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Skater Yoyo: Tanz auf dem Board

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Skater Yoyo mit seinem Trick Yoyo-Plant.
Skater Yoyo mit seinem Trick Yoyo-Plant. © Martin Willners

Der Skater Yoyo, Europameister im Freestyle, braucht zum Skaten keinen Park. Als er mit dem Skaten begann, gab es die auch noch nicht.

Yoyo braucht zum Skaten keinen Skater-Park. Er ist Mitte 50, wohnt in Schwalbach und sieht in seiner schwarzen Outdoorjacke und Fleecemütze aus, als ob er sich gerade auf den Weg zum Sonntagsspaziergang macht. Nur, dass er eigentlich skaten will, ein Board unterm Arm trägt, Europameister im Freestyle ist und eine Legende in der Skateboard-Szene.

Er sucht sich irgendwo flachen, trockenen Boden, baut seine Musicbox auf und legt los. Pogo-Plants, Walk-the-Dogs, blitzschnelle Tik-Taks – Yoyo tanzt auf seinem Board und dreht sich schwindelerregend schnell.

Das ist Freestyle: eine Choreographie komplexer Tricks auf flachem Boden, auch Trickfahren genannt. Dazu braucht es keine Parks, Monster-Rampen oder Bowls. „Freestyle“, sagt Yoyo, sei „back to the roots“. Dort lägen die Ursprünge des Skateboardens. Brett und Boden böten der Kreativität genug Möglichkeiten. Yoyo gehört zur ersten Skate-generation Deutschlands und hat alle Veränderungen des Sports miterlebt. Als er in den 70er Jahren loslegte, gab es noch keine Parks und nur eine Handvoll Skater.

Glossar

Freestyle: Eine der ältesten Skateboard-Disziplinen, die sich durch aneinandergereihte Tricks auszeichnet. Ab 1950 entwickelte es sich aus der Surferkultur Kaliforniens und Hawaiis und erlebte 1970 weltweit eine Hochphase.

Streetstyle: Auf der Straße fahren und über Hindernisse wie Bordsteine, Mülltonnen, Sitzbänke, Treppengelände springen.

Parkfahren: Skater:innen toben sich heutzutage vor allem in den eigens für sie angefertigten Parks aus.

Pogo-Plant: Das Board aufgestellt zwischen den Beinen, ein Fuß auf den vorderen Achsen, dann auf dem schmalen Ende des Boards herumspringen, wie auf einem Pogo-Stick.

Walk-the-Dogs: Der vordere Fuß dreht das Board um 180 Grad um den hinteren Fuß, der fest auf dem Board stehen bleibt. Der hintere Fuß ist nun der vordere Fuß und alles geht wieder von vorne los.

Tik-Taks: Das vordere Ende des Boards (Nose) mit dem vorderen Fuß wie ein Metronom beständig von rechts nach links bewegen. Dabei löst sich die Nose kurz vom Boden und schlägt rechts und links wieder auf. Deshalb der Name.

Ollie: Auf dem Board stehen, in die Hocke gehen, dann den hinteren Fuß nach unten kicken, während der vordere Fuß nach oben über das Board streift.

Kickflip: Die Grundbewegung ist die des Ollie – hinzukommt, dass das Board sich in der Luft zusätzlich einmal um die eigene Achse dreht. Dazu streift der Vorderfuß nicht gerade, sondern schräg nach oben über das Board.

Rail: Eine Stange aus Metall, über die Skater:innen gleiten wie ein Treppengeländer.

Ledge: Ein Betonblock, an dem Skater:innen entlanggleiten.

Ramps: Rampen, die Skater:innen herunter- und hinauffahren

Funbox: Kombination aus mehreren Ramps, Rails, Ledges und manchmal Stairs - Treppenstufen.

Bowl: Wie ein leerer Swimmingpool, ein leeres Becken im Boden

Halfpipe: Sportanlage in der Form eines U. Der flache Mittelteil heißt flat.

Die Serie

Anna Cap besucht das Fortbildungsprogramm Buch- und Medienpraxis an der Goethe-Universität. Die Frankfurter Rundschau kooperiert mit der Buch- und Medienpraxis und stellt in einer Serie ausgewählte Texte der Studierenden vor.

Der erste Frankfurter Skateboardclub hatte eine wacklige, mobile Halfpipe ohne Flat. Mehr gab es damals nicht. So war Freestyle in den 80ern das Synonym für Skaten. Yoyo immer vorn dabei. 1982 stellt er seinen selbst erfundenen Trick, den berühmten „Yoyo-Plant“ auf der Deutschen Meisterschaft vor und räumt international etliche Titel ab.

Doch Mitte der 90er verschiebt sich der Fokus aufs Streetskaten und Parkfahren. Überall sprießen Skateparks aus dem Boden – auch in Liederbach. Der Park ist zwar nicht wirklich ideal für Skater, weil die Stadt ihn im Winter als Schlittschuhbahn nutzen will und deshalb keine festen Rampen und abschüssigen Boden verbaut. Trotzdem wird er dankend angenommen. Der Skatepark Liederbach ist 2019 modernisiert worden und ein wahrer Betontraum im Rhein-Main-Gebiet. Die Skater:innen dort üben Ollies, keine Walk-the-Dogs.

Heute ist Skaten populärer denn je, sogar olympische Disziplin. Freestyle wird bei den nächsten Olympischen Spielen im Sommer in Japan aber nicht vertreten sein. Street und Park fahren haben sich klar durchgesetzt.

Am Skatepark Liederbach kennen und schätzen Yoyo alle. Er und seine Tricks sind weit über Frankfurt hinaus bekannt. Immer noch fährt und organisiert er Wettbewerbe. Freestyle mag „Old-School“ sein, aber vorbei ist es damit noch lange nicht.

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