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Vom Schaf-Engel zum Käsehimmel

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Von: Thomas Stillbauer

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Tonnenweise Käse: Roland Ludomirska aus Vorarlberg.
Tonnenweise Käse: Roland Ludomirska aus Vorarlberg. © Chr. Boeckheler

Es gibt viel zu lernen auf der Frankfurter Landwirtschaftsmesse „Land & Genuss“

Hoppla – das fängt ja gleich mit einem Fettnäpfchen an. Dabei war es doch nur eine Frage: „Wie viele Schafe haben Sie eigentlich?“ Und auf der anderen Seite: betretenes Schweigen. „So etwas fragt man einen Schäfer nicht“, sagt Stefan Engel dann nach einer Pause. Freundlich, aber bestimmt. „Schon seit jeher nicht“, sagt Ulla Engel. „Ebenso gut könnten wir Sie fragen, wie viel Sie verdienen.“ Ach so ist das. Wer hätte es geahnt? Aber genau dafür ist sie ja da, die Ausstellung „Land & Genuss“ in der Frankfurter Messehalle 1: Da kann der Mensch was lernen.

„Wir wollen die Leute hinter den Produkten zeigen“, sagt Juliane Kuhlmann, die Projektleiterin dieser neuen, kleinen, feinen Messe der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Seit längerem schon hat man dort bemerkt, dass sich der Mensch ganz bedenklich von seinen Wurzeln entfernt hat – im wahrsten Sinne: „Viele haben überhaupt nicht mehr den direkten Bezug“, sagt Juliane Kuhlmann: „Nur noch 53 Prozent kennen jemanden, der unmittelbar in der Landwirtschaft arbeitet.“

Alles, was das Tier hergibt

Na, dann wollen wir das schnell ändern, zum Beispiel bei den Engels und ihren Schafen. Sie bieten an ihrem Stand alles, was mit Schaf zu tun hat, vom Fell über den Käse bis zur Wurst. „Alles, was das Tier hergibt“, sagt Ulla Engel , „bis aufs Blöken. Aber das kriegen wir auch noch hin.“

Die Familie aus Stafflangen, irgendwo zwischen Ulm und dem Bodensee, führt eine der wenigen verbliebenen echten Schäfereien, sie zieht noch mit den Tieren übers Land, 24 Stunden am Tag beim Schaf, egal, ob Weihnachten oder Ostern ist. „Die Leute kennen die romantischen Bilder“, sagt Stefan Engel, „und sie machen sich keinen Begriff davon, was alles dazugehört.“ Schlachten etwa, um nur eines der Dinge zu nennen, die das Schaf so gar nicht mag. Man kann also eine Menge lernen bei den Engels. „Das fängt schon beim Dialekt an!“, schwäbelt Ulla Engel. In der Tat. Um den zu verbreiten, sind sie nach Hessen gekommen? Nicht nur. „In unserer Gegend läuft der Betrieb ganz gut – wir trauen uns jetzt mal überregional.“

Die schwarze Perle reift fünf Jahre

Das traut sich Roland Ludomirska schon lang. Mit seinem Vorarlberger „Käsehimmel“ fährt der Österreicher von Messe zu Messe quer durch Europa – anderswo gibt es seine Milchprodukte gar nicht zu kaufen: den grünen Pesto-Käse mit Spinat und Basilikum, den Bergkäse aus Alpenmilch, eine reine Sommerproduktion: „Wenn die Kuh das frische Gras und die Kräuter frisst, gibt das eine ganz andere Milch“, sagt Ludomirska. Oder des „Käsehimmels“ absolute Spezialität: die „schwarze Perle“ – ein Bauernkäse, fünf Jahre gereift.

Ein Käserad nach dem anderen wuchten die Mitarbeiter herein in die Messehalle. Wie viel haben sie denn dabei? „Vier bis fünf Tonnen“, sagt Roland Ludomirska. Wie bitte? Tonnen? Aber ja, sagt der Käsemann. Da geht schon was übern Ladentisch. Und wenn man bedenkt, wie viel Milch dafür gemolken werden muss: Zehn Liter für ein Kilo Käse, lautet die Faustregel. Ob die Frankfurter das zu schätzen wissen? „Wenn ich mir die Stadt so anschaue“, sagt der Vorarlberger, „denke ich schon, dass hier Genießer sind.“

Na hoffentlich – die „Land & Genuss“ bietet viel Gelegenheit dazu. Überall gibt es etwas zum Probieren und Anfassen, Mitmachen und Staunen. „Määäääh!“ steht auf dem Schild eines schwedischen Messestands. Schon wieder Schafe? Nein – Rasenmäher. Zum Draufsetzen und Fahren, sogar automatische, die ganz allein mähen und aussehen wie Ufos. Und da: Am Stand der Fachzeitschrift Landlust wartet ein Preisrätsel. Zwei Hotel-Übernachtungen kann gewinnen, wer dieses Wort richtig vervollständigt: K_O_US. „Aber nicht die Lösung in die Frankfurter Rundschau schreiben!“, warnt der Mann am Landlust-Stand. Nein, nein. Dieses echt schwierige Frühlingsrätsel muss schon jeder selbst lösen.

Pralinen mit Senf? Schmeckt das?

Noch kniffliger: Was ist der Lieblingssenf von Margot Els? Und das dürfen wir sogar verraten: „Honig-Mohn“, da macht die Mitarbeiterin der Historischen Senfmühle Monschau kein großes Geheimnis draus, „und Kaisersenf.“ Diese und viele andere Sorten stellen die Leute in der Eifel seit 130 Jahren auf authentischem Gerät her. In Frankfurt haben sie etwas ganz Besonderes dabei: Pralinen – mit acht Prozent Senfanteil. Schmeckt das? „Aber ja. Etwas süß, mit einer leichten Schärfe“, sagt Margot Els.

Man darf ja mal fragen. Und lernt jede Menge auf der „Land & Genuss“.

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