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Schulkinowochen in Hessen

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Sarah Peil vom Filmmuseum im Gespräch mit Jugendlichen. Boeckheler
Sarah Peil vom Filmmuseum im Gespräch mit Jugendlichen. Boeckheler © Boeckheler

84 000 Jugendliche sehen als Alternative zum Schulalltag ausgewählte Filme im Kino und nehmen an Workshops, Filmgesprächen und Diskussionsrunden teil.

Nach einem Kinofilm befreien sich die Besucher:innen häufig von Popcornresten und schlängeln sich zum Ausgang. Nicht so am Montag im Kino des Deutschen Filminstituts und Filmmuseums (DFF): Dort blieben die rund 70 Schüler:innen im Anschluss an den Film sitzen und diskutierten über die Emanzipation der Frau und die NS-Zeit. Denn die Vorführung war Bestandteil des Schulunterrichts, es war der Auftakt der Schulkinowochen.

Bis zum 24. März zeigen mehr als 70 hessische Lichtspielhäuser ausgewählte Filme für vier Euro pro Schüler:in. Das Lehrpersonal kann die Klasse anmelden und wird mit kostenlosem pädagogischen Begleitmaterial von Vision Kino, dem bundesweiten Veranstalter der Schulkinowochen, versehen. „Es ist eben eine Bildungsveranstaltung, wir schauen nicht nur Filme“, sagt Projektleiterin Caroline Fuchs. Zum Programm gehören mehr als 43 Workshops, Expert:innengespräche und Filmgespräche. Gut 84 000 Schüler:innen nehmen in den nächsten zwei Wochen alleine in Hessen teil.

Lehrer:innen, Schüler:innen und Veranstalter:innen sind sich einig: Filme öffnen Türen zu schweren Themen. Regisseur Garry Ross beispielsweise spielt in „Pleasantville“ mit besonderer Farbsymbolik und spitzt damit gesellschaftskritische Themen zu. In einem eigentlichen Schwarz-Weiß-Szenario aus den 50er Jahren werden Menschen und ihre Umgebung bunt, die aus konservativen Strukturen ausbrechen und sich fortschrittlicherem, liberalem Denken und Handeln öffnen.

Alissa Ristau sah den Film am Montag mit ihrer Schulklasse im Kino des DFF. „Ich hatte noch einige Fragen, aber das Gespräch danach war sehr hilfreich“, sagt sie. Jedem seien andere Dinge aufgefallen, weshalb sie mit den Schüler:innen aus ihrer und drei weiteren Klassen plötzlich über komplexe Themen diskutieren konnte.

Schnell wuchs die Diskussion über die Frage hinaus, wie es möglich war, schwarz-weiße und farbenfrohe Menschen in gemeinsamen Szenen zu zeigen. Antwort: Der Film wurde in Bunt gedreht und anschließend bearbeitet. Nach solchen technischen Fragen entstanden Diskussionen über die Rolle der Frau zu dieser Zeit, die Ausgrenzung von Menschen mit anderer Hautfarbe und die kollektive Angst vor Veränderung innerhalb einer Gesellschaft.

Die Jugendlichen sahen nach eigenen Aussagen Filme bisher eher selten zu Bildungszwecken und mehr zur Unterhaltung. In der Diskussionsrunde zeigte sich jedoch, dass sie positiv überrascht waren und auch älteren Streifen in Zukunft eine Chance geben wollen. „Filme können eben auf vielen Ebenen gleichzeitig wirken“, resümierte eine Schülerin. Das könnte zum Beispiel ein Vorteil gegenüber einer Rede sein. „Mit emotionaler Filmmusik ist man auch aufmerksamer“, pflichtet ihr ein Schüler bei.

Raja Niewöhner fuhr mit ihrer Klasse nach dem Kinobesuch zurück in die Schule; sie wünscht sich fürs nächste Mal komplette Projekttage. „Die Idee war gut, aber der Film und die Diskussion darüber hätte noch etwas länger dauern können.“ Trotzdem stellt sie fest, wie viel das Gespräch „vertieft und gebracht“ hat.

Die Inhalte blieben jetzt viel eher in den Hinterköpfen hängen, weil sich die Zuschauer:innen noch einmal damit auseinandergesetzt hätten, statt nach dem Film direkt zur nächsten Beschäftigung überzugehen.

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