„Ungehemmt und ungeregelt“: Ärger über Partys auf und am Main
Eine Bürgerinitiative in Frankfurt klagt über zunehmenden Lärm auf beiden Seiten des Flusses. Die Behörden sehen keine Handhabe.
Frankfurt - Am Mainufer ist es derzeit idyllisch ruhig. Doch das ist nicht immer so. In den warmen Monaten sei es an den Mainufern zwischen Osthafen- und Flößerbrücke wegen der Lärmsituation kaum auszuhalten, beklagt die Bürgerinitiative „Nachbarn für Nachtruhe“. Rund 160 Anwohnende aus dem Ostend und dem Sachsenhäuser Deutschherrnufer sind Mitglieder. Namentlich genannt werden will bei einem Treffen vor Ort niemand, weshalb die folgenden Namen fiktiv sind.
Prinzipiell habe die Initiative nichts gegen Veranstaltungen am Main, sagt Ursula Mayer. „Wir haben nichts gegen Kultur.“ Doch habe es vergangenes Jahr über vier bis fünf Monate kein Wochenende gegeben, „wo nichts los war. Und es wird immer mehr.“ Das Theaterfestival Sommerwerft etwa habe für Lärm gesorgt. Auch werde dort länger als erlaubt gefeiert. Auf dem Walther-von-Cronberg-Platz genehmige die Stadt immer mehr Großveranstaltungen. Die Vielzahl erscheine „ungehemmt und ungeregelt“, sagt Anwohner Stefan Sahr.

Frankfurt: „Die stellen im Skatepark Dieselgeneratoren auf und feiern bis 3 Uhr morgens“
Zusätzlich gebe es ständig Partys im Hafenpark, sagt Sahr. „Die stellen im Skatepark Dieselgeneratoren auf und feiern bis 3 Uhr morgens.“ Zu laut sei es zudem durch den Kunstverein Montez, wo ebenfalls oft bis spät in die Nacht gefeiert werde. Damit nicht genug, gebe es immer mehr private Partys am Ufer, die zum Teil bis in die Morgenstunden bei lauter Musik andauerten, berichtet BI-Mitglied Martin Volp. Das Viertel wandele sich zur Partylocation. Und auch auf dem Main selbst seien zunehmend mehr lärmende Private- und Partyboote unterwegs. Die Wasserschutzpolizei greife bei gefährlichem oder belästigendem Verhalten nicht ein.
Gespräche mit der Stadt seien erfolglos verlaufen, bedauert Ursula Mayer. Zweimal schon habe die BI im Römer vorgesprochen. „Passiert ist nichts.“ Es fehle „der politische Wille zur Befriedung“, vermutet Sahr. Und das Ordnungsamt sei überfordert. Die ersten Anwohnenden seien bereits weggezogen, denn der Krach halle von einer Uferseite zur anderen.
Die Beschwerden sind Ordnungsdezernentin Annette Rinn (FDP) bekannt. Allerdings seien die von der Stadt genehmigten Veranstaltungen alle „im Rahmen dessen, was dort stattfinden darf und zumutbar ist. Die Anwohnerseite wird berücksichtigt.“ Das hätten bereits Polizei und Ordnungsamt erklärt. Die einzigen regelmäßigen Veranstaltungen in dem Abschnitt seien die Sommerwerft und das Konzert des HR-Sinfonieorchester. Diese hielten sich an die gesetzlichen Vorgaben, so Rinn. Die Veranstaltungen am Walther-von-Cronberg-Platz dagegen gingen „nicht bis in die Abendstunden“.
Auch werde kontrolliert. Die zuständige Task Force der Stadt verfüge allerdings nur über ein bis zwei Streifen, räumt die Ordnungsdezernentin ein. Diese seien für das gesamte Stadtgebiet zuständig.
Frankfurt: Partyboote auf dem Main sind nicht genehmigungsbedürftig
Nicht jedoch für das Treiben auf dem Fluss. Beschwerden über die Partyboote habe es im vergangenen Jahr keine gegeben, heißt es aus dem Umweltamt. Zuständig auf dem Wasser ist das Regierungspräsidium Darmstadt. Dieses teilt mit, dass Partyboote auf dem Main nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz nicht genehmigungsbedürftig seien. In der Vergangenheit habe die Behörde Lärmmessungen anlassbezogen aufgrund von Beschwerden durchgeführt. „Dabei wurden bislang keine Überschreitungen von Grenzwerten festgestellt.“

Dass auch von den Fahrzeugen, die auf dem Wasser unterwegs sind, Krach ausgehen kann, ist Marisa Schneider vom Wasser- und Schifffahrtsamt Main bewusst. Vor allem bei höherem Tempo könne es laut werden. Doch auf dem Main gebe es keine Geschwindigkeitsbegrenzung. Lediglich in Abschnitten, wo Anlegestellen oder Bootsrampen liegen, müsse langsamer gefahren werden.
Solange ein Boot aber zugelassen sei und keinen Defekt habe, gebe es keine Handhabe, einzugreifen, so Schneider. Die Wasserschutzpolizei führe aber Kontrollen durch. Auch, dass sich etwa Jetskis und Ruderer nicht ins Gehege kommen. Unfälle gebe es kaum, und wenn, dann nur leichte. Schneider verweist zudem auf ein Urteil aus Köln. Dort hätten Anwohnende gegen den Lärm auf dem Rhein geklagt. Das Gericht habe geurteilt, dass der Lärm der Schifffahrt hinzunehmen sei. (Boris Schlepper)
Keine Geduld mehr für Partys: Stadt wie Anwohnerschaft machen sich vermehrt Gedanken, wie sie den nächtlichen Andrang auf Plätze im Nordend begrenzen können.