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Römerbriefe: Politik mit Fußnote1

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Von: Sandra Busch, Georg Leppert

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Im Zentrum der Macht braucht es manchmal auch Fußnoten.
Im Zentrum der Macht braucht es manchmal auch Fußnoten. © ROLF OESER

1) Unsere erste Fußnote in der elfjährigen Geschichte der Römerbriefe. Danke dafür, Peter Feldmann. Die FR-Kolumne aus dem Frankfurter Römer.

Busch: Wie viele Fußnoten hast du in deiner Examensarbeit gesetzt?

Leppert: Bestimmt 300. Die erste lautete: „Der besseren Lesbarkeit halber wird in dieser Arbeit bei gemischten Gruppen (etwa Richterinnen und Richter) stets die männliche Form verwendet. Frauen sind mitgemeint.“

Busch: Bitte?

Leppert: So war das bei uns Jurist:innen vor 25 Jahren.

Derartige Fußnoten sind mittlerweile eher unüblich. Und das begrüßen wir ausdrücklich, liebe Freundinnen und Freunde der Kommunalpolitik. Grundsätzlich hat die Fußnote aber nichts von ihrer Bedeutung verloren. Das findet offenbar auch Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD). Der teilt schriftlich mit, er werde in dem Korruptionsprozess gegen ihn seine Unschuld beweisen. „Ich kann guten Gewissens sagen: Mein Wohlwollen ist nicht käuflich“, so Feldmann. Und weiter: „Dieser Satz gilt ohne Fußnoten.“

Das ist wirklich interessant, denn bisher dachten wir, was unsere Politiker:innen so sagen, gelte immer ohne Fußnoten. Wir haben auch nie welche entdeckt. Aber jetzt wird uns einiges klarer. Vieles von dem, was im Römer gesagt wurde oder in Zukunft gesagt wird, erschließt sich nur mit der Fußnote. Auf die werden wir in Zukunft verstärkt achten. Wir haben uns schon mal Gedanken darüber gemacht, wer sich in Zukunft wie und vor allem mit welcher Fußnote äußern wird.

Stadträtin Eileen O’Sullivan (Volt) sagt: „Termine auf den Bürgerämtern können auf der Internetseite der Stadt Frankfurt vereinbart werden.“ Fußnote: „Manchmal aber auch nicht. Genau genommen fast nie. Angeblich morgens um 7 Uhr, aber das klappt auch oft nicht.“

Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne): „Als Teil der Koalition stehe ich hinter dem Ausbau der Autobahn A661.“ Fußnote: Links zu ungefähr 200 Studien, die belegen, dass ein Autobahnausbau in diesen Zeiten totaler Irrsinn ist.

Bildungs- und Baudezernentin Sylvia Weber (SPD): „Ich freue mich, dass wir in diesem Herbst – schon zweieinhalb Jahre nach Beginn der Pandemie – 140 Frankfurter Schulen mit Luftfiltern ausstatten.“ Fußnote: „Corona ist noch nicht vorbei (Karl Lauterbach)“

Ordnungsdezernentin Annette Rinn (FDP): „Liebe Partygäste auf dem Friedberger Platz! Bitte verlassen Sie diesen Platz mit Einbruch der Dunkelheit zügig! Bitte nehmen Sie Ihren Müll mit! Bitte bewegen Sie sich aus Rücksicht auf die Anwohnenden möglichst geräuscharm! Bitte gehen Sie auf keinen Fall zum Luisenplatz! Bitte begeben Sie sich auf direktem Weg zur Hauptwache, wo wir eine Party-Arena für Sie aufgebaut haben!“ Fußnote: „Für die Fahrt dorthin gilt das Neun-Euro-Ticket, alternativ können Sie am Nibelungenplatz nochmal tanken. Mit Tankrabatt.“

Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner-Gölbasi (Grüne): „Ruhe! Hinsetzen“ Nicht schwätzen! Keine Zwischenrufe! Ist das klar geworden?“ Fußnote: Strafenkatalog mit Neufassung des Paragrafen 19a: „Wer dreimal stört, schreibt das Protokoll der Sitzung - in Schönschrift.“

Sandra Busch und Georg Leppert gehören zum Römerteam der FR, das

aus dem Frankfurter Rathaus berichtet. Frühere Römerbriefe gibt es unter www.fr.de/roemerbriefe.

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