Sparen beim Fahrradkauf und Reparaturen in Frankfurt

Die Frankfurter Fahrradläden haben durchaus unterschiedliche Preise, Wartezeiten und Vorteile. Die Kundschaft sollte sich informieren. Von Christian Düring.
Der Fahrradmarkt hat sich wieder entspannt. Während der Corona-Pandemie war er geplagt von hoher Inflation und Lieferengpässen, obwohl die Nachfrage nach neuen Rädern weiter stieg. Denn statt dicht gedrängt in der Bahn zu stehen, lockte alternativ der Sattel ohne Maskenpflicht und geringere Ansteckungsgefahr. Wer in den vergangenen Jahren deshalb spontan ein neues Rad kaufen wollte, musste jedoch tief in die Tasche greifen und meist trotzdem noch monatelang auf das neue Rad warten. Spuren der Pandemie sind nachhaltig in gestiegenen Preisen für Ersatzteile, neue Räder und Reparaturkosten zu erkennen. Die Wartezeiten sind fast wieder „normal“. Woran liegt das?
Eigentlich verlagerten viele Hersteller ihre Produktion in den Nahen Osten um Kosten zu sparen. Dass diese Strategie zu kurz gedacht war, zeigt sich jetzt, wo sich die Märkte wieder beruhigt haben. Die Transportkosten zurück nach Deutschland schossen nämlich ebenfalls in die Höhe, weshalb inzwischen häufig die Hersteller und Fahrradläden zu den Gewinnern zählen, die ihre Beschäftigten konsequent weiterbezahlten, trotz des Risikos konsequent weiter bestellten oder weiterhin in Deutschland produzierten, als ob es die Pandemie nicht gegeben hätte. Insbesondere deutsche Hersteller wie Ortlieb oder Riese & Müller profitieren nun von einem Vorsprung auf ihre Konkurrenz. Sie können schneller liefern und haben das „Pokern“ darum gewonnen, in welchen Bereichen der Produktionskette die Preise am geringsten steigen.
Durch gefüllte Bestände können jetzt auch wieder Kaufinteressierte von großen Rabattaktionen profitieren, wie sie große Hersteller wie Canyon aktuell zuhauf anbieten.
Alfred Debrah gründete 2019 die Werkstatt „Schraube und Rad“ im Nordend. Er gibt einem Kunden sein Rad mit frisch gewechseltem Reifen zurück. „Das macht dann 29,70 Euro, bitte.“ Mit seinem achtköpfigen Team repariert er bis zu 40 Fahrräder täglich. Seine Kundschaft soll maximal fünf Tage warten, meistens gehe es aber schneller. Eine Inspektion kostet hier 84 Euro für nicht motorisierte Räder, für E-Bikes und Lastenfahrräder muss die Kundschaft tiefer in die Tasche greifen. Der 35-Jährige ist überzeugt: „Du könntest in Frankfurt noch fünf weitere Werkstätten aufmachen, die würden alle laufen“. Die Nachfrage nach Reparaturen sei in den vergangenen Jahren mehr gestiegen, als das Interesse an neuen Rädern.
Fahrrad Radschlag nimmt 72 Euro für eine Inspektion in Nordend. Ein Reifenwechsel kostet bis zu 60 Euro, je nach Ketten- oder Nabenschaltung. Bremsbeläge wechselt die Werkstatt für Vorder- und Hinterrad ab 36 Euro. Bei komplexen Bremssystemen können jedoch auch Preise bis zu 100 Euro anfallen. „Vor der Pandemie waren Ersatzteile bis zu 20 Prozent günstiger“, sagt Radschlag-Mitarbeiter Pascal Naujocks. Falt- und Bügelschlösser hätten vor wenigen Jahren zum Beispiel noch gut 20 Euro weniger gekostet. Auch die Preise für neue Räder sind über „Vor-Pandemie-Niveau“. Für ein ordentliches neues Fahrrad würde Naujocks inzwischen mindestens 600 Euro investieren. Doch er gibt Sparfüchsen einen Tipp: „Ab Oktober beginnen die ersten Fahrradmessen“, sagt er. Dort stellen Anbieter ihre Neuheiten vor. Bis zum Start der neuen Saison müssten die Auslaufmodelle dann weg: „Im besten Fall kann man da 30 Prozent sparen.“
Radmessen in FRankfurt
Der Fahrradclub „ADFC “ organisiert am 19. März eine Messe von 11 bis 17 Uhr im Saalbau Bornheim. Der Eintritt in der Arnsburger Straße 24 kostet zwei Euro für Erwachsene und ist für Minderjährige kostenfrei. 40 Aussteller informieren über die schönsten Reiserouten mit dem Fahrrad in verschiedenen deutschen Bundesländern und der ganzen Welt. Es gibt Bild-Vorträge und Infomaterial zur eigenen Reiseplanung. Zudem informieren Fachleute über Handynavigation, die perfekte Sitzposition und bieten Gravierungen mit Sicherheitscodes an.
Die Velo Frankfurt bietet am 20. und 21 Mai von 10 bis 18 Uhr wieder viele Gelegenheiten, um die neusten Modelle bei Lastenrädern, E-Bikes und sonstigen Rädern zu testen. Der Schnelllaufring an der Eissporthalle Frankfurt ist dabei ein einmaliges Testgelände.
Eurobike stellt auf dem Frankfurter Messegelände vom 24. bis zum 25. Juni aus. Über 1500 Aussteller präsentieren die neuesten Fahrradprodukte. Die Messe beginnt schon am 21. Juni ist für Besucher:innen jedoch nur an diesem Wochenende geöffnet. prcd
Die Wartezeiten haben sich wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie eingependelt, bestätigen mehrere Besitzer von Frankfurter Fahrradläden. Falls das Traumrad schon im Laden steht, kann es zudem in vielen Läden auch wieder direkt mitgenommen werden. „Die Bestände sind aufgefüllt und fast alle Räder wieder da“, sagt Alexander Bürger von Zweirad Ganzert. Wer allerdings spezielle Wünsche für Farbe oder Umbauten hat, muss sich noch immer einige Wochen oder Monate gedulden. Wer darauf verzichten kann, sollte zum fertigen Rad im Laden greifen.
Damit die Räder zu Dauerläufern werden, empfiehlt Fahrrad Böttgen in Bornheim eine jährliche Durchsicht. Ihr Team schafft das bei zuvor vereinbartem Termin in der Regel noch am selben Tag. Ohne Termin kann es auch mal eine Woche dauern. Kostenpunkt der Inspektion: ab 70 Euro für „Biobikes“ ohne Motor, für Bikes mit Motor oder Lastenfahrräder bis zu 150 Euro.
Ein breites Sortiment stellt Per Pedale in Bockenheim aus. Wer bei der Größenangabe auf dem Personalausweis geschummelt hat, wird hier auf Etage drei überführt. Hier kann sich die Kundschaft mit einem Laser vermessen lassen. Schritthöhe, Armlänge und Knöchelpositionen inklusive. Anschließend stellt das Team die gewünschten Räder millimetergenau auf die eigenen Maße und die gewünschte Sitzposition ein.
In Oliver Jörgs Velopraxis steht die persönliche Bindung zur Kundschaft und zum Fahrrad im Vordergrund. Über dem kleinen Laden in Sachsenhausen hängt ein rot-weißes Schild, das dem einer Apotheke ähnelt. Hier verarztet Jörg auf vergleichsweise wenigen Quadratmetern die Velos seiner treuen Kundschaft. Der gelernte Zweiradmechaniker sagt: „Wir kennen unsere Räder.“ Ein Hinterrad repariert er in wenigen Tagen für 32 Euro, inklusive Materialkosten. Das ganze Rad checkt er für 56 Euro durch. Jörg möchte mit individuellem Service punkten. Den Verkauf muss er immer weiter zurückfahren: „Ich kann im Einzelhandel schlecht mit den Preisen der Großen konkurrieren“, sagt der 53-Jährige. Deshalb konzentriert er sich fortan mehr auf Reparaturen. Trotzdem freut er sich über immer mehr Leute, die sich auf den Sattel schwingen.