Senfkörner statt Aktivkohle

60 Talente präsentieren ihre Ideen beim Regionalwettbewerb von „Jugend forscht“
Photovoltaik effizienter nutzen, smarte Finanzplanung mit künstlicher Intelligenz, Wände umweltfreundlich dämmen: Im Frankfurter Senckenberg-Museum bewunderten am Freitag zukünftige Arbeitgeber, Eltern und andere Interessierte die 35 Stände begabter Schüler:innen aus dem Rhein-Main-Gebiet. Unter dem Motto „Mach’ Ideen groß“ nehmen die Schülerinnen und Schüler ab 15 Jahren bei „Jugend forscht“ teil, die Jüngeren konkurrieren in der Sparte „Schüler experimentieren“.
In sieben Fachbereichen, etwa Chemie oder Technik, vergibt die Jury Preise. Die Sieger treten in der nächsten Runde auf Landesebene an und ziehen im erneuten Erfolgsfall ins Finale gegen Schüler:innen aus ganz Deutschland ein.
Sven Soff spricht von „leuchtenden Augen der Kinder“, die sich nach zwei Jahren, in denen der Wettbewerb nur digital ausgetragen wurde, nun endlich wieder persönlich austauschen und gegenseitig inspirieren können. „Die Projekte und die Begeisterung der jungen Talente sieht man sich am besten selbst an“, sagt der regionale Wettbewerbsleiter.
Zu den jüngsten Talenten gehört der 13-jährige Alexander Arendt, der schon zweimal Landessieger war. In vorigen Projekten verflüssigte er unter anderem die Konsistenz von Erdöl durch die Zugabe sogenannter Urea-Bakterien. „Dadurch läuft es zum Beispiel besser durch Pipelines, so dass diese nicht so schnell verstopfen“, erklärt Alexander. Um sein zweites erfolgreiches Projekt zusammenzufassen, nimmt er ein Bild aus dem Internet zur Hilfe: „Ach, das habe ja ich gemacht“, sagt er überrascht. Entstanden sei es, als er den Kaye-Effekt untersuchte, der auftritt, wenn man strukturviskose Flüssigkeiten wie Shampoo auf eine Oberfläche gießt – stets spritzt ein dünner Strahl nach oben heraus. An beiden Konzepten arbeitete Alexander parallel, insgesamt brauchte er zwei Jahre.
Für eine seiner aktuellen Ideen benötigte er ein gutes Jahr. Sie könnte zum Beispiel helfen, das Grundwasser zu schützen. Der 13-Jährige sucht nach einer umweltfreundlichen Alternative für Aktivkohle im Boden, die schädliche Stoffe wie Erdöl adsorbieren kann. Dafür will er natürliche Eigenschaften von Pflanzen nutzen, die im Vergleich zum Aktivkohleeinsatz keinen hohen Energieverbrauch erfordern.
Unter anderem hat Alexander Senfkörner zermahlen und angebrannt, woraus eine größere Fläche mit mehr Poren resultierte. Diese Schicht soll das Erdöl filtern, wodurch es in der Theorie nicht bis an das Grundwasser gelangt. „Man könnte es für Fabrikböden einsetzen“, sagt der junge Forscher. Auf die Frage, was er einmal beruflich machen möchte, antwortet er grinsend: „Ich möchte Anwalt werden.“
Vielleicht ändert das ja noch der bunte Werbestand von Provadis. Das Unternehmen unterstützt den 58. „Jugend forscht“-Wettbewerb finanziell. Die Veranstaltung koste einen fünfstelligen Betrag, sagt einer der Organisatoren. Marko Litzinger von Provadis erklärt: „Hier können wir gleichzeitig die Eltern, Lehrer:innen und Schüler:innen früh ansprechen.“ Es sei die Chance, die so dringend benötigten Fachkräfte von morgen auszubilden.