Kneipe Bummelbahn gerettet

Die Sachsenhäuser Kultkneipe „Bummelbahn“ wird es weiter geben. Der neue Pächter Harry Weber setzt auf das bewährte Konzept, mit Eisenbahndeko, Frikadelle und Bier vom Fass.
Dunkle Holzabteile mit ausgebeulten Gepäcknetzen, Schlaufenvorhänge, Bahnhofsuhr, Streckenschilder und eine Theke, die wie eine Lokomotive aussieht: Die Bummelbahn sieht von innen original wie eine solche aus. Am Zapfhahn steht jetzt Harry Weber (58). „Als die früheren Pächter Horst und Hartmuth aus Altersgründen aufhören wollten, hatte ich Interesse“, sagt der gelernte Koch und Konditor. „Dann hieß es, ein Investor sei an der Immobilie dran und wollte abreißen. Damit war die Bummelbahn für mich erledigt.“
Im Frühjahr war klar, dass die Stadt die Baugenehmigung auf dem Erbpacht-Grundstück nicht erteilt hat, die Eigentümer die Kneipe doch behalten und verpachten wollten. „Dann haben Sabine Schuler und ich übernommen.“ Die beiden betreiben auch das Bierlokal „Zur Straßenbahn“ in Bornheim.
Man kennt sich am Tresen, lacht und babbelt bei Mettbrötchen, Rindswurst und Kartoffelsalat - alles frisch zubereitet. „Mein Sohn ist jetzt 39. Als er drei war, war ich zum ersten Mal hier“, erzählt ein Gast. „Der kommt jetzt auch regelmäßig her.“ Ein anderer aus Sachsenhausen berichtet: „Seit 1976 komme ich her. Es ist unser Wohnzimmer. Urig, und man lernt ständig neue Leute kennen“, schwärmt er.
Weber hat neue Bierleitungen und Kühlaggregate angeschafft sowie zwei Flatscreens mit Sky. „Damit wir die Eintrachtspiele sehen können“, sagt er. Fans kommen vor den Spielen zum Vorglühen und anschließend zum Feiern oder Trauern. Straßenbahnfahrer:innen machen in der Bummelbahn regelmäßig einen Stammtisch und manchmal gibt es Geburtstagsfeiern. Das Ambiente der Zugwaggons hat den Leuten gefehlt. „Der nette Service auch“, meint ein Gast, der sich in Ruhe die kleinen Plaketten mit Aufschriften wie „Die Unterhaltung mit dem Fahrer während der Fahrt ist nicht gestattet“ ansieht. Einiges an Deko ist nicht mehr da. „Viel wurde verkauft, weil alle dachten, dass die Bummelbahn Geschichte ist. Die Spielzeugeisenbahn, die früher an der Decke hing, ist noch in der Garage.“
Die Kneipe hat innen 33 Sitzplätze, draußen gibt es eine Terrasse und bei Veranstaltungen ein Zelt. „Sachsenhausen hätte viel verloren, wenn es mit der Bummelbahn nicht weitergegangen wäre“, sagen die Gäste.
Geöffnet hat die Bummelbahn, Mörfelder Landstraße 167, montags bis freitags, 14 bis 1 Uhr, samstags ab 11 Uhr mit open end, sonntags, 11 bis 23 Uhr.