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Meditation mit Pfeil und Bogen

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Trainer Alexander Wulfert (links) hilft Kursteilnehmer Andreas Loeck bei der richtigen Haltung.
Trainer Alexander Wulfert (links) hilft Kursteilnehmer Andreas Loeck bei der richtigen Haltung. © Maik Reuß

SCHWANHEIM / HÖCHST Für das Bogenschießen braucht es Konzentration und eine ruhige Hand.

Zwischen dem mit grauen Wolken verhangenen Himmel und der frischgrünen Wiese leuchten die Zielscheiben regelrecht auf mit ihrer goldenen Mitte und den Kreisen in rot, blau, schwarz und weiß drumherum. Die Zielscheiben stehen auf dem Schießplatz der Bogenschützen Frankfurt hinterm Bootsbau Speck. Dort haben sich am Karsamstag rund ein Dutzend Interessierte gemeinsam mit zwei aktiven Schützen aus dem Verein getroffen, um den Schießsport einmal auszuprobieren. Nach den Sicherheitseinweisungen und den Aufwärmübungen – Hände bewegen, die Schultern kreisen – dürfen die Schnupperschützen Arm- und Fingerschutz anlegen, bekommen einen Bogen zugeteilt – und dann geht es auch schon los. Die Kursteilnehmer stellen sich an der Schießlinie auf und zielen erst einmal auf Scheiben in fünf Metern Entfernung.

Nach einigen Pfeilen könne man die neuen Schütz:innen bereits einschätzen, erklärt Jenny, die die Neulinge zusammen mit Alexander Wulfert anleitet. Dann wird die Bogenauswahl noch einmal angepasst: Je nachdem, ob es sich um einen Holz- oder Metallbogen handelt, haben die Sportgeräte ein unterschiedliches Gewicht. Wichtiger noch sind die verschiedenen Zugstärken, die in Pfund angegeben werden. Die Bögen werden nach der Kraft des Schützen ausgewählt. Andreas Loeck hat den richtigen Bogen für sich gefunden und ist, wie die meisten, schnell bei der Scheibe in 18 Metern Entfernung angelangt. Er und seine Freundin Phuong Pham haben sich von deren Schwester Thao überzeugen lassen, die Sportart auszuprobieren.

Den Dreien bereitet das Schießen sichtlich Freude; Loeck gefällt vor allem der unmittelbare Lernerfolg. „Man merkt schnell einen Unterschied, wenn die Kursleiter etwas erklären oder die Haltung korrigieren“, sagt der 32-Jährige. Dafür gehen Jenny und ihr Kollege immer wieder die Schießlinie ab und beobachten die Neuen. Im rechten Winkel zur Scheibe stehen, nur den Kopf drehen, keinesfalls den Oberkörper – das ist die Grundhaltung. „Nimm den Ellenbogen hinten richtig hoch und stütz deine Hand an der Wange ab“, gibt Jenny einem der Teilnehmer Tipps.

Beim Schnupperschießen gehe es zunächst nur darum, überhaupt die Scheibe zu treffen. „Viel mehr geht erstmal nicht“, weiß die Schützin. Bogenschießen sei nach Golf von der Technik her der anspruchsvollste Sport, und es brauche viel Übung, um perfekt zu werden. Jeden Sonntagnachmittag kommt deshalb ein Trainer auf den Platz an der Tillylinde, um mit den Vereinsmitgliedern zu trainieren. Ansonsten können die Hobbyschützen den Platz jederzeit nutzen. Manche arbeiten im gegenüberliegenden Industriepark und nutzen die Mittagspause für ihr Training, andere treffen sich in Gruppen und helfen sich gegenseitig.

Jenny gefällt der Sport gerade wegen des technischen Anspruchs – und weil man draußen ist. „Ich gehe nicht gerne allein spazieren“, meint sie. „Bogenschießen ist wie Spazierengehen und ein bisschen mehr.“ Die Ruhe und das Fokussieren sind weitere Aspekte, die ihr zusagen. Andreas Loeck nimmt das in seinem ersten Schnuppertraining schon ähnlich wahr: „Man vergisst das schlechte Wetter, wenn man sich auf den Pfeil konzentriert.“

Um den Spaßfaktor beim Schnupperschießen zum Ende noch etwas zu erhöhen, hat die Kursleiterin Luftballons aufgeblasen und lässt sie „im Gold“ befestigen. Die Schnupperschützen dürfen nun auf die Ballons zielen und sie zum Platzen bringen, was bei einigen für einen zusätzlichen Motivationsschub sorgt.

Wer mit dem Bogenschießen beginnen möchte, braucht einen eigenen Bogen. Der Verein hat für das Schnupperschießen zwar Geräte vor Ort, verleiht aber auf Dauer keine. In den Fachgeschäften gibt es die Möglichkeit, sich ein Sportgerät zu mieten. Das sei auch sinnvoll, weil sich die Zugstärke immer wieder ändert, bis man dort angelangt ist, wo man hinmöchte, erklärt Jenny. Phuong Pham wägt ab, ob es das passende Hobby für sie wäre: „Es ist nicht ganz günstig, aber es macht Spaß.“ Im Schnitt bleiben nach einem Probetraining ein bis drei Neue dabei, schätzt Jenny. Schnupperschießen bietet der Verein in der Außensaison regelmäßig an. Termine und Infos zur Anmeldung finden sich unter bogenschuetzen-frankfurt.de.

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