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Römerbriefe: Volker, der Zerstörer

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Von: Sandra Busch, Georg Leppert

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Trägt jetzt Bart: Volker Stein.
Trägt jetzt Bart: Volker Stein. © peter-juelich.com

Die FDP sorgt für eine Krise in Frankfurt, weil ein alter Dezernent seine Kontakte spielen lässt. Und da geht noch mehr. Die FR-Glosse aus dem Frankfurter Römer.

Leppert: Es gibt Gerüchte, wir hätten unsere Leserinnen und Leser hinter das Licht geführt.

Busch: Ich weiß. Hinter vorgehaltener Hand erzählt man sich, wir hätten die „Römerbriefe“ in der vorigen Woche erst geschrieben, nachdem die FDP dem Koalitionsvertrag nicht zugestimmt hat.

Leppert: Aber das war doch mitten in der Nacht.

Busch: Eben. Aber böse Menschen glauben uns nicht, dass wir das alles vorhergesehen haben.

Mit Eigenlob ist das so eine Sache, liebe Freundinnen und Freunde der Kommunalpolitik. Wirkt ja meistens nichts so fürchterlich sympathisch. Aber dass wir in den „Römerbriefen“ vor einer Woche schon prophezeit haben, dass eine Partei dem Koalitionsvertrag nicht zustimmen werde, darauf sind wir ein kleines bisschen stolz. Und natürlich haben wir den Text geschrieben, bevor die FDP zu ihrem Parteitag in Zeilsheim zusammenkam. Das geht technisch gar nicht anders.

Wir wollen daraus aber auch keine große Sache machen. Im Übrigen ist natürlich nicht alles genauso gekommen, wie wir es vorhergesagt haben: Die CDU stört uns beim nächtlichen Döneressen und bittet uns, der SPD ein Koalitionsangebot zu machen, die Linke steigt morgens um 5 Uhr in den Koalitionspoker ein, zwei Stunden später versöhnen sich Baudezernent Jan Schneider (CDU) und seine designierte Nachfolgerin, Sylvia Weber (SPD). Da stimmt natürlich auch mal ein Detail nicht ganz. Denn versuchen Sie mal, nachts um eins in Zeilsheim einen Döner zu bekommen, noch dazu während einer Pandemie.

Es war aber echt ein krasser Parteitag, den die FDP da abgehalten hat. Letztlich ist der früherere Sicherheitsdezernent Volker Stein daran schuld, dass diese Stadt vorerst ohne Koalitionsvertrag dasteht. Er und seine Frau und seine Ex-Frau und sein Fanclub von den Jungen Liberalen haben die Stimmung gemacht. Und dann war da noch ein älterer Herr, der früher mal beim Arbeitsamt geschafft hat, der war auch gegen den Vertrag. Aber der hat gleich gesagt, wie wichtig er die „FAZ“ finde, da waren wir ein bisschen beleidigt. Jedenfalls fragen wir uns, was Volker Stein als Nächstes zerstört. Hier unser Ausblick:

Volker Stein verbietet das Gendern. Da hat er nämlich wieder ein paar Sprüche rausgehauen. Totaler „Schwachsinn“ sei das. Folglich setzt Stein durch: Die FDP tritt nur in eine Koalition ein, wenn in allen öffentlichen Dokumenten ausschließlich die männliche Form genutzt wird.

Auch die Karfreitagsruhe muss mal wieder richtig durchgesetzt werden. Unter Sicherheitsdezernent Markus Frank (CDU) ist es nämlich so: Wenn die Presse fragt, ob er Kontrollen des Tanzverbots plane, dann antwortet er nicht. Unter hinterher sagt er: Alles easy, alles gut gelaufen. Wir fanden das immer sehr cool und pragmatisch. Volker Stein aber schickt die Jungen Liberalen auf verdeckte Mission in die Clubs.

Und schließlich noch das Bahnhofsviertel. Schlimm, schlimm. Hat er ja schon gesagt, als er Oberbürgermeister werden wollte. Jetzt aber hat er auch eine Lösung für die Probleme. In den Koalitionsvertrag kommt die Forderung eines „Neustarts“. Dazu werden die Häuser im Viertel unter FDP-Mitgliedern versteigert. Und danach kann jeder in der Stadt das Wort Gentrifizierung buchstabieren.

Sandra Busch und Georg Leppert gehören zum Römer-Team der FR, das aus dem Frankfurter Rathaus berichtet. Frühere Römerbriefe gibt es unter www.fr.de/roemerbriefe.

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