Neuer Name für Adlhochplatz

Ortsbeirat setzt ein Zeichen gegen den Antisemitismus. Das Areal an der Textorstraße soll künftig den Namen Martha-Wertheimer-Platz tragen.
SACHSENHAUSEN . Der bisherige Adlhochplatz soll in Zukunft Martha-Wertheimer-Platz heißen. Für die Umbenennung des Areals zwischen Textor-, Schwanthaler und Brückenstraße sprachen sich die Mitglieder des Ortsbeirates 5 im Vorfeld ihrer Sitzung am Freitag im Saalbau Südbahnhof einstimmig aus. Ein parteiübergreifender Antrag an den Magistrat war dazu eingebracht worden.
Angelika von der Schulenburg von den Grünen, die das Ansinnen initiiert hatten, bedankte sich für die Zustimmung. „Diese Umbenennung hat uns fast ein Jahr lang begleitet“, sagte sie. „Gerade in dieser Zeit von zunehmendem Antisemitismus ist es wichtig, ein Zeichen zu setzen und an die Geschichte zu erinnern, damit sich dieses Grauen nicht wiederholt.“
Wertheimer, 1890 als Tochter jüdischer Eltern in Frankfurt geboren und 1942, wahrscheinlich im Vernichtungslager Sobibor oder auf dem Weg dorthin, verstorben, organisierte als Leiterin der Jugendfürsorge der jüdischen Gemeinde während der Nazi-Zeit Kindertransporte nach England und brachte so mehr als 10 000 Jungen und Mädchen in Sicherheit. Bei der Begleitung hätte sie, so von der Schulenburg, „einfach dort bleiben und ihr eigenes Leben retten können“. Aber das hätte den Tod vieler Kinder bedeutet.
1940 war Wertheimer, die als eine der ersten Frauen an der Frankfurter Uni Geschichte, Philosophie sowie Philologie studiert und 1919 promoviert hatte, mit ihrer Schwester Lydia in einer Dachwohnung untergekommen. Von Rheumatismus und Geldsorgen geplagt und stets in Lebensgefahr schwebend. „Dennoch arbeitete sie weiter unermüdlich für die Fürsorge und betreute ein Waisenhaus“, erzählte von der Schulenburg. „Vergeblich bemühte sie sich um die Emigration für sich und ihre Schwester.“
Mit der Umbenennung, so von der Schulenburg, „möchten wir 80 Jahre nach ihrem Tod dafür Sorge tragen, dass Martha Wertheimer nicht vergessen und ihre Geschichte erzählt wird“. Die Geehrte, die sich „mit Mut und selbstlosem Engagement den entsetzlichen Verbrechen der Nationalsozialisten entgegenstellte“, könne als Vorbild dienen. Bislang erinnert ein 2015 gesetzter Stolperstein vor dem Haus Unter den Kastanien 1 an die Schwestern, die dort bis zu ihrer Vertreibung wohnten. Die Wertheimer Straße auf dem Mühlberg ist dagegen nach einer Stadt im Taubertal benannt.
Den Namen des Platzes zu ändern, war zum Thema geworden, nachdem das Bistum Limburg Vorwürfe gegen den ehemaligen Frankfurter Stadtpfarrer und Stadtdekan Walter Adlhoch öffentlich gemacht hatte. Demnach steht der 1985 verstorbene unter dem Verdacht, 1979 ein Mädchen vergewaltigt zu haben. Bewiesen ist das nicht, doch die Caritas hatte danach eine Einrichtung umbenannt, die Adlhoch gewidmet war. kaja