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Rosskastanie soll in Frankfurt Zukunft haben

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Von: Steven Micksch

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Um es der Miniermotte schwer zu machen, sollte das Laub der Kastanien nicht liegen bleiben. Michael Schick
Um es der Miniermotte schwer zu machen, sollte das Laub der Kastanien nicht liegen bleiben. Michael Schick © Michael Schick

Die Stadt Frankfurt will trotz Schwierigkeiten durch Klimawandel und Schädlinge an der Baumgattung festhalten. Veränderungen sind aber geplant.

Es war in diesem Jahr wieder deutlich zu sehen: Im Frankfurter Stadtgebiet waren die Blätter der Kastanien häufig früher braun als die der anderen Laubbaumarten. Einer der Hauptgründe für die frühe Verfärbung ist seit mehreren Jahren die Rosskastanienminiermotte. Ein weiterer ist der nicht unerhebliche Wasserbedarf der Bäume. Doch hat der häufige Niederschlag in diesem Jahr den Kastanien geholfen?

Lena Berneburg, eine Sprecherin des Grünflächenamts, sagt: „Wir können keine Aussage treffen, ob mehr oder weniger Miniermotten im Jahr 2021 gelebt haben.“ Für die Tiere gebe es kein direktes Monitoring, wie alle Insekten unterliegen aber auch sie einer Populationsdynamik hinsichtlich Anzahl und räumlicher Ausbreitung. Grundsätzlich sei aber davon auszugehen, dass Starkregenereignisse kurz nach der Eiablage im Mai zur Verminderung der auftretenden Population des Jahres führen, weil ein Teil der Eier von der Blattoberseite abgewaschen werde.

Das Frankfurter Grünflächenamt erklärt, dass der Kleinschmetterling sehr spezialisiert ist und in der Regel die weißblühende Rosskastanie bevorzuge. Andere Kastanienarten aus dieser Gattung würden einen geringeren Befall aufweisen. Die weiblichen Tiere legen während der Blütezeit bis zu 100 Eier auf die Blattoberseite von Rosskastanien. Die schlüpfenden Raupen minieren die Blätter, so dass Fraßgänge innerhalb der Interkostallfelder erkennbar werden. Durch den Befall werden weitere Schaderreger eingebracht und diese Konstellation führt zu den Blattverfärbungen bis zur kompletten Verfärbung der Blätter. Das Absterben von Rosskastanien durch die Kastanienminiermotte sei bisher noch nicht bekannt.

Tipps für den Garten

Das Herbstlaub ihrer Rosskastanien sollten Privatpersonen gründlich sammeln und den örtlichen Entsorgungsbetrieben übergeben. Nicht auf den Kompost werfen!

Jungbäume sollten bei längeren Trockenperioden mit ausreichend Wasser versorgt werden.

Bei Neupflanzungen , sollte auf den Standort und die damit verbundene Pflanzenauswahl geachtet werden und auf weniger anfälligere Arten zurückgegriffen werden.

Eine gesunde Population der Vogelwelt, bevorzugt Meisen, führt zur Reduzierung der Rosskastanienminiermotten. Es empfiehlt sich daher das Aufhängen von Nistkästen. mic

Bei den Niederschlagswerten leiden die Rosskastanien noch immer unter den trockenen Jahren 2019 und 2020. Dort lagen die Niederschläge unter dem Wasserbedarf von 600 bis 1500 Millimetern pro Jahr. „Die Jahre waren sicherlich nicht förderlich für die Vitalität.“ Zudem könnten Rosskastanien verschiedene Pilzinfektionen bekommen, die durch die reduzierte Vitalität und die damit verbundene Abnahme von Abwehrmaßnahmen eine angestiegene Infektionsrate aufweisen. Durch die klimatischen Bedingungen hätten zudem Rindenkrankheiten wie zum Beispiel Pseudomonasbefall zugenommen. Dieser Befall führe in der Regel nach dem Absterben der Rinde zu Sekundärinfektionen unterschiedlicher Pilzarten und in letzter Konsequenz zum Absterben der Rosskastanien.

Um den circa 6400 städtischen Rosskastanien zu helfen, wird ihr Laub weitgehend abgesammelt und entsorgt, um den Befallsdruck der Miniermotte zu reduzieren. „Die Blätter dürfen nicht kompostiert, sondern müssen über den Weg der ,schwarzen Mülltonne‘ vernichtet werden“, sagt Berneburg. Bei Nach- und Neupflanzungen werden die rotblühende, die gelbblühende Rosskastanie oder auch andere Arten aus der Gattung Rosskastanie gepflanzt.

Pseudemonas befalle allerdings alle Arten der Rosskastanie, so dass es dadurch auch weiterhin zum Absterben einzelner Bäume kommen werde. Befallene Bäume könnten nur gefällt werden, damit sich das Bakterium nicht weiter verbreitet. Thermische Bekämpfung des lokalen Befalls kann, das hätten Untersuchungen gezeigt, die Bakterien abtöten und somit den Baum schützen. Die thermische Bekämpfung sei allerdings sehr komplex und es mangele an Anbietern und Ressourcen.

Die Rosskastanie ist ein gestalterisch prägender Baum für das Stadtgebiet. „Die Arten und Sorten werden weiterhin an ausgewählten Standorten gepflanzt, so dass diese Pflanzengattung auch in Zukunft in Frankfurt zu finden sein wird“, sagt Berneburg. Als Auswirkung des Klimawandels verschärfen sich die Lebensbedingungen vieler Stadtbäume. Vor der Herausforderung, die Biodiversität zu erhalten und zu fördern, werden auch weiterhin Kastanien gepflanzt.

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