Rundgänge: Das Ostend entdecken

Führungen von „Into Design“ besuchen interessante Orte - in der ganzen Stadt. Zahlreiche Rundgänge während der Fashion Week
Die Inneneinrichter von Morgen Interiors muss man schon kennen, zufällig kommt man hier eher nicht vorbei. An der Rückseite der Lindleystraße, vis à vis vom Osthafen, arbeiten rund 25 Leute in Showroom und Schreinerei. Seit Ende der 90er Jahre plant das Team Häuser, Küchen und Büros. „Wir verkaufen und fertigen auch selbst Möbel an“, sagt Mitarbeiter Niko Martschenke, „etwa die großen Holztische aus Nussbaumholz oder dieses Sideboard“, und er zeigt in den großen Raum. Aber auch hippe Restaurants wie das Barshuka oder Hotels wie das Gekko Haus richten sie ein.
Morgen Interior ist einer von mehreren Stopps der Führung „Into Goldmans World“, der Reihe „Into Design – Festival für ästhetisches Stadtleben“. Bis Sonntag gibt es zahlreiche Touren anlässlich der Frankfurt Fashion Week in Frankfurt und Offenbach, die mit Expertinnen und Experten an versteckte Orte in der ganzen Stadt führen, in Ateliers schauen, Fahrradtouren anbieten oder backstage bei einer Modenschau zusehen.
Durchs Ostend geht es am Dienstag mit Loimi Brautmann, Mitgründer der Design-Agentur Urban Media Projects, die Into Design veranstaltet. Brautmann selbst, der zwar in Frankfurt geboren wurde, aber 17 Jahre in Tel Aviv lebte, bekam nach seiner Rückkehr seinen ersten Job auf der Hanauer Landstraße in einer Entsorgungsfirma. „Später habe ich dann in dem Restaurant des 25 Hours Hotels von Immobilienentwickler Ardi Goldmann gearbeitet.“
into design
Bis Sonntag finden Führungen in Frankfurt und Offenbach statt, Tickets gibt es auf der Website intodesign.city
Um Essen und Design , coole Shops und Leckereien dreht sich alles am Oederweg, Donnerstag, 23. Juni und Freitag 24. Juni von 13 bis 15 Uhr.
Frankfurter Kinogeschichte kann man bei einer Fahrradtour entdecken: Sonntag, 26. Juni, jeweils 15 und 18 Uhr; Treffpunkt: Mal Seh’n Kino, Adlerflychtstraße 6.
Backstage bei der Frankfurt Style Award Show im Lola Montez, Besuch der Morgen Interiors und des Atelier Frankfurt mit Tyrown Vincent, am Freitag, 24. Juni, 15 Uhr.
Um Electronic Music geht es bei der Führung mit DJ und Producer Sidney Späth, Stops etwa im Freud Club oder im Amp, Donnerstag, 23. und Freitag, 24. Juni, 16 Uhr und 18.30 Uhr.
Durchs Bahnhofsviertel mit Stopps in der Freitagsküche, im Restaurant Stanley Diamond mit Ausstellung von Lottermann & Fuentes geht es am Donnerstag, 23., Freitag, 24. und Samstag, 25. Juni, jeweils um 17 Uhr. FR
Und tatsächlich taucht Goldmann auch kurz vor seiner jüngsten Unternehmung „Fortuna Irgendwo“ auf dem Unionsgelände auf und erzählt eine ganze Menge. Seit März hat sein neuer Club, der den Untertitel „Heilanstalt für Nervenkranke“ trägt, geöffnet. In dem Backsteingebäude feierte man fast 15 Jahre im Kingkamehameha, 2013 schloss die Disco. Auch andere Clubs waren hier angesiedelt, die Sansibar, das 190 East und weiter oben auf der Hanauer der Cocoon Club. Dorthin ist nun das Zoom aus der Innenstadt gezogen. Über der Theke hängen bunt glitzernde Lampen, eine große Leinwand, an den Wänden ist viel los und auch den Balkon und das Wasserbassin aus früheren Zeiten gibt es noch.
Das Ostend ist immer noch im Wandel, auch wenn er langsamer geworden ist. Dort wo früher Gewerbe und Garagen waren, sind nun Büros und sogar ein Hotel. Das durchdesignte Lindley Lindenberg bietet seit 2019 rund 100 Zimmer. Und es läuft. „Wir beschweren uns nicht“, sagt Hotel-Eventmanagerin Lara Schatz. Sie führt die Gruppe vom 6. Stock bis ins Erdgeschoss, zeigt Dachterrasse, Gemeinschaftsküchen, einen Kräutergarten oder das vegane Restaurant Leuchtendroter. „Das Ostend boomt“ findet Schatz und sei auch tagsüber lebendig.
Einer der sich hier richtig gut auskennt, ist Ralf Haerth. Das Viertel ist „sein Baby“, seit 28 Jahren betreut er hier Unternehmen und macht PR für den Frankfurter Osten. Die Gruppe trifft ihn vor der East Garage, die auch Goldmann gehört. Hier stehen Oldtimer und wertvolle Autos, 200 Euro im Monat kostet ein Stellplatz, und alle sind vergeben. Die Hanauer Landstraße ist zwar nicht mehr nur Automeile, aber es gibt hier immer noch 40 Autofirmen, die einen Umsatz von einer Milliarde Euro machen, weiß Haerth.
Die Agenturen und Künstler, die sich anfangs ansiedelten, sind nicht alle mehr da, zu teuer sind die Mieten geworden. Dann kamen die Rechtsanwälte und Finanzdienstleister, „das war früher völlig undenkbar“. Auch entstehe immer mehr Wohnraum. In den letzten drei Jahren seien etwa 2400 Wohnungen geschaffen worden, in denen rund 4000 Menschen wohnen. Und die meisten seien hier „happy“.