Schönheitskur für die „Walter Kolb“

Sven Junghans macht seine Fähre, die „Walter Kolb“, fit für die Jubiläumssaison. In diesem Jahr steht der 400. Geburtstag der Fährverbindung zwischen Höchst und Schwanheim an. Künftig wird es jedoch montags und mittwochs keine Fahrten mehr geben.
Wann fährst Du denn wieder? Der Weg über die Leunabrücke ist eine Katastrophe!“ Sätze wie diese bekommt Sven Junghans, Käpitän der Mainfähre „Walter Kolb“, oft zu hören, wenn sein Schiff in seiner mehrwöchigen Winterpause in der Bootswerkstatt Speck auf dem Trockendock liegt, um für die Saison fit gemacht zu werden. Dass die Menschen ihn und sein Transportangebot über den Main vom Schwanheimer zum Höchster Ufer so offensichtlich vermissen, bestätigt ihn in seiner Arbeit: Die „Walter Kolb“ ist nicht nur ein Frankfurter Kulturgut, sie ist für viele Bürger:innen ebenso ein unverzichtbares Verkehrsmittel geworden.
Derzeit muss der Fährmann zu seinem Bedauern mitteilen, dass die Winterpause – sonst immer vom 15. Dezember bis zum 15. Januar – in diesem Jahr etwas länger ausfällt. Dass er den Fährbetrieb erst wieder am 16. Februar aufnehmen kann, so erklärt Junghans, sei dem schweren Fahrwasser geschuldet, in dem sich die „Walter Kolb“ seit Jahren bewegt.
Gemeint sind damit die anhaltenden finanziellen und in Folge personellen Nöte der Mainfähre. Seit März vergangenen Jahres muss er ohne seinen Ersatzmann Fritz Flohr auskommen, der aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste. Zwischenzeitlich hatte das Neun-Euro-Ticket die Zahl der Fährpassagiere einbrechen lassen, auch Corona hielt viele Passagiere fern – und seit Monaten leidet er auch noch unter den Folgen der Energiekrise. „Dass ich alleine dastehe, hat leider Konsequenzen“, bedauert Junghans. Neben dem verspäteten Beginn werde die Mainfähre bis auf Weiteres weder montags noch mittwochs fahren. An jeweils einem der beiden Tage verkehrte das Schiff bereits früher schon nicht – doch nun betrifft es beide Tage.
Doch Sven Junghans hat auch gute Nachrichten: Auf der Suche nach einem neuen zweiten Mann, der zumindest aushilfsweise übernehmen könnte, ist er fündig geworden. „Es gibt einen guten, geeigneten Kandidaten.“
Die längere Winterpause hat der Kapitän genutzt, um sich nach vielen Jahren zum ersten Mal einen drei Wochen langen Urlaub zu gönnen. Zurück in Höchst, konnte er sich gut erholt der mehrwöchigen Wartung seiner „Walter Kolb“ widmen. Das 18,36 Meter lange, 33 Tonnen schwere und 190 PS starke Schiff, im vergangenen Jahr gerade 30 Jahre alt geworden, liegt aufgebockt vor den Hallen der Bootswerkstatt. Gravierende Reparaturarbeiten stünden nicht an, eher eine Schönheitskur: Sechs Kilo weiße und schwarze Farbe, Letztere wird als Schutz gegen Fäulnis und Algenbefall am Rumpf aufgetragen, der je nach Wellengang mal dem Wasser, mal der Luft ausgesetzt ist. „Jetzt hoffe ich auf etwas milderes Wetter, um das Deck streichen zu können“, sagt Junghans. Außerplanmäßig wird er zudem das über die Jahre arg strapazierte Laminat im Steuerhaus austauschen.
Damit der Motor wie geschmiert tuckern kann, mussten Ölfilter gewechselt und etwa 20 Liter Öl ausgetauscht werden – mit derselben Menge wurde auch der Hydraulik-Öltank befüllt. Auch vier neue Keilriemen haben er und die Mitarbeiter des Bootsbau-Speck-Teams der „Walter Kolb“ verpasst. Zwei Keilriemen habe er immer an Bord, berichtet Junghans. „Denn die Dinger können immer mal reißen und um 11 Uhr abends kriegst du nirgends Ersatz.“ Selbstredend, dass er sie in solchen Fällen auch eigenhändig auswechseln kann. Das sei nicht schwerer, als ein Rad beim Auto auszutauschen, wiegelt er ab. Für die Passagiere erfreulich: Vorne am Bug lässt Junghans links und rechts zwei zuklappbare Scheiben einbauen – damit die Passagiere bei Ausflugs- und Charterfahrten besser vor Wind und Regen geschützt sind.
So wird die „Walter Kolb“ schick gemacht: Die Fähre wird 1623, also vor 400 Jahren, erstmalig urkundlich erwähnt. Wie die Stadt dieses stolze Jubiläum zu feiern gedenkt, weiß Sven Junghans noch nicht. Der Ortsbeirat 6 hatte im November angefragt und zur Antwort bekommen: „Erste Überlegungen zum Jubiläum wurden angestellt. Entscheidungen sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht getroffen.“
