Römerbriefe: Sitzungen mit Wumms

Ein Baby ist im Ausschuss zu Gast – und es wird über Kinderbetreuung diskutiert. Es sollte mehr Sitzungen geben, in denen Themen auf besondere Art hervorgehoben werden. Die FR-Kolumne aus dem Frankfurter Rathaus.
Busch: Wenn es mal wieder um die Eintracht in einer Plenarsitzung geht ...
Leppert: ... dann sollten schon Fahnen da hängen.
Busch: Der Polizeichor könnte spielen.
Leppert: Endlich mal eine Sitzung mit Wumms.
Es war ein Baby im Ausschuss, liebe Freundinnen und Freunde der Kommunalpolitik. Grünen-Fraktionsvorsitzende Tina Zapf-Rodriguez brachte diese Woche ihr Kind mit in den Haupt- und Finanzausschuss. Als Grünen-Politiker Anton Hofreiter im vergangenen Jahr sein Baby in den EU-Ausschuss des Bundestags mitbrachte, sorgte das für Diskussionen. Von Inszenierung war die Rede, von nicht kindgerecht. Andere applaudierten, und eine Geschlechterdebatte wurde auch aufgemacht. Das wollen wir hier nicht tun. Zum einen bringt sowieso niemand sein Kind aus Spaß mit zur Arbeit, das ist es nämlich wahrlich nicht, meist geht schlicht ein Betreuungsplan schief. Zum anderen sollten familienfreundliche Zustände in der Politik einfach normal sein, um Eltern Teilhabe zu ermöglichen. Und wenn Politiker:innen bei Entscheidungsfindungen mal so ein wahrhaftiges Kind sehen, kann das nicht schaden.
Warum wir das erzählen? Weil es sich im Haupt- und Finanzausschuss begab, dass das Baby just in einer Sitzung dabei war, in der es um Kinderbetreuung ging. Tagesmütter waren zu Gast, forderten eine bessere Bezahlung. Welch eine Ergänzung. Baby da – Diskussion über Kinderbetreuung. Das brachte uns auf die Idee, wie in Sitzungen Themen einfach viel besser hervorgehoben werden könnten. Selbstverständlich lassen wir Sie an diesen Ideen für Sitzungen mit Wumms teilhaben:
Diskussion über die Städtischen Bühnen: Es geht hoch her. Wo, wie, für wie viel Geld sollen die Städtischen Bühnen gebaut werden? Freuen können sich die Stadtverordneten während der Debatte über eine von Thomas Bäppler-Wolf (SPD) vorgetragene Arie. Er gibt „Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“ zum Besten.
Debatte über die Feuerwehr: Den Brandschützern fehlt Personal. Ordnungsdezernentin Annette Rinn (FDP) streitet in der Sitzung leidenschaftlich für mehr Geld für Stellen, malerisch eingerahmt von flammenden Wunderkerzen, die ihre Mitarbeiter:innen entzündet haben. Aber nun, dieser Funke ... dieses Taschentuch ... diese vielen Papierstapel mit Anträgen auf den Tischen der Stadtverordneten ... Einstimmig wird noch im Rauch mehr Geld für die Feuerwehr beschlossen. Die Feuerwehr kommt.
Diskussion über fahrradfreundliche Nebenstraßen: Die Fronten in der Debatte sind verhärtet. Die CDU baut mit Holzzäunen Diagonalsperren im Plenum nach, damit die Stadtverordneten nur noch auf Umwegen zu ihren Plätzen kommen. Die SPD lässt sich davon nicht beirren, läuft einfach die neuen Wege. Andere haben von der Aktion vorher Wind bekommen: Die Grünen bringen Pflanzen mit und begrünen die Zäune, die FDP sägt Durchgänge hinein.
Entscheidung über die Waffenverbotszone im Bahnhofsviertel: Man beharkt sich, auch in der Koalition herrscht keine Einigkeit. Zur entscheidenden Sitzung kommt Volker Stein (FDP) vorbei, einst Frankfurter Ordnungsdezernent. Der Oberst der Reserve hat etwas mitgebracht. Ein kleines Arsenal aus Beständen der Bundeswehr. Es kommt zu ... Nein, sagen wir es so: Alle überleben.
Sandra Busch und Georg Leppert gehören zum Römer-Team der FR, das
aus dem Frankfurter Rathaus berichtet. Frühere Römerbriefe gibt es unter www.fr.de/roemerbriefe.