen. Eine Idee, die Weber vom Weltladen-Dachverband grundsätzlich begrüßte. „Der Effektive Altruismus legt den Fokus auf die richtigen Fragen“, so Weber. Fan sei er jedoch nur gewesen, bis er über die Meinung der Effektiven Altruisten zum Fairtrade las. „Der Fairtrade wird reduziert auf ein Thema: Den Preis“, kritisierte Weber. Dabei sei dies nur ein Punkt unter vielen. Der Fairtrade sei vor allem eine Bewegung, die für einen gerechteren Welthandel kämpfe, unter anderem mit Bildungs- und politischer Arbeit.
Katja Maurer von Medico International bezweifelte grundsätzlich den Ansatz, Hilfe nach „betriebswirtschaftlichen Kriterien“ zu bemessen. „Effektivität sollte eine Rolle spielen, aber nicht die Ausgangslage des Handels sein“, so Maurer. Beide kritisierten, der EA berücksichtige zu wenig Ursache-Wirkungzusammenhänge. Strukturelle Veränderung müsse angestrebt werden, statt nur effektiv zu spenden und den Status quo so zu manifestieren. „Es geht nicht darum, mehr zu geben, sondern darum, weniger zu stehlen“, zitierte Maurer den Schweizer Soziologen Jean Ziegler. Der Diskussion auf dem Podium folgte eine angeregte Publikumsdebatte. Organisatorin Ursula Artmann zeigte sich begeistert über die Streitlust von Gästen und Publikum: „Ich traue es mich kaum zu sagen, aber es war eine sehr effektive Diskussion.“