Designschule zieht nicht in den Paradieshof

Die Stadt hat die Verhandlungen mit der European School of Design (ESD) über die Nutzung des Paradieshofs eingestellt. Das Gebäude im Herzen von Alt-Sachsenhausen steht seit 2008 leer.
Die Stadt verhandelt nicht weiter mit der European School of Design (ESD) über die Nutzung des Paradieshofs in Alt-Sachsenhausen. Das geht aus einer schriftlichen Antwort von Baudezernentin Sylvia Weber (SPD) an den Stadtverordneten Uwe Schulz (FDP) hervor, der auch Mitglied des Ortsbeirats 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen) ist. Schulz wollte vom Magistrat den aktuellen Stand der Dinge in Sachen Paradieshof wissen.
„Das Interesse der Stadt an einer geeigneten Nutzung für das Bestandsgebäude oder einer alternativen Nutzung des Grundstücks ist nach wie vor groß“, teilt die Stadträtin mit. „Denkbar ist eine Nutzung der Bestandsliegenschaft zur Deckung kommunaler Raumbedarfe.“ Alternativ prüfe der Magistrat „ein neues, europarechtskonformes Vergabeverfahren“ respektive „ein Konzeptvergabeverfahren für das Grundstück“. Die städtebaulichen, wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen dafür seien noch abzustimmen. Derweil zerfällt das Gebäude direkt am Paradiesplatz im Herzen Alt-Sachsenhausens zusehends. Der Putz bröckelt von der Fassade. Die Rollläden an den Fenstern hängen schief. Schmierereien zieren die Wände.
Das war mal anders. Seit 2008 steht der Ende der 1960er Jahre von der Henninger-Brauerei gebaute Paradieshof leer. Zuletzt befand sich eine Diskothek darin. 2010 beschloss die Stadtverordnetenversammlung, dass die Stadt das 1600 Quadratmeter große Gebäude für rund 1,3 Millionen Euro kaufen soll. Ursprünglich sollte darin Michael Quasts „Fliegende Volksbühne“ ein Zuhause finden, ergänzt durch Wohnungen. Doch das Projekt fiel dem Sparkurs des Magistrats zum Opfer. Vor sechs Jahren ließ die Stadt die Nutzung neu ausschreiben. Den Zuschlag bekam die private „European School of Design“, die zu den besten Designschulen Europas zählt. Ihr Konzept sah vor, den Paradieshof in einen Kreativstandort mit Unterrichtsräumen, Ateliers, Wohnungen und einem Café zu verwandeln.
Doch die Verhandlungen zwischen Stadt und Hochschule gestalteten sich schwierig und zäh. Während die ESD davon spricht, Umbau und Sanierung des Gebäudes finanziell stemmen zu können, wenn die Stadt die Kosten, wie versprochen, bezuschusst, wollte man im Baudezernat – noch unter der Führung des ehemaligen Stadtrats Jan Schneider (CDU) – nichts von dieser Finanzspritze wissen. Stattdessen präsentierte er im Sommer 2020 Pläne, wie ein neues Haus mit Wohnungen oben und einer Gewerbefläche im Erdgeschoss nach dem Abriss des Gebäudes aussehen könnte und schlug ein neues Vergabeverfahren vor.
Mittlerweile haben sich die Zuständigkeiten im Baudezernat geändert – die Ansichten aber nicht. Auch die neue Baudezernentin Weber verweist jetzt darauf, dass „ein ursprünglich im Vergabeverfahren in Aussicht gestellter Baukostenzuschuss aus rechtlichen Gründen nicht gewährt“ werden könne. Das habe das Rechtsamt festgestellt. Daher seien die Gespräche mit der Design-Hochschule Ende 2020 nicht weitergeführt worden. „Ohne diesen nennenswerten Zuschuss der Stadt ist das Projekt für die ESD wirtschaftlich nicht umzusetzen“, argumentiert Weber.
Mit Detlef Wildermuth, Leiter der Hochschule, hat darüber bisher aber niemand seitens der Stadt gesprochen. „Wir haben weder einen Anruf noch einen Brief oder eine E-Mail bekommen“, sagt er. Das letzte Gespräch mit der Stadt sei 2019 gewesen. „Wenn man uns seitens der Stadt mal klipp und klar gesagt hätte, dass man sich für den Paradieshof nun doch etwas anderes vorstelle, wäre das für uns okay gewesen“, sagt Wildermuth. Man sei nicht auf ein neues Objekt angewiesen, sei an der Hamburger Allee in Bockenheim glücklich. „Sollte die Stadt aber doch noch wider Erwarten einen Anlauf mit uns versuchen wollen, stehen wir für Gespräche aber natürlich bereit.“ (Julia Lorfenz)