„Ich will niemanden die Impfung aufdrängen“

Rainer Mertins über die coronabedingte Absage der Kampagne seines Karnevalvereins „Die Schnaken“. Sollte das Feiern wieder erlaubt werden, stehen die Närrinnen und Narren bereit.
Die Sachsenhäuser „Schnaken“ haben als erster Frankfurter Karnevalsverein noch vor dem 11. 11. ihre Kampagne für dieses Jahr abgesagt. Der Erste Vorsitzenden Rainer Mertins spricht die Gründe und erklärt, wie es kleinen Vereinen mit der verlorenen Kampagne geht.
Herr Mertins, die Absage der Schnaken kam, bevor die Corona-Fallzahlen drastisch in die Höhe geschnellt waren. Warum?
Ich denke, wir waren nur die ersten, die es öffentlich gemacht haben. Auch andere haben zu dem Zeitpunkt schon drüber nachgedacht. Wir haben die Kampagne abgesagt, weil wir die 2G-Regelung für die Räume der Saalbau nicht erfüllen können. Andere, vor allem die kleinen Vereine, sehen es genauso und haben inzwischen auch abgesagt.
Warum die kleinen Vereine?
Weil wir es uns nicht leisten können, die wenigen Mitglieder, die wir haben, vor den Kopf zu stoßen. Wir wollen die Ungeimpften in unseren Reihen nicht ausschließen. Denn dann droht die Gefahr, dass wir sie verlieren und wir dann mangels Mitgliedern den Verein auflösen müssen.
Wie viele Mitglieder haben die Schnaken – und wie viele davon sind ungeimpft?
Wir haben 30 Mitglieder. Ich würde sagen, etwa fünf oder sechs haben sich noch nicht impfen lassen, die genaue Zahl weiß ich nicht. Wir wollen und können sie aber nicht ausgrenzen, denn wir funktionieren nur alle zusammen als Team. Ehrenamtliche Arbeit geht nur in Teamarbeit. Wir brauchen deshalb alle, die aktiv sind. Ich sage immer, die Mitglieder brauchen nicht den Verein, aber der Verein braucht seine Mitglieder.
Heute wäre die Eröffnungssitzung der „5 im Südbahnhof“ gewesen, also erste Sachsenhäuser Carneval-Club „Die Elfer“, die Sachsenhäuser Karnevalsgesellschaft 1947, die „Fechemer Dutte“ und der Niederräder Verein „Die Stichlinge“. Wir groß ist die Enttäuschung über die Absage?
Die Enttäuschung ist natürlich groß. Der Saal kann ja nur voll werden, wenn die 2G-Regel angewendet wird. Wir sind aber darauf angewiesen, dass alle mitfeiern können. Ich will auch niemandem die Impfung aufdrängen, das steht mir nicht zu.
Ist die komplette Kampagne 2021/22 nun abgesagt oder warten Sie ab, ob sich bis Fastnacht im Februar die Pandemielage verbessert?
Das kommt auf die Situation an. Wenn die Regierung sagt, wir können wieder feiern, dann sind wir bereit, sofort loszulegen. Vorsichtshalber ist es besser, sich erst einmal komplett rauszuziehen. Man sieht ja, was derzeit auf Veranstaltungen passiert, selbst mit 2G. Ich will nicht wissen, wie sich der 11. 11. zum Beispiel in Köln im Nachhinein noch auswirkt. Da gab es sicher Neu-Infektionen.
Wie reagieren andere Vereine?
Wir haben überwiegend positive Resonanz bekommen und fühlten uns in der Entscheidung bestätigt. Auch unsere Mitglieder haben die Entscheidung des Vorstands akzeptiert. Die Kleeblatt-Sitzung, die auf den 29. Januar angesetzt war, ist abgesagt. Auch unsere vereinsinterne Weihnachtsfeier findet nicht statt.
Interview: Stefanie Wehr
