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Neuer Anlauf für den Paradieshof

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Von: Stefanie Wehr

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Der Paradieshof soll wieder zugänglich gemacht werden, mit einem überzeugenden Konzept.
Der Paradieshof soll wieder zugänglich gemacht werden, mit einem überzeugenden Konzept. © Michael Schick

Baudezernentin Sylvia Weber will eine zweite Ausschreibung bis Jahresende anstoßen. Diesmal sollen Bewerber:innen aber schon ein Architekturbüro im Schlepptau haben.

Der Paradieshof gammelt vor sich hin. Das ist nichts Neues, seit zwölf Jahren steht er leer. Weil die letzte Ausschreibung für ein Nutzungskonzept gescheitert ist, will Baudezernentin Sylvia Weber (SPD) bis Ende des Jahres eine zweite anstoßen.

„Diesmal aber anders“, so die Stadträtin: Die Bewerber:innen müssten nicht nur eine Idee für eine Nutzung des Gebäudes haben, sondern auch „ein Architekturbüro im Schlepptau haben“, das die bauliche Umsetzung plant und im Fall eines Gewinns auch durchführen kann. Die Stadt wolle auch einen Zuschuss zu der Sanierung geben, so Weber. Am ehesten vorstellbar sei eine Gastronomie. Auch die Musikschule, die Räume suche, könne gut dort einziehen. „Egal ob Café oder Musikschule, die Sanierung kann finanziell nicht so einfach gestemmt werden.“

Die Vergabe der letzten Ausschreibung an die European School of Design sei gescheitert, weil diese nach eigenen Angaben weder die Sanierung noch später die Miete hätte zahlen können. Das Baudezernat habe lange vergeblich mit der Schule verhandelt. Die Gespräche seien schließlich ohne Ergebnis beendet worden.

Für wenig geeignet hielte Weber ein Jugendhaus im Paradieshof, aufgrund der Nähe zum Kneipenviertel. Die Idee hatte der Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) eingebracht, weil seit vielen Jahren Räume für ein Jugendzentrum in Sachsenhausen fehlen. Deshalb sei der Gedanke zwar nahe liegend, jedoch würden sich die Jugendlichen in einem Viertel aufhalten, wo es abends immer wieder zu Randale und Schlägereien komme. Ein solches Umfeld sei als Rückzugsort nicht geeignet.

Auch eine Zwischennutzung hält Weber derzeit für nicht möglich. „Das Haus ist so baufällig, dass mein Amt mir empfohlen hat, dort lieber gar nicht reinzugehen, weil man nicht weiß, ob da etwa ein Balken runterkommt“, so die Baudezernentin.

Ob es um den Bau wirklich so schlecht bestellt ist, dass er nicht nutzbar ist, hält Lutz Jahnke für fraglich. Der Künstler und Designer würde gern im Paradieshof bis zu dessen Sanierung ein Kulturzentrum betreiben. „Das Gebäude müsste man sich erst einmal ansehen“, sagt er im Gespräch. Denn ganz ähnlich sei die Situation in einer ehemaligen Schlecker-Filiale am Offenbacher Goetheplatz gewesen, die Jahnke zu dem florierenden Kulturraum Afip – „Akademie für interdisziplinäre Prozesse“ – umbaute. Zehn Jahre lang fanden darin erfolgreich Lesungen, Konzerte, Tango-Tanz-Events und Ausstellungen statt. 2021 musste das Afip schließen.

„Ich hatte dort eine Heizung installiert und die Elektrik sicher zum Laufen gebracht“, erzählt er. „Das Gebäude war völlig runter.“ Gerade die „morbide Substanz“ des Paradieshofes habe Charme, findet Jahnke. Vergangenen Herbst hatte der Künstler, der in Sachsenhausen lebt, das Afip auf dem Brückenspielplatz mit einem Fest aufleben lassen. Seither kursiert die Idee, den Paradieshof zwischenzeitlich zu nutzen.

Seine Idee hat schon viele Unterstützer:innen – allein mehr als 220 haben auf der städtischen Ideen-Plattform „Frankfurt fragt mich“ unterschrieben, „innerhalb von zehn Tagen hatten wir die Unterzeichner beisammen“. Weil es mehr als 200 sind, muss die Stadt den Vorschlag nun prüfen.

„Das Ganze würde nicht viel kosten – die Fördergelder würden wir zusammenbekommen, etwa aus der Landesförderung für soziokulturelle Zentren“, die laut Jahnke schon das Afip unterstützte. Mitstreitende und Interessenten aus der freien Kulturszene gebe es ebenfalls schon viele. Im Paradieshof könne zwischenzeitlich etwas „Buntes“, Vielseitiges entstehen, von dem das ganze Viertel profitieren würde.

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