Aus der Raumnot eine Tugend gemacht

Die Carl-von-Weinberg-Schule hat jetzt eine eigene Galerie in einem Holzkubus. Alle drei Wochen soll es dort eine neue Ausstellung geben – welche, das bestimmen Schülern und Schülerinnen.
Das griechische Wort „Poikilia“, das übersetzt Vielfalt bedeutet, haben Mädchen und Jungen der Carl-von-Weinberg-Schule in Goldstein als Namen für ihre Schulgalerie ausgewählt, die jetzt mit einer ersten Ausstellung eröffnet wurde. Das Besondere daran ist, das die Fläche zur Präsentation von Fotografien, Film oder Malerei in einer Projektwoche 2022 von Schüler:innen eigens gebaut wurde – mit Unterstützung des Künstlerinnenduos „/Poky“, hinter dem Julia Gerke und Alina Röbke stecken.
Bei der Schülergalerie handelt es sich um einen Kubus aus Holz, dessen Seitenwände aus Acrylglasscheiben bestehen, durch die von außen ins Innere auf die jeweilige Präsentation geschaut werden kann. Der Kubus ist begehbar, die Wände verschiebbar, wodurch die Gestaltung der Flächen flexibel veränderbar ist – je nachdem, was ausgestellt werden soll. Aufgebaut ist die Konstruktion in einem Schulfoyer. „Kunstvoll“, der Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main, finanziert das Projekt.
Zuständig für das Projekt ist Kunstlehrer Tobias Becker, der zur Eröffnung erzählt, dass in diesem Jahr sieben Ausstellungen in der Schulgalerie geplant seien – nicht nur mit bildender Kunst, sondern auch mit Modellen aus dem Biologie-Unterricht. „Alle drei Wochen soll eine neue Präsentation gezeigt werden“, so Becker. Dabei würden die Schüler:innen die Galerie betreiben und auch die Auswahl treffen, was ausgestellt werde. „Es gab ein richtiges Bewerbungsverfahren.“
In den Kubus hineinzugehen sei nur an den Tagen der Ausstellungseröffnungen möglich, ansonsten stehe die Idee im Mittelpunkt, um die Schulgalerie herumzulaufen und aus unterschiedlichen Perspektiven hineinzublicken. Dass wegen der Raumnot eine eigene Ausstellungsfläche gebaut wurde, habe Vorteile, so Becker: „Es entstehen so viele spannende Dinge im Unterricht, die ansonsten verschwinden würden und damit für andere gar nicht sichtbar wären. Mit der Galerie ändert sich dies nun.“.
Zur Eröffnung zeigten Mädchen und Jungen der Intensivklasse (IKL) 3 ihre Perspektiven auf Frankfurt. Die Fotografien der Schüler:innen, die teils erst seit wenigen Monaten in der Mainmetropole leben, sollen dazu beitragen, dass Mitschüler:innen über sie ins Gespräch kommen und sich so besser kennenlernen. Lehrerin Maike Trapp ist stolz auf ihre Klasse. 17 Mädchen und Jungen im Alter zwischen 13 und 17 Jahren aus neun Ländern hätten bei dem Projekt mitgemacht.
Kunstwerke zum Verkauf
Eröffnet wird die erste Schau von Valerii (16), der aus der Ukraine stammt. Seit einem Jahr lebt er in Frankfurt und besucht seit knapp acht Monaten die Carl-von-Weinberg-Schule. Er hat bereits sehr gut Deutsch gelernt. Er erzählt den Schüler:innen, die sich in der Pause neugierig um die Bilder aufgestellt haben, von dem Fotografie-Projekt seiner Klasse. Die Aufnahmen seien sowohl mit dem Handy als auch mit Einwegkameras gemacht worden. Die Mitschüler:innen sollen raten, welches Foto mit welcher Technik entstanden ist.
„Beim Projekt sind wir manchmal in der Gruppe und manchmal alleine losgegangen, um zu fotografieren“, sagt Valerii. „Dadurch haben wir Frankfurt auch besser kennengelernt“, fügt Mitschüler Andrew (16) hinzu, der ebenfalls aus der Ukraine kommt und wie Valerii seit einem Jahr in Frankfurt lebt. Von jedem Foto, auf dem besondere Ecken der Stadt, die typische Architektur, aber auch Menschen abgebildet sind, wurden weitere Abzüge angefertigt, die ab 2,50 Euro von Mitschüler:innen erworben werden können. Vom Erlös wolle die Klasse einen Ausflug machen.